Lesen heißt Zuhören & TikTok heißt Geopolitik
Shownotes
Warum verlernen öffentliche Intellektuelle das Zuhören? Und warum bedeutet die neue TikTok-Übernahme eine mögliche politische Zensur? Darüber sprechen wir als aufrechte Demokraten.
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00:00:00: Ole Liebl: Hallo Ole.
00:00:00: Simon David Dressler: Hallo Simon. Hallöchen. Wie geht's dir?
00:00:04: Ole Liebl: Mir geht's sehr gut. Ich bin ganz gespannt. Heute ist wieder Sonntag und das
00:00:08: Ole Liebl: bedeutet in meinen Augen, dass du heute wieder Pilze sammeln warst.
00:00:11: Simon David Dressler: Ich war tatsächlich Pilze sammeln.
00:00:13: Ole Liebl: Wirklich?
00:00:14: Simon David Dressler: Ja, wir haben einen unfassbaren Pilzespot gefunden.
00:00:17: Simon David Dressler: Und zwar am Bahnhof ist so Erde aufgeschüttet und da wachsen ein paar Birken an diesem Hang.
00:00:24: Simon David Dressler: Und an diesem Bahnhofshang mit den Birken, wir haben wirklich den ganzen Korb
00:00:29: Simon David Dressler: voll. Das ist total geil.
00:00:31: Ole Liebl: Crazy.
00:00:32: Simon David Dressler: Also viele Birkenpilze offensichtlich. Ja. Und ja, Steinpilze nicht,
00:00:35: Simon David Dressler: die wurden schon gepflückt.
00:00:37: Simon David Dressler: Aber ja, ist ja auch egal. Auf jeden Fall viele schöne Pilze.
00:00:39: Simon David Dressler: Wenn wir die Aufnahme hier beendet haben, werde ich auch sofort in die Küche
00:00:43: Simon David Dressler: und die Pilze fertig putzen und dann Pilzpfanne machen.
00:00:47: Ole Liebl: Na, ich sag mal so, der frühe Ole sammelt den Pilz und auch den Steinpilz.
00:00:52: Simon David Dressler: Ja, auf jeden Fall ein bisschen früher, ein bisschen spät dran,
00:00:54: Simon David Dressler: aber es ist ein gutes Jahr.
00:00:56: Ole Liebl: Okay, okay, sehr gut. Ja, ich freue mich. Hast du ein schönes Thema mitgebracht?
00:01:01: Simon David Dressler: Ich habe eins mitgebracht, aber ich glaube, du bist dran, oder?
00:01:04: Ole Liebl: Nee, in der letzten Folge war ich zuerst.
00:01:08: Simon David Dressler: Du zuerst, stimmt.
00:01:09: Ole Liebl: Dann habe ich aber davor vielleicht noch, ich habe in der letzten Folge viel über Flair gesprochen.
00:01:15: Ole Liebl: Und ich wollte nur bemerken, ich finde das sehr lustig, dass Flair anscheinend
00:01:19: Ole Liebl: zeitgleich mit uns ein Podcast gestartet hat.
00:01:23: Simon David Dressler: Oh. Und ist er auf uns aufmerksam geworden? Hat er sofort besprochen?
00:01:28: Ole Liebl: Nee, das will ich jetzt nicht sagen. Aber ich würde halt einfach sagen,
00:01:33: Ole Liebl: great minds think alike.
00:01:38: Simon David Dressler: Ich weiß noch nicht mal, ob ich das so stehen lassen kann, aber...
00:01:40: Ole Liebl: Nein, nein, nein.
00:01:41: Simon David Dressler: Hast du den Podcast angehört mit Flair?
00:01:43: Ole Liebl: Nein, nein.
00:01:46: Simon David Dressler: Hatte ich jetzt schon sowas?
00:01:47: Ole Liebl: Ich möchte mich mit Flair nicht gemein machen.
00:01:52: Ole Liebl: Keine Ahnung, vielleicht sind wir ja bald irgendwie eines Tages Gast bei ihm im Podcast oder so.
00:01:57: Simon David Dressler: Ich möchte es nicht hoffen.
00:01:58: Ole Liebl: Okay, gut. Dann hätten wir auch das.
00:02:03: Simon David Dressler: Du schau mal, ich habe in acht Tagen meine finale, finale Buchabgabe.
00:02:10: Simon David Dressler: Deswegen war ich in der letzten Zeit sehr viel damit beschäftigt zu schreiben
00:02:15: Simon David Dressler: und deswegen habe ich mir über Schreiben Gedanken gemacht und deswegen würde
00:02:19: Simon David Dressler: ich heute mit dir gerne über Schreiben sprechen.
00:02:21: Ole Liebl: Toll, ich freue mich.
00:02:22: Simon David Dressler: Weil ich habe ja erst mal angefangen zu schreiben, weil ich viel gelesen habe.
00:02:27: Simon David Dressler: Einfach weil die Gedanken, die ich mir so gemacht habe, immer dichter wurden.
00:02:31: Simon David Dressler: Ich habe ja nie irgendwie Romane oder so etwas geschrieben, also keine Geschichten,
00:02:34: Simon David Dressler: sondern wirklich habe gemerkt, ich muss anfangen, das, worüber ich mir Gedanken
00:02:38: Simon David Dressler: mache, irgendwie zu Papier zu bringen, damit es mit dem Kopf draußen ist.
00:02:41: Simon David Dressler: Und so hat sich das immer mehr ergeben, dass ich angefangen habe, Notizen zu schreiben.
00:02:47: Simon David Dressler: Aus Notizen wurden kurze Abhandlungen, aus Abhandlungen wurden Kapitel,
00:02:51: Simon David Dressler: Aus Kapitel wurde ein Bücher.
00:02:54: Simon David Dressler: Und genau, mein zweites Buch kommt ja eben im März dann so raus.
00:02:58: Simon David Dressler: Und ja, Schreiben ist mittlerweile ein fester Bestandteil von meinem Leben geworden.
00:03:01: Simon David Dressler: Also ich schreibe jeden Tag.
00:03:04: Simon David Dressler: Und das ist mir auch wichtig, dass ich da dranbleibe. Und das ist wie so eine
00:03:07: Simon David Dressler: Routine. Also ich werde ein bisschen nervös, wenn ich nicht schreiben kann jeden Tag.
00:03:11: Simon David Dressler: Jetzt nicht so Stephen King-mäßig, dass ich jetzt irgendwie fünf Stunden am Tag durchschreibe.
00:03:15: Simon David Dressler: Aber einfach so eine gewisse Konstanz zu haben, das ist sehr,
00:03:18: Simon David Dressler: sehr wichtig. Und auch wenn ich früher angefangen habe zu schreiben,
00:03:22: Simon David Dressler: weil ich viel gelesen habe, würde ich auch heute noch sagen,
00:03:24: Simon David Dressler: das Schreiben immer zuallererst heißt, dass ich lese.
00:03:29: Simon David Dressler: Es geht dem Schreiben also voraus. Natürlich bin ich jetzt Sachbuch,
00:03:33: Simon David Dressler: also ich schreibe Sachbücher, das heißt, ich brauche da viele Informationen,
00:03:37: Simon David Dressler: die muss ich natürlich irgendwo gelesen haben, deswegen gehört das auch zum
00:03:40: Simon David Dressler: Schreiben eines Sachbuchs dazu.
00:03:42: Simon David Dressler: Aber unabhängig davon, was ich jetzt da lese, finde ich es auch wichtig,
00:03:46: Simon David Dressler: Bücher zu lesen, weil sie mir eine Form von Didaktik mitgeben,
00:03:49: Simon David Dressler: also wie eigentlich ein Text aufgebaut ist.
00:03:52: Simon David Dressler: Deswegen ist es auch unabhängig von den Themen, die ich bearbeite,
00:03:56: Simon David Dressler: mir wichtig immer wieder auch Philosophie zu lesen oder ökonomische Sachbücher.
00:04:02: Simon David Dressler: Ich lese gelegentlich Romane oder Lyrik. Gerade bin ich an Schopenhauer dran.
00:04:06: Simon David Dressler: Nicht, dass ich jetzt sagen würde, oh toll, ich muss jetzt unbedingt was über
00:04:09: Simon David Dressler: die Erkenntnistheorie von Schopenhauer erfahren oder seine Metaphysik,
00:04:13: Simon David Dressler: sondern es ist die Art und Weise, wie er seinen Text aufbaut, der mich interessiert.
00:04:17: Simon David Dressler: Die Art und Weise, wie er sich Gedanken gemacht hat.
00:04:21: Simon David Dressler: Also mir ist es weniger wichtig, was da eigentlich gesagt wird,
00:04:24: Simon David Dressler: sondern wie es gesagt wird.
00:04:26: Simon David Dressler: Ich möchte einen Text sowohl lesen als auch schreiben, den man halt eben gerne
00:04:31: Simon David Dressler: hört, den man gerne liest.
00:04:33: Simon David Dressler: Und dann kann man ja nicht anfangen mit so Definition 1, Definition 2,
00:04:37: Simon David Dressler: Definition 3 und dann baut man da irgendwie seine Welt zusammen.
00:04:40: Simon David Dressler: Das ist ja ein schlechter Stil. Und ich glaube auch nicht, dass...
00:04:44: Simon David Dressler: Das Schreiben und sich Dinge erzählen oder Informationen vermitteln so funktioniert.
00:04:49: Simon David Dressler: Ich bin mit einer Modedesignerin zusammen, deswegen denke ich vielleicht auch
00:04:53: Simon David Dressler: viel so in diesen Begriffen von Weben, Nähen, Stricken, aber ein Text,
00:04:59: Simon David Dressler: und ich glaube, das ist auch ein Bild, was jetzt auch nicht ganz so wahnsinnig
00:05:01: Simon David Dressler: neu ist, aber ist für mich wie ein Gewebe.
00:05:05: Simon David Dressler: Also, es ist ja ein erstmal zweidimensionaler Faden, mit dem du anfängst,
00:05:10: Simon David Dressler: oder andersrum, bei einem Weben ist es so, dass du erstmal einen Webstuhl aufbauen
00:05:12: Simon David Dressler: musst, bei meinen alten TikTok-Videos war auch immer ein Webstuhl in meinem
00:05:16: Simon David Dressler: Hintergrund. Ich weiß nicht, wer das noch weiß in meinem alten Zimmer.
00:05:19: Ole Liebl: Ich weiß das noch.
00:05:19: Simon David Dressler: Ja, du weißt das noch. Du kennst ihn ja auch live von den Farben.
00:05:22: Simon David Dressler: Das war ein richtig riesiges Teil.
00:05:23: Simon David Dressler: Also bevor man überhaupt anfängt zu weben, einen Text zu weben,
00:05:26: Simon David Dressler: muss man ja erstmal das Gerüst bauen. Also in diesem Falle ein Webstuhl.
00:05:30: Simon David Dressler: Das hat, ja, das braucht sehr viel Feinarbeit und Tuning, damit das alles dann steht.
00:05:34: Simon David Dressler: Und dann fängt das ja an mit einem Faden, der gesponnen wird.
00:05:37: Simon David Dressler: Und der Faden ist ja zweidimensional. Also wie ein Satz, der hat einen Anfang
00:05:40: Simon David Dressler: und ein Ende, der wird von links nach rechts gelesen.
00:05:42: Simon David Dressler: Und Die Kunst besteht darin, wie man diesen Faden so hin und her führen kann,
00:05:46: Simon David Dressler: dass er ein dichtes Gewebe ergibt, was trägt und vielleicht ein Muster oder
00:05:50: Simon David Dressler: eine Textur entwickelt, die einen irgendwie anregt und stimuliert, wo irgendwas passiert.
00:05:57: Simon David Dressler: Das heißt, für mich ist das Schreiben ganz ähnlich.
00:06:00: Simon David Dressler: Ich fange erstmal so ganz handwerklich an mit dem Gerüst und recherchiere halt Muster.
00:06:04: Simon David Dressler: Dann fange ich an, das irgendwie aufzubauen und dann schreibe ich so die ersten
00:06:08: Simon David Dressler: Sätze, wie so diesen Faden, den ich so durch den Webrahmen ziehe und plötzlich
00:06:13: Simon David Dressler: entsteht was und es bekommt so eine gewisse Richtung.
00:06:16: Simon David Dressler: Da habe ich noch überhaupt nichts definiert. Ich finde beim Schreiben ist es
00:06:19: Simon David Dressler: wichtig, erstmal in so eine grobe Richtung zu stoßen und wenn die Leute da angekommen
00:06:23: Simon David Dressler: sind und man merkt, ah, darum geht es, ah, da möchte ich ungefähr hin,
00:06:26: Simon David Dressler: dann kann man erst anfangen, die Begriffe, die man verwendet, zu schärfen.
00:06:30: Simon David Dressler: Also ich glaube, so Begriffsdefinitionen zum Beispiel setze ich lieber in die
00:06:33: Simon David Dressler: Mitte eines Textes Und dann wieder mit den geschärften Definitionen,
00:06:36: Simon David Dressler: die aber erstmal aus diesem richtungslosen Gewebe erwachsen,
00:06:39: Simon David Dressler: dann reinzugehen und wirklich nochmal nachzuschärfen.
00:06:45: Simon David Dressler: Egal, da kann ich lange drüber reden, aber ich will einfach damit sagen,
00:06:48: Simon David Dressler: dass Lesen und diese Vorbereitung immer dem Schreiben vorausgeht.
00:06:52: Simon David Dressler: Und für mich bedeutet Lesen grundsätzlich erstmal nur zuzuhören.
00:06:59: Simon David Dressler: Und das ist was, was ich allgemein auch schätze, wenn ich schreibe.
00:07:02: Simon David Dressler: Wenn ich schreibe, muss ich lesen und wenn ich lese, muss ich zuhören.
00:07:06: Simon David Dressler: Das klingt irgendwie so sehr einfach, aber ich glaube, es ist wichtig,
00:07:10: Simon David Dressler: sich immer wieder zu vergewissern, dass das Zuhören eine total wichtige und große Kunst ist.
00:07:15: Simon David Dressler: Ich habe jetzt letztens ein sehr langes Telefonat, auch mitten in der Nacht
00:07:20: Simon David Dressler: irgendwie, geführt mit Wolfgang M.
00:07:21: Simon David Dressler: Schmidt, den wir ja beide auch kennen, verehrter Postcast-Kollege.
00:07:24: Simon David Dressler: Und wir haben über Michel Friedmann gesprochen.
00:07:28: Simon David Dressler: Also Michel Friedmann war ja lange Vorsitzender vom Zentralrat der Juden,
00:07:32: Simon David Dressler: ist Publizist, Lyriker, Moderator, Talkmaster, Studierter, Jurist,
00:07:37: Simon David Dressler: also offenkundig ein hochgradig intelligenter Mann.
00:07:41: Simon David Dressler: Und der war mit Wolfgang zusammen auf einem Panel und die haben da irgendwie gesprochen.
00:07:46: Simon David Dressler: Und wir wissen auch alle, dass Michael Friedmann ein krasser Narzisst ist.
00:07:49: Simon David Dressler: Also er hört sich auch wahnsinnig gerne selber reden.
00:07:51: Simon David Dressler: Aber Wolfgang meinte so, es war so ein bisschen grotesk jemandem zuzusehen,
00:07:56: Simon David Dressler: der offensichtlich sehr viel in seinem Leben gelesen hat und auch sehr viel
00:07:59: Simon David Dressler: weiß und es auch sehr gut verarbeiten kann, aber verlernt hat zuzuhören.
00:08:06: Simon David Dressler: Der einfach überhaupt nicht mehr zuhört. und einfach nur noch redet, redet, redet, redet.
00:08:11: Simon David Dressler: Und alles, was ihm entgegengebracht wird, wird nur immer verarbeitet,
00:08:15: Simon David Dressler: um seinem Weltbild, seiner Meinung zu entsprechen.
00:08:18: Simon David Dressler: Also er kann sich überhaupt nicht mehr einlassen auf die Meinung von anderen Leuten.
00:08:22: Simon David Dressler: Und ein ähnliches Bild sehe ich zum Beispiel bei Ulf Poschardt,
00:08:25: Simon David Dressler: die ist ja deine Lieblingshassfigur.
00:08:28: Simon David Dressler: Ich meine, der ist Herausgeber seit letztem Jahr von der Welt,
00:08:33: Simon David Dressler: von Politico und von Business Insider, also alles eben Springer-Medien.
00:08:37: Simon David Dressler: Aber der hat ja mal eine Doktorarbeit über DJ-Kultur verfasst.
00:08:41: Ole Liebl: Eine Doktorarbeit, die du mir geschenkt hast. Die ich dir geschenkt habe.
00:08:45: Simon David Dressler: Kamst du mal dazu, dich zu lesen oder reinzublättern?
00:08:48: Ole Liebl: Ja, ich habe mal so die ersten Seiten gelesen. Also es ist eine...
00:08:51: Ole Liebl: Ich habe mir auch vorgenommen, ich werde es noch komplett lesen.
00:08:54: Ole Liebl: Ich habe mir als nächstes Buch... Ich habe ja so gut wie alle Bücher von ihm
00:08:58: Ole Liebl: bei mir hier. Das wissen viele nicht.
00:09:00: Ole Liebl: Ich bin wirklich, würde ich sagen,
00:09:04: Ole Liebl: so eine... Ich will nicht sagen Hyperfixation, aber von allen Rechten.
00:09:07: Ole Liebl: Ist in Deutschland. Ulf Posch hat, glaube ich, mein,
00:09:11: Ole Liebl: die Person, auf die ich die meiste Aufmerksamkeit bisher verschwendet habe.
00:09:14: Ole Liebl: Und ich sage wirklich verschwendet, weil...
00:09:15: Simon David Dressler: Und das finde ich ja wirklich faszinierend, weil ich finde es wirklich verschwendet,
00:09:18: Simon David Dressler: weil, also, für mich ist Ulf Poschert ein unfassbar langweiliger Schwätzer.
00:09:22: Simon David Dressler: Also, er redet wahnsinnig viel und er ist auch super klug.
00:09:27: Simon David Dressler: Er ist ja offensichtlich intelligent, aber er ist einfach langweilig,
00:09:29: Simon David Dressler: weil er keinen originellen Gedanken hervorbringt.
00:09:32: Simon David Dressler: Keinen. Er kann immer nur reagieren und sich abreagieren und sich aufregen.
00:09:37: Simon David Dressler: Der bringt aber überhaupt nichts hervor.
00:09:38: Simon David Dressler: Er ist einfach nur die totale Abrissbirne und glaubt dann, damit die Sicht frei
00:09:42: Simon David Dressler: zu machen, also so irgendetwas wie Freiheit zu schaffen, indem er alles abreißt,
00:09:46: Simon David Dressler: was sich ihm in den Weg stellt. Ich kann daran nichts originell finden.
00:09:48: Ole Liebl: Also ich finde auch nicht unbedingt ihn oder seine Gedanken originell und interessant,
00:09:54: Ole Liebl: sondern eher was er halt repräsentiert.
00:09:57: Ole Liebl: Also dass er, würde ich sagen, schon in gewisser Weise die intellektuelle Speerspitze
00:10:04: Ole Liebl: der deutschen Rechten oder Rechtslibertären verkörpert.
00:10:08: Ole Liebl: Und das ist ein unfassbares Armutszeugnis für die rechte Szene,
00:10:13: Ole Liebl: dass so jemand quasi die intellektuelle Galleonsfigur ist.
00:10:18: Ole Liebl: Aber ich denke mir da halt immer so irgendwie unter den Blinden ist der einäugige König.
00:10:24: Ole Liebl: Also jemand, der halt einfach ein paar Bücher,
00:10:27: Ole Liebl: irgendwie hingeschrieben bekommt, der zählt dann halt als Intellektueller.
00:10:31: Ole Liebl: Und ich habe jetzt so, ich habe vier Bücher von ihm hier, also seine Dissertation,
00:10:38: Ole Liebl: das Buch namens Cool, das werde ich als nächstes lesen, weil da haben wir in
00:10:43: Ole Liebl: der letzten Folge darüber gesprochen, wie so ein politischer Begriff von Coolness
00:10:47: Ole Liebl: eigentlich aussehen kann und mich interessiert dann doch irgendwie, was so ein Rechts,
00:10:52: Ole Liebl: in Anführungszeichen, Intellektueller darüber zu sagen hat, was seine Version
00:10:55: Ole Liebl: von Coolness eigentlich ist.
00:10:58: Ole Liebl: Und dann habe ich das Buch Mündig hier. Das habe ich gelesen.
00:11:03: Ole Liebl: Es geht um so seinen Begriff von irgendwie Mündigkeit. Also was ein mündiger Bürger ist.
00:11:09: Ole Liebl: Und es ist so, er beschreibt einfach
00:11:14: Ole Liebl: ganz viel, was ihm so gefällt und das definiert er dann halt als mündig.
00:11:19: Ole Liebl: Und ich habe so ein bisschen die Befürchtung, das Buch über Coolness wird genauso, dass er einfach.
00:11:28: Ole Liebl: Ganz vage beschreibt, was ihnen so interessiert und gefällt.
00:11:32: Ole Liebl: Zum Beispiel irgendwie Formel-1-Rennfahrer findet er ganz cool,
00:11:35: Ole Liebl: weil so die fahren schnell und die leben irgendwie so auf der Kante,
00:11:39: Ole Liebl: weil die können das Auto ja noch kontrollieren, aber fast nicht mehr und das
00:11:44: Ole Liebl: ist irgendwie interessant.
00:11:45: Ole Liebl: Und das bedeutet dann irgendwie Mündigkeit. Also er nimmt irgendwie einen Begriff,
00:11:50: Ole Liebl: zum Beispiel jetzt mündig, und nimmt dann irgendwelche Konzepte,
00:11:54: Ole Liebl: die er halt cool findet und dann sind die halt Ein Zeichen von Mündigkeit.
00:11:59: Ole Liebl: Und sein neuestes Werk, Shitbürgertum, habe ich natürlich auch gelesen.
00:12:03: Ole Liebl: Da habe ich auch ein Review-Video auf meinem Kanal gemacht.
00:12:08: Ole Liebl: Und ich habe es neulich gesehen, das Buch kam in einfacher Sprache raus.
00:12:16: Simon David Dressler: Shitbürgertum?
00:12:17: Ole Liebl: Ja, Shitbürgertum. Nein! Shitbürgertum ist in einer neuen Version erschienen, in einfacher Sprache.
00:12:22: Simon David Dressler: Aber wer hat die veranlasst?
00:12:24: Ole Liebl: Er. Okay, das ist sehr interessant. Ich könnte natürlich jetzt wirklich eine
00:12:29: Ole Liebl: low-hanging fruit nehmen und sagen.
00:12:32: Simon David Dressler: Wenn, also Du müsstest eigentlich noch ein Review in eigener Sprache,
00:12:37: Simon David Dressler: in einfacher Sprache machen.
00:12:38: Ole Liebl: Naja, Shitbürgertum in einfacher Sprache, wie viel einfacher kann es denn sein?
00:12:45: Ole Liebl: Aber ich würde es tatsächlich, also naja, ich werde es wahrscheinlich sowieso
00:12:48: Ole Liebl: lesen, weil ich einfach so morbide, neugierig bin.
00:12:51: Ole Liebl: Aber naja. Alter, wo waren wir jetzt nochmal? Ulf Poschert.
00:12:54: Simon David Dressler: Ja, ich hatte das in dem Zusammenhang gesagt, weil ich das so sehe,
00:12:58: Simon David Dressler: das sind so Leute, die sind hauptberuflich Meinungsmacher.
00:13:01: Simon David Dressler: Also der ihr Job ist es, immer und allzeit eine Perspektive zu haben und diese anderen zu vermitteln.
00:13:08: Simon David Dressler: Und ich glaube, dass diese Eigenschaft, immer eine Meinung zu haben und sie
00:13:13: Simon David Dressler: immer hinaus zu besaunen, wirklich ein Problem ist auf Dauer,
00:13:17: Simon David Dressler: weil du keine originellen Gedanken mehr fassen kannst.
00:13:19: Simon David Dressler: Und diese Originalität wäre zum Beispiel ein Buch, das ich mir immer wünschen
00:13:23: Simon David Dressler: würde von Ulf Poschert, weil ich glaube, da würde er sehr schnell in schmerzhafte Gefilde vorstoßen.
00:13:29: Simon David Dressler: Weil es gehört doch dazu, dass du dir eben, um einen originellen Gedanken zu
00:13:34: Simon David Dressler: fassen, dich immer wieder auch entfernen musst von dem, was du glaubst, was richtig ist.
00:13:41: Simon David Dressler: Also du musst dir eine Haltung auch immer wieder neu erarbeiten.
00:13:44: Simon David Dressler: Das heißt, andere Überzeugungen, andere Haltungen dir einfach mal anhören,
00:13:49: Simon David Dressler: Ohne sofort sie abzuurteilen und einzupressen in dein System und zu schauen, was das mit dir macht.
00:13:55: Simon David Dressler: Also es braucht auch Momente des Innerhaltens, das Zuhören. Und es braucht auch
00:13:59: Simon David Dressler: Momente des an sich Heranlassens.
00:14:01: Simon David Dressler: Und was ich da aber einfach nur sehe, ist so eine Verpanzerung der Monologe,
00:14:05: Simon David Dressler: die einfach nur noch irgendwie reagieren, reagieren, reagieren und es kommt
00:14:09: Simon David Dressler: aber nichts Neues daraus.
00:14:12: Simon David Dressler: Also das sind wie Sprechpuppen. Und ich finde das ganz fürchterlich anzuschauen,
00:14:16: Simon David Dressler: weil das gleichzeitig ja auch medial offensichtlich relativ erfolgreich ist.
00:14:20: Simon David Dressler: Weil das Personen sind, auf die man sich inhaltlich verlassen kann.
00:14:24: Simon David Dressler: Ich meine, Michel Friedmann, ich gehe jetzt definitiv nicht mit allen seiner
00:14:27: Simon David Dressler: politischen Texte, um Gottes Willen, aber der steht mir ja noch näher als Ulf Poschert.
00:14:30: Simon David Dressler: Also mit manchen Sachen bin ich mehr bei Michel Friedmann. Also es ist auch
00:14:33: Simon David Dressler: völlig unabhängig davon, ob ich die jetzt politisch mag oder nicht,
00:14:36: Simon David Dressler: oder ob ich ihnen zustimme.
00:14:37: Simon David Dressler: Aber es langweilt mich so sehr, wenn immer nur dasselbe kommt.
00:14:43: Simon David Dressler: Und das ist auch was, was mir oft bei so einem linken Denken so ein bisschen
00:14:47: Simon David Dressler: gegen den Strich geht. Wenn du da so eine ganz krasse Orthodoxie hast,
00:14:50: Simon David Dressler: bei Marx das immer so heftig.
00:14:51: Simon David Dressler: Und dann muss alles heilig gesprochen werden, was der alte Karl mal irgendwann
00:14:55: Simon David Dressler: gesagt hat oder was er angeblich gemeint haben könnte.
00:14:59: Simon David Dressler: Und das muss man dann irgendwie so anpassen und den letzten Briefverkehr mit
00:15:02: Simon David Dressler: irgendeinem Otto rauskramen, um zu sagen, ja guck da, da gibt es doch ganz deutliche
00:15:06: Simon David Dressler: Anzeichen, dass er auch an die Frauen und Schwarzen und Weiß Gott wegen gedacht hat.
00:15:09: Simon David Dressler: Und ich denke mir so, ja, okay, aber weiß ich nicht, seine Geldtheorie ist trotzdem
00:15:14: Simon David Dressler: im Großen und Ganzen veraltet und seine Werttheorie ist auch nur ein einzelnes
00:15:17: Simon David Dressler: Puzzlestück, was man braucht, um zu verstehen, was wert ist.
00:15:21: Simon David Dressler: Und das macht jetzt den nicht unbedingt schlechter, aber da merkt man so eine
00:15:25: Simon David Dressler: heiligen Verehrung oder so eine Orthodoxie, die mich irgendwie total abstößt.
00:15:29: Ole Liebl: Also ich schaue gerade bei, während wir diesen Podcast aufnehmen,
00:15:34: Ole Liebl: schaue ich auf meine gesammelten Marx-Engels-Werke in meinem Bücherregal, die ungefähr...
00:15:40: Ole Liebl: 30 Bände oder so und kann natürlich sagen, ich,
00:15:48: Ole Liebl: lehne diese Orthodoxie auch ab und sage, nicht alles sollte man lesen,
00:15:51: Ole Liebl: deshalb werde ich diese 30 Bände auch nie lesen.
00:15:54: Simon David Dressler: Nee, um Gottes Willen.
00:15:56: Ole Liebl: Nein, natürlich nicht. Also, ja, vielleicht, keine Ahnung, wenn wir irgendwie mal ganz lang gleich...
00:16:01: Simon David Dressler: Achso, die Orthodoxie besteht ja nicht darin, dass man jetzt nicht das Gesamtwerk
00:16:04: Simon David Dressler: von Marx lesen sollte, sondern es geht darum, die Art und Weise,
00:16:08: Simon David Dressler: wie Gedanken oder Kritik vorgetragen werden, wie man sie einpasst in das eigene System.
00:16:12: Simon David Dressler: Und wenn wichtiger ist, sich möglichst daran abzuarbeiten, dass Karl Marx auf
00:16:17: Simon David Dressler: jeden Fall in jeder Sache richtig gelegen hat, anstatt einfach erst mal zuzuhören,
00:16:22: Simon David Dressler: käme man vielleicht schneller wesentlich weiter.
00:16:24: Ole Liebl: Aber wie meinst du zuhören? Also wem? Also ihm oder anderen?
00:16:28: Simon David Dressler: Nee, anderen Leuten. Und dann Kritik mal zuzuhören.
00:16:32: Simon David Dressler: Ich finde das extrem wichtig, also um einfach interessant und von mir aus cool
00:16:37: Simon David Dressler: zu bleiben, um doch mal diese Wendung hinzukriegen.
00:16:42: Simon David Dressler: Also ich möchte doch Bücher schreiben oder Gedanken formulieren,
00:16:45: Simon David Dressler: die interessanten originell sind und für die muss ich Abstand von mir nehmen.
00:16:50: Simon David Dressler: Und das können manche Leute, die ich so in der Öffentlichkeit sehe, nicht mehr.
00:16:54: Simon David Dressler: Und ich sehe die vor allem in einem Spektrum, was nur von Aufregung lebt.
00:17:00: Simon David Dressler: Leute, die nur von Aufregung leben, sind nämlich nur am Reagieren.
00:17:03: Simon David Dressler: Und die sind nicht am selber etwas schaffen, die sind nur am Finger in die Wunde
00:17:06: Simon David Dressler: legen. Und das kann Ulf Poschert hervorragend.
00:17:08: Simon David Dressler: Oder Michelle Friedmann oder wie die alle heißen.
00:17:11: Simon David Dressler: Das ist ja auch eine Eigenschaft von so Empörungsunternehmern.
00:17:13: Simon David Dressler: Also die einfach gucken, wie können wir jetzt maximal polarisieren und dann machen die genau das.
00:17:18: Simon David Dressler: Aber sie hören nur noch zu, um selber mehr reden zu können.
00:17:23: Simon David Dressler: Und das ist kein Zuhören, wie ich mir das wünsche. Und auch nicht ein Zuhören,
00:17:26: Simon David Dressler: was ich kultivieren möchte, wenn ich schreibe. Indem ich lese.
00:17:30: Ole Liebl: Ich denke, das geht dann Hand in Hand eben mit so einer Veränderung von der Medienlandschaft.
00:17:37: Ole Liebl: Also für zum Beispiel um ein Buch zu schreiben muss man ja ganz andere Denkprozesse,
00:17:48: Ole Liebl: verkörpern und einfach imstande sein zu haben, als jetzt für ein TikTok-Video
00:17:55: Ole Liebl: oder so eine auch nur für eine Kolumne, die man irgendwie auf welt.de oder bild.de schreibt.
00:18:03: Simon David Dressler: Ich mag auch überhaupt gar keine SS schreiben, muss ich sagen.
00:18:05: Simon David Dressler: Ich werde immer wieder angefragt für Artikel.
00:18:07: Simon David Dressler: Ich mache das nur ganz, ganz selten. Ich habe, glaube ich, in meinem Leben drei
00:18:10: Simon David Dressler: Artikel geschrieben, weil ich es einfach nicht so gerne mag.
00:18:13: Simon David Dressler: Mir liegt diese Form nicht.
00:18:14: Simon David Dressler: Ich will irgendwie strukturiert, ich will das jetzt gar nicht abwerten,
00:18:17: Simon David Dressler: oder so, also wenn Leute Artikel schreiben, ist alles gut, aber wenn,
00:18:20: Simon David Dressler: ja, ich merke, es ist auf jeden Fall ein anderer Modus, ein Buch zu schreiben
00:18:24: Simon David Dressler: und wirklich 300 Seiten Gedanken zu entwickeln, die sich aufeinander beziehen.
00:18:29: Simon David Dressler: Das ist wie Aufräumen. Ich finde, Schreiben ist wie Aufräumen für mich.
00:18:32: Ole Liebl: So im Kopf?
00:18:33: Simon David Dressler: Ja, es ist Aufräumen und gleichzeitig irgendwas Melodisches tun,
00:18:36: Simon David Dressler: weil ich möchte Bücher schreiben oder Texte schreiben, die man gut vorlesen kann.
00:18:41: Simon David Dressler: Mir ist die Melodie der Sprache außerordentlich wichtig. Ich möchte,
00:18:45: Simon David Dressler: dass über die Bücher geredet wird, deswegen muss ich sie so schreiben,
00:18:48: Simon David Dressler: dass sie auch gerne gehört werden.
00:18:50: Simon David Dressler: Zumindest mein Ansatz. Ich will das jetzt gar nicht sagen, dass das jede Person
00:18:54: Simon David Dressler: so machen muss, um Gottes Willen, aber deswegen ja, also Bücher schreiben ist
00:18:58: Simon David Dressler: für mich mit Musik auf den Ohren in meinem Kopf aufräumen.
00:19:04: Ole Liebl: Würdest du sagen, also okay, dann kann man das ja so ein bisschen weiterspinnen
00:19:08: Ole Liebl: und einfach sagen, dass du größtenteils ja nicht mal für andere dann schreibst,
00:19:15: Ole Liebl: sondern für dich. Ich würde sagen, ja.
00:19:19: Simon David Dressler: Ich schreibe größtenteils für mich selber.
00:19:20: Ole Liebl: Du schreibst, um deine Gedanken irgendwie zu entwirren.
00:19:24: Ole Liebl: Also wir können irgendwie bei dem Sprachbild, was du am Anfang aufgemacht hast,
00:19:27: Ole Liebl: bleiben und sagen, der Kopf und all die Gedanken, die man so hat, sind so ein Wollknäuel.
00:19:34: Ole Liebl: Wo man nicht weiß, wo der Anfang und das Ende ist.
00:19:38: Ole Liebl: Und schreiben zieht es so einmal gerade.
00:19:42: Simon David Dressler: Auseinander und macht dann noch einen Socken draus. Weil für einen Socken brauche
00:19:45: Simon David Dressler: ich ja auch einen durchgehenden Faden, weil es kann ja sein,
00:19:47: Simon David Dressler: dass man Wollknall denkt, ja, habe ich irgendwie kapiert, keine Ahnung.
00:19:50: Simon David Dressler: Und dann zieht man es auseinander und dann ist da irgendwie ein Faden.
00:19:53: Simon David Dressler: Aber wenn man einen Socken stricken muss, damit Leute auch kapieren,
00:19:55: Simon David Dressler: was man eigentlich vorhat, also wirklich einen durchgehenden Text produzieren,
00:19:59: Simon David Dressler: dann werden halt auch Lücken sehr schnell klar.
00:20:01: Simon David Dressler: Deswegen, wenn ich jetzt so didaktisch sage, ja, ich muss hier den Leuten nochmal
00:20:04: Simon David Dressler: was erklären, ein Beispiel geben, dann mache ich natürlich für eine imaginäre
00:20:07: Simon David Dressler: Leserinnenschaft und nicht für mich selber. Ich brauche mir keine Beispiele
00:20:10: Simon David Dressler: zu geben, ich kenne sie ja.
00:20:11: Simon David Dressler: Aber manchmal ist in diesen didaktischen Versatzstücken, die man so hier und
00:20:15: Simon David Dressler: da nochmal reinschiebt und so, um Gedanken miteinander zu verbinden,
00:20:17: Simon David Dressler: plötzlich so ein richtiger Sprung und ich merke so, oh nee, krass,
00:20:21: Simon David Dressler: hier funktioniert was gar nicht und das ist gar nicht einfahren, das sind zwei.
00:20:25: Simon David Dressler: Und dann muss ich sie nochmal trennen. Also Didaktik ist auch immer eine gute
00:20:27: Simon David Dressler: Prüfung, ob die Gedanken, die man hat, wirklich so kohärent und einheitlich
00:20:30: Simon David Dressler: sind, wie man das von sich vermutet hat.
00:20:33: Simon David Dressler: Also ich nehme das gar nicht als nervige Arbeit wahr, sondern als wichtiger Prüfstein.
00:20:39: Ole Liebl: Ich meine, ich schreibe ja momentan auch an etwas, und zwar an meiner Masterarbeit.
00:20:44: Ole Liebl: Ja, ich freue mich sehr, wenn du sie gelesen hast. Ich freue mich,
00:20:46: Ole Liebl: wenn ich fertig bin und ich sie gelesen habe.
00:20:49: Ole Liebl: Ich bin jetzt momentan, ich habe vorhin die Seite 40 geknackt, von so 55 bis 60.
00:20:56: Ole Liebl: Und ich habe jetzt noch zwei Wochen, also muss so ein bisschen mehr als eine
00:21:01: Ole Liebl: Seite pro Tag schreiben. und das kriegt man ja irgendwie hin.
00:21:06: Ole Liebl: Und ich merke auch total, dass ich seit einem Monat ungefähr nichts anderes
00:21:11: Ole Liebl: mache, als mich mit diesem Stoff und meinem Forschungsgegenstand und diesem Text zu beschäftigen.
00:21:17: Ole Liebl: Und ich merke sehr, wie das mein Gehirn beansprucht, weil ich halt,
00:21:22: Ole Liebl: ich bin morgens im Gym und dann fahre ich von da in die Bibliothek und dann
00:21:27: Ole Liebl: bin ich da bis abends und mache nichts anderes.
00:21:30: Ole Liebl: Also am Wochenende so ein bisschen mehr schlafen als sonst.
00:21:34: Ole Liebl: Aber ich merke auch sehr, wie das mein Gehirn beansprucht, aber wie das auch,
00:21:39: Ole Liebl: gleichzeitig irgendwie Raum in meinem Kopf schafft, weil ich halt diese ganz
00:21:43: Ole Liebl: viel, also ich habe super viele Daten aufbereitet für meine Masterarbeit und
00:21:47: Ole Liebl: auch natürlich irgendwie viele Texte gelesen und mir viele Infos beschafft über
00:21:53: Ole Liebl: den Forschungsgegenstand.
00:21:54: Ole Liebl: Also für alle, die es vielleicht nicht wissen, ich studiere Linguistik und schreibe
00:21:58: Ole Liebl: gerade meine Masterarbeit eben über ein linguistisches Thema.
00:22:03: Ole Liebl: Und diese ganze Arbeit, die ich jetzt an diesem Text mache, die räumt diese
00:22:07: Ole Liebl: ganzen Sachen, die ich mir angeeignet habe in den letzten paar Wochen und Monaten.
00:22:12: Ole Liebl: Das fließt jetzt wieder raus aus meinem Kopf, aber nicht, dass ich es irgendwie
00:22:15: Ole Liebl: dann vergessen würde, sondern wie du es am Anfang so schön beschrieben hast,
00:22:20: Ole Liebl: es wird so eingewoben und es nimmt dann auch weniger Raum,
00:22:24: Ole Liebl: in meinem Kopf ein und ich merke auch sehr, dass so gedankliches Chaos mir ganz
00:22:30: Ole Liebl: viel Stress verursacht.
00:22:32: Ole Liebl: Also es ist nicht nur die Deadline, die mir Stress macht, sondern es ist dieses
00:22:37: Ole Liebl: wirklich inhaltliche Chaos.
00:22:39: Ole Liebl: Also das macht mir physischen Stress und ich merke das. Und das ist Druck in meinem Kopf.
00:22:48: Ole Liebl: Und dieses Strukturieren in dieser linearen Form, weil so ein Text ist ja immer
00:22:52: Ole Liebl: linear. Also wir denken ja nicht linear, sondern wir denken ganz.
00:22:58: Ole Liebl: Eigentlich unstrukturiert und wir denken an ganz viele Sachen irgendwie gleichzeitig
00:23:01: Ole Liebl: und dann macht man irgendwelche Sprünge und dieses wirklich lineare ein Fuß
00:23:05: Ole Liebl: vor den anderen und ein Wort vor das andere,
00:23:09: Ole Liebl: ja also dieser Faden der so entworren wird das ist ein ganz schönes Bild,
00:23:13: Ole Liebl: weil genau so fühlt es sich in meinem Kopf an, also wirklich sehr,
00:23:19: Ole Liebl: sehr plastisch vom Gefühl her, also wirklich dieses Bild passt eigentlich ziemlich perfekt.
00:23:26: Ole Liebl: Apropos dein Buch. Ich habe es mir heute vorbestellt. Ah, wirklich?
00:23:30: Ole Liebl: Dein Buch kann man nämlich vorbestellen. Unter anderem auf autorenwelt.de.
00:23:35: Simon David Dressler: Brutal fragile Typen.
00:23:36: Ole Liebl: Ist dein letztes Buch auf der Spiegel-Bestseller-Liste?
00:23:39: Simon David Dressler: Nee, nee, nee. Nee, viel zu Nischenthema. Freundschaft Plus.
00:23:43: Ole Liebl: Aber es lief doch voll gut eigentlich.
00:23:45: Simon David Dressler: Oh, die dritte Auflage ist vor drei Tagen gedruckt worden.
00:23:48: Ole Liebl: Wow.
00:23:48: Simon David Dressler: Da bin ich sehr stolz drauf. Ist eher ein Longseller und auch recht ungewöhnlich.
00:23:52: Simon David Dressler: Also, dass ein Buch jetzt ein Jahr nach Veröffentlichung noch so läuft, Ja.
00:23:56: Simon David Dressler: Das ist schon eineinhalb Jahre. Quatsch, eineinhalb Jahre. Eineinhalb Jahre. Ja, sorry.
00:24:01: Simon David Dressler: Ich war schon so. Aber ja, wir werden sehen. Simon.
00:24:06: Ole Liebl: Ja.
00:24:06: Simon David Dressler: Was hast du mir denn eigentlich für ein Thema mitgebracht?
00:24:08: Ole Liebl: Also vielleicht noch abschließend zum Thema Schreiben.
00:24:12: Ole Liebl: Also ich freue mich sehr, wenn meine Masterarbeit fertig ist,
00:24:15: Ole Liebl: weil ich dann mich dazu machen kann, damit anfangen kann, die anderen Bereiche
00:24:22: Ole Liebl: in meinem Kopf auch aufzuräumen und darüber zu schreiben.
00:24:25: Ole Liebl: Ich würde nämlich gerne an meinem Buch weiterschreiben, was ich vor einer Weile
00:24:30: Ole Liebl: schon angefangen habe, wo ich schon so ein paar Seiten habe.
00:24:33: Ole Liebl: Ich habe dir auch schon ein Kapitel vorgelesen vor einer Weile und das Projekt
00:24:37: Ole Liebl: war jetzt erstmal on hold wegen wie gesagt meiner Masterarbeit.
00:24:41: Ole Liebl: Aber wenn die abgegeben ist und das passiert in zwei bis drei Wochen,
00:24:46: Ole Liebl: dann werde ich mich daran machen und ich hoffe, das wird denen so die Wirrheit
00:24:55: Ole Liebl: in meinen Gedanken nochmal,
00:24:57: Ole Liebl: verringern.
00:24:59: Simon David Dressler: Ich freue mich sehr darauf, Simon.
00:25:00: Ole Liebl: Ich freue mich auch.
00:25:02: Simon David Dressler: Ich habe immer ein offenes Öhrchen für dich. Oder auch zwei.
00:25:05: Ole Liebl: Oh mein Gott, das ist so schön. Und vielleicht noch ganz abschließend zu dem Thema.
00:25:11: Ole Liebl: Ich finde es auch sehr toll, dass wir diesen Podcast machen,
00:25:14: Ole Liebl: weil dadurch wird man eben auch gezwungen, gewisse Themen sich mal zu ordnen,
00:25:19: Ole Liebl: sodass man darüber reden kann.
00:25:21: Ole Liebl: Und diese Themen sich gegeneinander vorzustellen.
00:25:24: Ole Liebl: Und das hat auch, finde ich, eine strukturierende Funktion.
00:25:30: Simon David Dressler: So wie jedes gute Gespräch.
00:25:32: Ole Liebl: So wie jedes gute Gespräch, genau. Aber ich mache mir dann auch zum Beispiel
00:25:36: Ole Liebl: jetzt bei dem Thema, ich mache mir Notizen irgendwie, ich muss das alles mal,
00:25:41: Ole Liebl: aufschreiben, schreiben und das hilft sehr.
00:25:45: Ole Liebl: Mein Thema ist nämlich der TikTok-Deal. Also die Übernahme von TikTok.
00:25:52: Ole Liebl: Hast du davon mitbekommen?
00:25:54: Simon David Dressler: Ja, aber nur am Rande. Also, wenn du das nochmal wiederholst,
00:25:59: Simon David Dressler: mir entgleitet sowas relativ schnell, aber guck mal, das sind noch zwei Themen,
00:26:01: Simon David Dressler: die beide uns auf jeden Fall betreffen.
00:26:04: Simon David Dressler: Wir schreiben beide und wir sind beide auf TikTok.
00:26:06: Ole Liebl: Ja. Leider. Naja.
00:26:11: Simon David Dressler: Aber ich mache eh, ich mache ja kaum noch Content. Also, bei mir ist ja wirklich
00:26:14: Simon David Dressler: gerade totale Flaute wegen Buchschreiben.
00:26:16: Ole Liebl: Ich auch nicht. Ich habe seit auch einem Monat oder so nichts mehr gemacht.
00:26:19: Ole Liebl: Naja. Also, eines Tages entkommen wir dem TikTok-Sumpf.
00:26:22: Simon David Dressler: Ja, ja. Dann wird's wieder. Aber gut.
00:26:25: Ole Liebl: Also, der Punkt ist, TikTok. TikTok bekommt in den USA einen neuen Besitzer.
00:26:30: Ole Liebl: Es war ja bisher so, dass TikTok zweigespalten war. Es gab das chinesische TikTok namens Duyin.
00:26:37: Ole Liebl: Deswegen hat das TikTok-Logo auch diese Form. Also es ist ein D, es ist ein kleines D.
00:26:43: Ole Liebl: Und das steht für Duyin.
00:26:46: Ole Liebl: Und Duyin war quasi, oder ist immer noch die ursprüngliche Version von TikTok,
00:26:51: Ole Liebl: die es nur innerhalb von China gibt.
00:26:54: Ole Liebl: Und dann war es ja so, dass,
00:26:58: Ole Liebl: die Dachfirma von TikTok 2018 Musical.ly gekauft hatte.
00:27:05: Ole Liebl: Und dann einfach nur Musical.ly an das bestehende DuYin angepasst hat.
00:27:12: Ole Liebl: Und daher kommt diese Zweispaltung von TikTok.
00:27:18: Ole Liebl: Nämlich, dass es einmal die chinesische Version gibt und dann eine Version für
00:27:21: Ole Liebl: den Rest der Welt namens TikTok.
00:27:24: Ole Liebl: Und das hat sehr viele Akteure in der westlichen Welt immer ein bisschen verunsichert,
00:27:32: Ole Liebl: dass es da dieses unfassbar populäre Social-Media-Netzwerk gibt,
00:27:36: Ole Liebl: was aber keinem westlichen Konzern gehört.
00:27:39: Simon David Dressler: Was noch keinem westlichen Milliardär gehört. So müsste man es in Anbetracht der Realität sagen.
00:27:45: Ole Liebl: Und ich meine, vielleicht können sich da einige daran erinnern,
00:27:49: Ole Liebl: das war glaube ich vor ungefähr zwei Jahren,
00:27:52: Ole Liebl: dass der CEO von ByteDance, und ByteDance ist wie gesagt quasi die verwaltende Firma von TikTok,
00:28:03: Ole Liebl: dass der in Amerika vor dem US-Kongress vorgeladen wurde und er Fragen bekommen
00:28:11: Ole Liebl: hat und sehr aggressive Fragen bekommen hat von Demokraten und Republikanern.
00:28:16: Ole Liebl: Das war so das eine Thema.
00:28:17: Simon David Dressler: Teilweise auch sehr dumme Fragen.
00:28:18: Ole Liebl: Sehr dumme Fragen. Also die haben ihn gefragt, ob er Kontakt mit der kommunistischen
00:28:22: Ole Liebl: Partei China hat und er meinte nur so, Sir, I'm Singaporean.
00:28:26: Ole Liebl: Und also das ist ein Singapurianer, der, oder ein Typ aus Singapur,
00:28:32: Ole Liebl: der in London studiert hat und in Amerika lebt.
00:28:34: Ole Liebl: Und also, naja, egal.
00:28:38: Ole Liebl: Das war ein Thema, wo sich Republikaner und Demokraten immer super einig waren.
00:28:42: Ole Liebl: Also die waren sich immer einig, TikTok finden wir total schlimm und haben dann
00:28:47: Ole Liebl: immer so auch Sachen wie Datenschutz, Sorge um Datenschutz vorgeschoben,
00:28:51: Ole Liebl: aber es ging eben immer um diese geopolitische Komponente.
00:28:55: Simon David Dressler: Also wenn in deinem Land Google und Meta sitzen, dann brauchst du damit nicht
00:29:00: Simon David Dressler: mit Datenschutz anzukommen und Microsoft.
00:29:02: Ole Liebl: Aber das war immer einer der Argumente, dass man gesagt hat,
00:29:05: Ole Liebl: oh das ist so schrecklich und es war aber immer,
00:29:10: Ole Liebl: wie gesagt, unser Systemrivale hat eben dieses unfassbar populäre Social Media
00:29:14: Ole Liebl: Netzwerk und hat dadurch eben natürlich auch einen Einfluss auf Leute und vor
00:29:19: Ole Liebl: allem junge Leute, was die da sehen.
00:29:22: Ole Liebl: Es war auch immer eine bisschen ungeklärte Frage, wie viel an Vernetzung es
00:29:27: Ole Liebl: jetzt zwischen DuYin und TikTok gibt.
00:29:30: Ole Liebl: Das wurde nicht immer so ganz geklärt, weil es war schon so,
00:29:35: Ole Liebl: dass es relativ separiert war.
00:29:36: Ole Liebl: Also quasi die Konzernstruktur, die TikTok verwaltet und die, die Douyin verwaltet,
00:29:44: Ole Liebl: war immer relativ getrennt voneinander, aber das war eben immer ein Gegenstand
00:29:49: Ole Liebl: der Diskussion, weil, naja, es stand ja irgendwie immer im Raum, so.
00:29:53: Ole Liebl: Und dann war es ja so, dass im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet wurde
00:29:59: Ole Liebl: in den USA, das im Endeffekt dafür da war, TikTok zu verbieten.
00:30:05: Ole Liebl: Die Strategie, die dahinter war, war aber nicht, dass man einfach sagt,
00:30:09: Ole Liebl: wir verbieten TikTok, sondern wir verbieten TikTok, es sei denn,
00:30:15: Ole Liebl: es wird dann einen amerikanischen Betreiber verkauft.
00:30:18: Ole Liebl: Also das war das Ziel dahinter, dass man einen Verkauf erzwingt.
00:30:22: Ole Liebl: Und man hat, glaube ich, auch so ein bisschen darauf spekuliert,
00:30:25: Ole Liebl: dass ByteDance eben sagt,
00:30:27: Ole Liebl: hä, nee, wir verkaufen ganz sicher nicht unser wertvollstes Asset an einen amerikanischen
00:30:33: Ole Liebl: Betreiber unter wirklich maximalem Zwang, sondern wir werden das einfach abschalten in den USA.
00:30:40: Ole Liebl: Und das hat dann im vergangenen Jahr so vor sich hin gegondelt irgendwie.
00:30:47: Simon David Dressler: Und einen Tag war es aus.
00:30:49: Ole Liebl: Und dann im Januar ist diese Frist abgelaufen für diesen Verkauf.
00:30:54: Ole Liebl: Und TikTok wurde nicht verkauft. Oh Wunder.
00:30:58: Ole Liebl: Und dann im Januar war TikTok für einen Tag in den USA nicht verfügbar.
00:31:03: Ole Liebl: Also es gab dann so Screenshots, wenn man eben aus den USA TikTok abrufen wollte.
00:31:09: Ole Liebl: Dann kam da eben, ne, also ist nicht verfügbar in deinem Land.
00:31:13: Ole Liebl: Und dann kam ein goldener Retter von TikTok, ein Ritter in goldener Rüstung,
00:31:21: Ole Liebl: erschienen auf der Bildfläche namens Donald Trump.
00:31:25: Simon David Dressler: Ein Ritter in orangener Rüstung.
00:31:28: Ole Liebl: Für diesen ausgelutschten Witz musst du eigentlich drei Jahre nach Guantanamo gehen. Nein.
00:31:41: Ole Liebl: Und dieser Typ namens Donald Trump hat dann eben einen Deal gemacht,
00:31:45: Ole Liebl: weil er ist der Dealmaker, er hat den Art of the Deal studiert und er hat einen
00:31:51: Ole Liebl: Deal ausgehandelt, was quasi im Endeffekt eine Fristverlängerung war für diesen Verkauf.
00:31:56: Ole Liebl: Also man hat eben gesagt, TikTok hat noch, also ByteDance bekommt eine verlängerte
00:32:03: Ole Liebl: Frist, um dann vielleicht doch noch TikTok zu verkaufen.
00:32:08: Ole Liebl: Obwohl man auch da sich vielleicht schon auch gedacht hat, okay,
00:32:12: Ole Liebl: vielleicht wird das auch da nicht passieren.
00:32:15: Ole Liebl: Weil das wie gesagt strategisch ein bisschen wahrscheinlich unklug wäre,
00:32:19: Ole Liebl: dieses unfassbar wertvolle Asset TikTok zu verkaufen.
00:32:23: Ole Liebl: Und dann, nach einem Tag, war TikTok in den USA wieder online.
00:32:28: Ole Liebl: Und dann gab es auch so ein Banner von wegen, dank Präsident Trump sind wir jetzt wieder online.
00:32:37: Ole Liebl: Also es wurde explizit Donald Trump in Person gedankt, dass er diesen Deal ausgehandelt hat.
00:32:43: Ole Liebl: Und jetzt gibt es tatsächlich ein Kaufangebot.
00:32:49: Ole Liebl: TikTok wurde nämlich also die quasi die USA-Sektion von TikTok,
00:32:56: Ole Liebl: also das in den USA betriebene Geschäft von TikTok wurde vom Weißen Haus,
00:33:02: Ole Liebl: auf 14 Milliarden Dollar geschätzt.
00:33:05: Ole Liebl: Und 14 Milliarden Dollar für so TikTok klingt irgendwie ein bisschen wenig.
00:33:10: Simon David Dressler: 14 Milliarden? Also wenn ich mich recht entsinne, wurde WhatsApp vor 10 Jahren
00:33:21: Simon David Dressler: für so 20 Milliarden die Ecke gekauft?
00:33:25: Simon David Dressler: Als Chat-Messenger? Vor 10 Jahren, der damals noch nicht so verbreitet war wie
00:33:30: Simon David Dressler: TikTok heute? Das ist crazy.
00:33:32: Ole Liebl: Das ist crazy. Und es gibt Berichte zum Beispiel von Reuters.
00:33:36: Simon David Dressler: Aber warte mal, diese 14 Milliarden ist dann für TikTok, was jetzt global ausgespielt
00:33:40: Simon David Dressler: wird, außerhalb von China?
00:33:42: Ole Liebl: Nee, für TikTok USA.
00:33:43: Simon David Dressler: Ah, nur TikTok USA?
00:33:45: Ole Liebl: TikTok in den USA. Und es gibt zum Beispiel eben auch Berichte von der Nachrichtenagentur
00:33:50: Ole Liebl: Reuters, wo Analysten zitiert werden, die sagen, eigentlich wäre das eher so
00:33:55: Ole Liebl: in der 30, 40 Milliarden Dollar Range.
00:33:58: Ole Liebl: 14 Milliarden, also 14 ist sehr, sehr wenig.
00:34:02: Ole Liebl: Und die anscheinend kommenden Käufer von TikTok sind so ein Bieterkonsortium.
00:34:13: Ole Liebl: Es ist so, dass ByteDance, glaube ich, 19,9 Prozent der Anteile von TikTok USA
00:34:20: Ole Liebl: behalten wird und einen von sieben sitzen in dem Aufsichtsrat oder in dem Verwaltungsrat.
00:34:27: Ole Liebl: Und der Rest wird eben unter anderem von einer Firma namens Oracle.
00:34:34: Ole Liebl: Ah, okay. Kennst du Oracle?
00:34:37: Simon David Dressler: Ich kenne Oracle, ja. Aber wiederhol gerne mal für die ZuhörerInnen einfach nochmal.
00:34:41: Ole Liebl: Weißt du, was Oracle macht?
00:34:43: Simon David Dressler: Es ist ein Softwareunternehmen.
00:34:45: Ole Liebl: Genau, also Oracle stellt Cloud und Datenbasis-Infrastruktur für die halbe Welt.
00:34:51: Ole Liebl: Also unter anderem auch für Nvidia.
00:34:53: Ole Liebl: Nvidia ist die wertvollste Firma der Welt momentan, weil Nvidia Grafikkarten herstellt.
00:35:01: Ole Liebl: Und die werden momentan in diesen ganzen KI-Rechenzentren verwendet und das
00:35:07: Ole Liebl: macht Nvidia momentan zur wertvollsten Firma der Welt.
00:35:11: Ole Liebl: Andere Investoren sind zum Beispiel Rupert Murdoch. Rupert Murdoch ist der...
00:35:19: Ole Liebl: Gründer und nicht mehr CEO, aber immer noch quasi Overlord von Fox,
00:35:24: Ole Liebl: also Fox News, der Fox Corporation.
00:35:28: Ole Liebl: Ein weiterer Investor ist Michael Dell und das ist das Dell,
00:35:32: Ole Liebl: was auf den ganzen Laptops steht, nämlich der Milliardär.
00:35:37: Simon David Dressler: Also die Namen sind groß.
00:35:39: Ole Liebl: Die Namen sind groß. Es ist noch ein Investmentfonds aus Abu Dhabi und genau so.
00:35:47: Simon David Dressler: Ja, sympathische Genossen.
00:35:48: Ole Liebl: Sympathische Genossen, vor allem Genossen. Und die Person, auf die ich mich
00:35:51: Ole Liebl: jetzt fokussieren will, ist nämlich der Chef von Oracle.
00:35:56: Ole Liebl: Oracle ist nämlich geleitet von Larry Ellison. Larry Ellison kennen wahrscheinlich
00:36:01: Ole Liebl: die meisten Leute von euch nicht.
00:36:03: Ole Liebl: Larry Ellison ist aber der zweitreichste Mensch der Welt. Und er war vor einem
00:36:07: Ole Liebl: Monat für kurze Zeit der reichste Mensch der Welt.
00:36:12: Ole Liebl: Und Larry Ellison sagt ganz interessante Sachen. Zum Beispiel hat er vor gar
00:36:17: Ole Liebl: nicht so langer Zeit auf einem Podium gesagt, ich zitiere,
00:36:29: Ole Liebl: Also was er da beschreibt, ist eine maximale Überwachungszukunft.
00:36:34: Ole Liebl: Und es ist nicht so, dass er da einfach eine Zukunftsvorhersage macht,
00:36:38: Ole Liebl: sondern er hat eben die Macht daran zu arbeiten.
00:36:41: Simon David Dressler: Die technischen Möglichkeiten.
00:36:42: Ole Liebl: Er hat die Möglichkeiten und die finanziellen Möglichkeiten.
00:36:44: Simon David Dressler: Und die politischen Einflussmöglichkeiten.
00:36:47: Ole Liebl: Also alles. Um das wirklich entstehen zu lassen. Und es ist nicht nur er,
00:36:53: Ole Liebl: sondern auch sein Sohn David Ellison.
00:36:55: Ole Liebl: Der ist so, ja, seine Nummer zwei. Und der besitzt Paramount Skydance.
00:37:03: Ole Liebl: Paramount ist die Produktionsfirma Paramount, die wahrscheinlich die meisten von euch kennen werden.
00:37:08: Ole Liebl: Dazu gehören so kleine Namen wie CBS, MTV.
00:37:13: Ole Liebl: Comedy Central, Und dieser Typ hat, also der Sohn, David Ellison,
00:37:17: Ole Liebl: hat vor kurzem The Free Press gekauft, was so ein sehr rechtsgerichtetes Medium ist.
00:37:24: Ole Liebl: Er will Warner Brothers kaufen, also diese Familie kauft momentan eigentlich
00:37:30: Ole Liebl: die gesamte mediale Landschaft in den USA.
00:37:33: Ole Liebl: So kann man es ungefähr zusammenfassen. es gibt hier ein Zitat von dem,
00:37:37: Ole Liebl: Tech-Magazin Wired, die haben folgendes geschrieben, The Ellison Family is cornering
00:37:42: Ole Liebl: the market on attention and data, the same way the Vanderbilt's did Railroad's
00:37:47: Ole Liebl: and the Rockefellers did Oil.
00:37:49: Ole Liebl: Also das ist, diese Ellisons werden momentan verglichen mit unter anderem den
00:37:55: Ole Liebl: Rockefellers und JD Rockefeller war vor, ich weiß nicht, wann hat er gelebt,
00:38:00: Ole Liebl: vor 100, 100 Jahren, ein bisschen mehr wahrscheinlich,
00:38:03: Ole Liebl: war der reichste Mensch, den die Welt je gesehen hat und ein Mann mit einer
00:38:08: Ole Liebl: unfassbaren monopolistischen Marktstellung und mit diesen Giganten werden die
00:38:15: Ole Liebl: Allisons verglichen momentan. So.
00:38:19: Simon David Dressler: Ich finde das halt so interessant, weil du gerade sagst, dass Murdoch auch dabei
00:38:24: Simon David Dressler: ist. Also es ist ja genau dasselbe.
00:38:27: Simon David Dressler: Rupert Murdoch ist ja auch irgendwie einfach extrem reich.
00:38:33: Simon David Dressler: Also dem gehören New York Post, wie gesagt Fox, Wall Street Journal und so weiter.
00:38:40: Simon David Dressler: HarperCollins müsste auch eigentlich sogar, also der Verlag,
00:38:42: Simon David Dressler: bei dem ich veröffentliche als Konzern, zum Murdoch-Imperium im größeren Sinne gehören.
00:38:48: Simon David Dressler: Also das ist wirklich, das ist ein weltumspannendes Medienunternehmen und dem
00:38:53: Simon David Dressler: seinen Sohn führt das jetzt irgendwie auch fort.
00:38:56: Ole Liebl: Und führen das vor allem weiter.
00:38:58: Simon David Dressler: Wie das einfach so in so einer Familie bleibt.
00:39:00: Ole Liebl: Ja, genau. Das ist einfach ein nettes Familienunternehmen.
00:39:03: Simon David Dressler: Genau.
00:39:04: Ole Liebl: Und Oracle ist eben nicht nur einer der Investoren in diese TikTok-Übernahme,
00:39:10: Ole Liebl: sondern Oracle, also die Firma von Larry Ellison nochmal, die haben den expliziten Job,
00:39:17: Ole Liebl: den Algorithmus von TikTok quasi, also vom aktuellen TikTok zu kopieren und
00:39:23: Ole Liebl: einen separaten Algorithmus für TikTok USA herzustellen.
00:39:29: Ole Liebl: Mit veränderten Konfigurationsdaten, um es mal vorsichtig zu formulieren.
00:39:37: Ole Liebl: Ich habe vor einer Weile ein Video gemacht, genau darüber.
00:39:43: Ole Liebl: Und mein Spin in diesem Video war, dass ich gesagt habe, Liebe Leute,
00:39:47: Ole Liebl: wenn ihr in Zukunft weniger pro-palästinensischen Content auf TikTok sehen werdet,
00:39:53: Ole Liebl: dann liegt es wahrscheinlich unter anderem auch an dieser Übernahme.
00:40:00: Ole Liebl: Weil diese Übernahme ist ja nicht einfach ein BWL-ökonomisch motivierter Deal.
00:40:09: Ole Liebl: Es geht ja nicht darum, dass man ein profitables Business hat.
00:40:12: Ole Liebl: Ich weiß gar nicht, wie profitabel TikTok wirklich ist. Ich meine,
00:40:15: Ole Liebl: es gibt ja viele Tech-Konzerne, die nie irgendwie einen Gewinn abwerfen.
00:40:19: Ole Liebl: Zum Beispiel Twitter oder auch sowas wie Uber oder auch Spotify, glaube ich.
00:40:27: Ole Liebl: Und es ist ja aber offensichtlich nicht so, dass da einfach ein Bieterkonsortium
00:40:31: Ole Liebl: ist, was sagt, oh wir wollen dieses profitable Business haben,
00:40:34: Ole Liebl: sondern es ist eine politisch motivierte Übernahme.
00:40:36: Ole Liebl: Es ist eine mindestens mal faschistoide Regierung, die sich mit allerhand Tech-Milliardären
00:40:44: Ole Liebl: umgibt, die ihren geopolitischen Einfluss auf die Welt sichern wollen.
00:40:50: Ole Liebl: Und TikTok ist ein reines Mittel dafür, weil Sie sehen, TikTok ist eine der
00:40:56: Ole Liebl: populärsten Social-Media-Apps auf der ganzen Welt, insbesondere bei jungen Leuten.
00:41:00: Ole Liebl: Und wer diese App, wer diesen Zugang zu den Leuten kontrolliert,
00:41:05: Ole Liebl: der hat einen unfassbaren Einfluss.
00:41:09: Ole Liebl: Und ich habe dieses Video gemacht, vor zwei, drei Wochen ungefähr,
00:41:15: Ole Liebl: und habe ein Video eingeblendet von einem weiteren netten älteren Herren namens Benjamin Netanyahu.
00:41:21: Ole Liebl: Und er hat folgendes gesagt, er hat ein Treffen gemacht mit amerikanischen Influencern,
00:41:26: Ole Liebl: aus dem einfachen Grund, dass das Image von Israel momentan auf dem Globus nicht ganz so toll ist.
00:41:33: Simon David Dressler: Ich frage mich, warum?
00:41:34: Ole Liebl: Ach so, ja, Israel. Merkwürdigen Gründen.
00:41:38: Ole Liebl: Und es gab dann diesen Pressetermin von Netanyahu mit so ein paar christlich-konservativen
00:41:44: Ole Liebl: Influencern aus Amerika.
00:41:45: Ole Liebl: Und es wurde ja alles mitgefilmt. Und dann sagt er folgendes,
00:41:49: Ole Liebl: ich zitiere das einfach mal.
00:41:52: Ole Liebl: We have to secure the base of our support in the United States.
00:41:56: Ole Liebl: That is being challenged systematically.
00:41:59: Ole Liebl: A lot of this is done with money. Money of NGOs, vast. Money of governments, vaster.
00:42:07: Ole Liebl: Okay? We have to fight back. How do we fight back? We have to use the tools of battle.
00:42:13: Ole Liebl: Weapons change over time. We have to fight back with the weapons that apply
00:42:17: Ole Liebl: to the battlefield in which we are engaged. and the most important ones are on social media.
00:42:23: Ole Liebl: And the most important purchase that is going on right now is und dann fragt
00:42:28: Ole Liebl: er so in die Runde und sagt Class, also als ob er so quasi der Lehrer wäre im Klassenzimmer.
00:42:34: Ole Liebl: Dann gibt es ein paar Antworten und manche sagen irgendwie so Follower oder
00:42:38: Ole Liebl: Bots, also dass man die quasi kauft.
00:42:40: Ole Liebl: Und Netanyahu sagt, nein, TikTok. TikTok, number one, number one.
00:42:46: Ole Liebl: And I hope it goes through, because it can be consequential.
00:42:51: Ole Liebl: Also was er da sagt ist, der momentan wichtigste Kauf oder die wichtigste Übernahme,
00:42:57: Ole Liebl: die momentan passiert, ist die US-amerikanische Übernahme von TikTok.
00:43:01: Ole Liebl: Und er sagt, I hope it goes through because it can be consequential.
00:43:08: Ole Liebl: Und das war im Prinzip das Argument, was ich gemacht habe, wenn ihr,
00:43:13: Ole Liebl: liebe Leute, weniger pro-palästinensischen und israelkritischen oder anti-israelischen
00:43:19: Ole Liebl: Content auf TikTok seht,
00:43:21: Ole Liebl: dann hat das diesen politischen Grund, nämlich von einer politischen und Tech-Milliardärselite,
00:43:27: Ole Liebl: die ihren geopolitischen Einfluss sichern will und dafür ein Propaganda-Instrument kauft.
00:43:34: Ole Liebl: Und TikTok ist, wie jedes andere Medium, kann als Propaganda-Instrument verwendet werden.
00:43:41: Ole Liebl: Und ich habe dann einen sehr netten Kommentar bekommen unter diesem Video von
00:43:50: Ole Liebl: einem Journalisten von einer jetzt nicht näher benannten Zeitung,
00:43:55: Ole Liebl: der geschrieben hat, Hallo David,
00:44:00: Ole Liebl: lieb gemeinter Ratschlag, ich würde dieses Video wieder löschen und es wieder
00:44:06: Ole Liebl: neu hochladen, ohne irgendwie Falschnachrichten zu verbreiten.
00:44:11: Ole Liebl: Und dann habe ich so in seine Story geschaut und dann hat er da auch so mein
00:44:16: Ole Liebl: Video gepostet und meinte,
00:44:19: Ole Liebl: wenn ihr also das ist quasi alles Schwachsinn was ich da sage und weil dieser
00:44:25: Ole Liebl: Deal betrifft ja nur die USA.
00:44:28: Ole Liebl: Und dann habe ich so überlegt warum mich dieser Kommentar so genervt hat und
00:44:32: Ole Liebl: es war eben nicht nur dieses Inhaltliche, sondern er hat einfach geschrieben
00:44:37: Ole Liebl: Hallo David und ich denke mir so mein Vorname ist Simon David.
00:44:41: Ole Liebl: Und es steht überall. Und wenn man Redakteur bei einer sehr großen deutschen
00:44:46: Ole Liebl: Zeitung ist, dann sollte man wahrscheinlich lesen können.
00:44:49: Ole Liebl: Ich dachte mir so, das ist einfach nur Disrespect. Also, sorry,
00:44:52: Ole Liebl: aber wenn man dann quasi mit Absicht den zweiten Vornamen nimmt, egal.
00:44:56: Simon David Dressler: Hat das dann so was Paternalistisches oder wie? Ja, total. Bist du von oben herab oder wie?
00:45:00: Ole Liebl: Ja, aber der Rest von dem Kommentar war halt so, lieb gemeinter Ratschlag,
00:45:03: Ole Liebl: löscht das Video nochmal so.
00:45:06: Ole Liebl: Und ich hab dann so drüber nachgedacht, ob ich da wirklich ich Falschinformationen
00:45:10: Ole Liebl: verbreitet habe, weil es kann ja sein.
00:45:12: Ole Liebl: Und dann habe ich so gedacht, ja, nee, ich habe recht. Also,
00:45:15: Ole Liebl: dieses Video sind keine Falschinformationen, weil,
00:45:20: Ole Liebl: Das würde nur Sinn ergeben, wenn man diesen Deal aus dieser rein BWL-ökonomischen
00:45:26: Ole Liebl: Perspektive betrachtet.
00:45:27: Ole Liebl: Von einer Übernahme von einem Unternehmen durch andere Käufer in einer bestimmten
00:45:34: Ole Liebl: Region, weil sie sich davon einen Gewinn erhoffen.
00:45:37: Ole Liebl: Aber das ist ja offensichtlich nicht der Fall. Also das ist kein,
00:45:40: Ole Liebl: wie gesagt, Deal, bei dem es darum geht, wer extrahiert jetzt welchen Gewinn,
00:45:45: Ole Liebl: sondern es geht darum, dass man den eigenen geopolitischen Einfluss auf der
00:45:49: Ole Liebl: ganzen Welt weiterhin sichert. Und dazu gehört auch Europa.
00:45:52: Ole Liebl: Und zu glauben, dass wenn in den USA der TikTok-Algorithmus von diesem Typen,
00:45:59: Ole Liebl: von Larry Ellison, von Oracle, von diesem Käuferkonsortium, eben geändert wird.
00:46:04: Ole Liebl: Und dieser Algorithmus wird sich ändern. Ich habe in dem Video auch gesagt,
00:46:07: Ole Liebl: Larry Ellison ist der...
00:46:08: Simon David Dressler: Auch wie viele CreatorInnen sind halt eben auch aus dem US-amerikanischen Raum,
00:46:13: Simon David Dressler: was auch ein bisschen mit Sprache zusammenhängt.
00:46:16: Ole Liebl: Ich meine, die USA ist der größte Markt für TikTok.
00:46:20: Ole Liebl: Und Larry Ellison ist einer der größten individuellen Spender an die israelische Armee, an die IDF.
00:46:27: Ole Liebl: Also die geopolitischen Ausrichtungen von auch Trump, da muss man ja gar nicht drüber reden.
00:46:35: Ole Liebl: So Israel ist einer von deren größten geopolitischen Assets auf der Welt.
00:46:40: Ole Liebl: Das wollen sie natürlich, diese Verbindung wollen sie ja weiterhin behalten.
00:46:44: Ole Liebl: Und zu glauben, dass diese massiven Änderungen, die TikTok-USA bevorstehen,
00:46:51: Ole Liebl: nicht auch so Spillover-mäßig in andere Weltregionen überschwappen,
00:46:56: Ole Liebl: ist extrem naiv, weil man dann eben an
00:46:59: Ole Liebl: diesen Deal aus dieser rein betriebswirtschaftlichen Perspektive rangeht.
00:47:05: Ole Liebl: Was ja aber falsch ist. Das ist die falsche Perspektive, diesen Deal zu betrachten.
00:47:09: Ole Liebl: Verstehst du, was ich meine? Voll. Es gibt da wirklich unfassbar interessante
00:47:14: Ole Liebl: Statistiken darüber, wie sich die Haltungen auch in den USA gegenüber Israel
00:47:18: Ole Liebl: verändert haben in den vergangenen zwei Jahren.
00:47:21: Ole Liebl: Also es ist so, dass zum ersten Mal eine Mehrheit der Amerikaner sagen,
00:47:27: Ole Liebl: dass sie keine US-Truppen schicken würden, wenn Israel angegriffen wird.
00:47:33: Ole Liebl: Das war so gut wie noch nie so.
00:47:36: Ole Liebl: Da gibt es eine Mehrheit für. Unter den jungen Leuten ist es noch extremer.
00:47:40: Ole Liebl: Also da sind 68% der 18- bis 29-jährigen US-Amerikaner gegen ökonomischen oder
00:47:49: Ole Liebl: militärischen Support an Israel.
00:47:54: Ole Liebl: Und 66% der jungen Leute in den USA sagen, Israel ist intentionally killing
00:48:01: Ole Liebl: civilians, also tötet mit Absicht Zivilisten.
00:48:06: Ole Liebl: Es ist wirklich ganz klar, in welche Richtung das geht und auch welche Mittel
00:48:12: Ole Liebl: dann benutzt werden, um gegen diesen Trend irgendwie anzukämpfen.
00:48:17: Ole Liebl: Es gibt ja einen sehr interessanten Artikel, den würde ich noch gerne kurz vorstellen.
00:48:21: Ole Liebl: Von dem Outlet Responsible Statecraft, so ein Investigativ-Medium.
00:48:31: Ole Liebl: Und da hat ein Mensch namens Nick Cleveland Stout geschrieben,
00:48:36: Ole Liebl: ein Artikel mit dem Titel Israel wants to train JetGPT to be more pro-Israel.
00:48:42: Ole Liebl: The government of Israel has hired a new conservative-aligned firm,
00:48:46: Ole Liebl: Clocktower X LLC, to create media for Gen-Z audiences in a contract worth $6 million.
00:48:55: Ole Liebl: At least 80% of content Clock Tower produces will be tailored to Gen-Z audiences across platforms,
00:49:02: Ole Liebl: including TikTok, Instagram, YouTube, Podcasts and other relevant digital and
00:49:07: Ole Liebl: broadcast outlets with a minimum goal of 50 million impressions per month.
00:49:12: Ole Liebl: Also 50 million impressions per month. Und ich habe dann so überlegt,
00:49:16: Ole Liebl: Ich hatte im letzten Monat zweieinhalb Millionen Impressions auf Instagram.
00:49:20: Ole Liebl: Ich habe so gut wie kein Content gemacht. Und das sind ungefähr so fünf Prozent
00:49:25: Ole Liebl: von diesen 50 Millionen Impressions pro Monat.
00:49:31: Ole Liebl: Und fünf Prozent von diesen sechs Millionen wären so 300.000.
00:49:34: Ole Liebl: Ich habe einfach kein Geld dafür bekommen.
00:49:36: Ole Liebl: Ich finde das ein bisschen frech und frage mich auch so, für was arbeite ich jetzt eigentlich?
00:49:40: Simon David Dressler: Genau. Aber vielleicht brauchst du eine Masterarbeit dafür.
00:49:44: Ole Liebl: Vielleicht brauche ich eine abgestoßen Masterarbeit.
00:49:48: Ole Liebl: Hier geht weiter. Clocktower, also diese Firma, will even deploy websites and
00:49:52: Ole Liebl: content to deliver GPT-framing results on GPT-conversations.
00:49:56: Ole Liebl: In other words, Clocktower will create new websites to influence how AI-GPT-models
00:50:02: Ole Liebl: such as ChatGPT, which are trained on vast amounts of data from every corner of the Internet,
00:50:08: Ole Liebl: frame topics and respond to them, all we have on the state of Israel.
00:50:12: Ole Liebl: Also man versucht im Prinzip die Trainingsdaten vorzunehmen,
00:50:16: Ole Liebl: von LLM, also von Large Language Models, so zu verändern, dass der Output ein anderer ist.
00:50:22: Ole Liebl: Und auch in diesem Artikel von Responsible Statecraft wird darauf verwiesen,
00:50:27: Ole Liebl: wie sich die öffentliche Meinung gegenüber Israel bisher verändert hat.
00:50:31: Ole Liebl: Also hier nochmal, Clocktower's work will be targeting a sector of the American
00:50:35: Ole Liebl: populace that has broken sharply from its support for Israel.
00:50:39: Ole Liebl: A July Gallup poll found that only 9% of Americans aged 18-34 support Israel's
00:50:48: Ole Liebl: military action in Gaza.
00:50:49: Ole Liebl: Other polls show Israel's favorability falling more generally among the American public.
00:50:54: Ole Liebl: Also es gibt einen ganz, ganz eindeutigen Trend, wahrscheinlich über alle Altersgruppen
00:51:00: Ole Liebl: verteilt, aber hauptsächlich oder am stärksten bei jungen Leuten.
00:51:03: Ole Liebl: Und diese TikTok-Übernahme ist Teil von eben einer amerikanischen,
00:51:11: Ole Liebl: politischen und medial mächtigen Klasse,
00:51:15: Ole Liebl: diese für sie negativen Entwicklungen irgendwie wieder zu verändern.
00:51:24: Ole Liebl: Und genau, ich wollte eigentlich jetzt nur in langen Form auf diesen wirklich
00:51:30: Ole Liebl: bescheuerten Kommentar antworten.
00:51:32: Ole Liebl: Ich habe dann auch so weiter überlegt, ich meine diese Zeitung,
00:51:35: Ole Liebl: für die dieser Typ schreibt, hat so eine Auflage von irgendwie 600.000 pro Woche.
00:51:42: Ole Liebl: Und wenn man sagt, okay, ich habe irgendwie 2,4 Millionen Impressions allein
00:51:48: Ole Liebl: auf Instagram pro Monat,
00:51:50: Ole Liebl: dann sind das ungefähr 600.000 pro Woche.
00:51:56: Ole Liebl: Und nach der Logik bin ich dann halt einfach komplett gleich auf mit dieser
00:52:01: Ole Liebl: großen deutschen Zeitung.
00:52:02: Ole Liebl: Und als Redakteur für diese Zeitung würde es mich dann auch,
00:52:07: Ole Liebl: Ein bisschen störend.
00:52:10: Ole Liebl: Das will ich natürlich nicht sagen, weil das absolut größenwahnsinnig und megalomanisch ist.
00:52:14: Ole Liebl: Ich natürlich auch weiß, dass Impressions und eine Zeitungsauflage nicht vergleichbar sind.
00:52:19: Ole Liebl: Also, liebe Leute, nicht böse werden.
00:52:25: Ole Liebl: Ich will nur ein bisschen trollen. Bitte?
00:52:28: Simon David Dressler: Und vor allem nicht größenwahnsinnig.
00:52:29: Ole Liebl: Nein, ich bin definitiv nicht größenwahnsinnig.
00:52:35: Simon David Dressler: Würdest du das sagen?
00:52:38: Ole Liebl: Ähm, ich würde sagen, ich bin, ich würde sagen, wie gesagt, das habe ich auch
00:52:43: Ole Liebl: schon häufiger gesagt, ich glaube, jeder, der sich in irgendeiner Form in der
00:52:45: Ole Liebl: Öffentlichkeit äußert, hat eine narzisstische Ader.
00:52:51: Ole Liebl: Egal in welcher Form, also jemand, der einen Song macht, muss ja glauben,
00:52:57: Ole Liebl: das, was man hier geschaffen hat, ist so wichtig und so unfassbar relevant,
00:53:02: Ole Liebl: dass es andere Leute einfach hören müssen.
00:53:03: Ole Liebl: Und ich meine, das betrifft, glaube ich, alle anderen Sachen auch.
00:53:06: Ole Liebl: Also Bücher, Artikel, Gemälde, Videos. Würdest du mir da zustimmen?
00:53:13: Simon David Dressler: Ich würde zustimmen. Das wäre mir eine Frage des gesunden Umgangs.
00:53:18: Ole Liebl: Ja, würdest du sagen, du gehst mit deinem Narzissmus gesund um?
00:53:22: Simon David Dressler: Ich finde gerade so eine Bühne ist eigentlich ein guter Umgang damit.
00:53:26: Simon David Dressler: Also ich spreche total gerne und ich mag es auch, wenn Leute mir zuhören.
00:53:29: Simon David Dressler: Und auf so einer Bühne kann man total ausrasten, aber es hat halt einfach einen Rahmen.
00:53:33: Simon David Dressler: Und dann kann man alles rauslassen und wird von 100 Leuten angeschaut und fühlt
00:53:36: Simon David Dressler: sich ganz toll und dann geht man runter und will seine Ruhe haben und legt sich
00:53:39: Simon David Dressler: ins Bett. Das finde ich irgendwie nett.
00:53:42: Ole Liebl: Das finde ich auch toll. Apropos Bühne.
00:53:45: Ole Liebl: Ein weiteres Mal ein Veranstaltungshinweis für den 27. Oktober,
00:53:50: Ole Liebl: falls ihr da noch nichts vorhabt.
00:53:52: Ole Liebl: Da bin ich auf der Bühne in Berlin in der Rose-Luxemburg-Stiftung gemeinsam
00:53:55: Ole Liebl: mit Arja Jaff und Wolfgang M. Schmidt.
00:53:59: Ole Liebl: Wir reden über Coolness. Über mein Lieblingsthema.
00:54:03: Simon David Dressler: Ja, kommt mal dahin. Ich werde es versuchen, möglich zu machen.
00:54:06: Simon David Dressler: Ich kann noch nichts versprechen. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
00:54:09: Ole Liebl: Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich.
00:54:13: Simon David Dressler: Ja, Simon, wir haben schon ein Stündchen gesprochen wieder. Ja.
00:54:16: Simon David Dressler: Ich merke leider, ich bin leider sehr müde.
00:54:18: Ole Liebl: Du bist sehr müde.
00:54:19: Simon David Dressler: Ich bin sehr müde.
00:54:20: Ole Liebl: Ich habe dir auch gerade sehr viele Infos gegeben.
00:54:22: Simon David Dressler: Ja, viele Infos.
00:54:24: Ole Liebl: Genau. Und kannst du...
00:54:27: Simon David Dressler: Jetzt hören das manche Leute vielleicht morgens um 6.30 Uhr.
00:54:31: Ole Liebl: Ja.
00:54:31: Simon David Dressler: Aber so ist es ja... Auf der Welt immer. Es ist überall, also jetzt zu diesem
00:54:38: Simon David Dressler: Zeitpunkt ist irgendwo auf der Welt also 6.30 Uhr oder 5.30 Uhr.
00:54:45: Ole Liebl: Ja, toll.
00:54:46: Simon David Dressler: Und irgendwo scheint die Sonne und irgendwo regnet es. Irgendwo ist Sommer und irgendwo ist Winter.
00:54:52: Ole Liebl: Toll, das ist wirklich, also das sind die philosophischen Gedanken,
00:54:56: Ole Liebl: die man einfach mal Das hergehen sich.
00:54:58: Simon David Dressler: Auch sehr viele Bücher.
00:55:00: Ole Liebl: Damit du solche Gedanken sagen kannst. Leute, irgendwo ist immer Sommer.
00:55:07: Simon David Dressler: Denkt immer daran.
00:55:08: Ole Liebl: Denkt immer daran, Leute. Irgendwo ist immer Sommer.
00:55:11: Simon David Dressler: Und irgendwo ist immer ein durchgeknallter Milliardär, der die nächste scheiß Tech-Plattform kauft.
00:55:17: Simon David Dressler: Ich kann nicht mehr. Es macht einfach keinen Spaß. Warum sind es denn immer dieselben Nasen?
00:55:23: Ole Liebl: Irgendwas mit Kapitalismus. Also vielleicht muss man dann doch mal irgendwie
00:55:26: Ole Liebl: wieder den alten Marx fragen.
00:55:28: Simon David Dressler: Was er gesagt hat. So viel Orthodoxie, das muss dann wohl doch sein.
00:55:32: Ole Liebl: Es gibt immer so lustige Tweets von wegen, ja, Marx, didn't consider,
00:55:37: Ole Liebl: bla bla bla und dann kommentiert immer jemand mit irgendeinem Auszug aus irgendeinem
00:55:41: Ole Liebl: obskuren Karl Marx Briefwechsel mit irgendeiner Nase,
00:55:46: Ole Liebl: wo Marx dann genau irgendwie das schreibt.
00:55:48: Ole Liebl: Also zum Beispiel bei der Blockierung, wo dieses Schiff im Suezkanal,
00:55:53: Ole Liebl: stecken geblieben ist vor, keine Ahnung, zwei, drei Jahren und dann wo quasi
00:55:58: Ole Liebl: auch der Welthandel eben ganz empfindlich getroffen wurde und dann meinte jemand,
00:56:02: Ole Liebl: ja, Marx didn't consider das ist und dann hat jemand darunter eine Textstelle
00:56:06: Ole Liebl: gepostet, wo Marx quasi in so einer Klammer als Beispiel nennt,
00:56:11: Ole Liebl: irgendwie zum Beispiel die Blockade des Suezkanals.
00:56:14: Ole Liebl: Das ist toll. Und vielleicht muss ich einfach nochmal hier in meine Marx-Engels-Werke
00:56:18: Ole Liebl: schauen, vielleicht hat er irgendwo was von TikTok und irgendwie Larry Ellison
00:56:21: Ole Liebl: und Dateninfrastruktur geschrieben.
00:56:24: Simon David Dressler: Schau mal ganz genau nach.
00:56:25: Ole Liebl: Wir haben es einfach noch nicht gefunden.
00:56:27: Simon David Dressler: Ich würde mich sehr freuen, wenn du es finden würdest. Bitte berichte uns im Podcast.
00:56:31: Ole Liebl: Ich finde es bis nächste Woche, weil nächste Woche hören wir uns wieder.
00:56:35: Simon David Dressler: Achso, ich dachte, nächste Woche hast du alle Marx- und Engelswerke gelesen.
00:56:40: Ole Liebl: Achso, ja.
00:56:41: Simon David Dressler: 30 Bände.
00:56:43: Ole Liebl: Ja, ach du, wie viel sind das jetzt irgendwie, keine Ahnung,
00:56:47: Ole Liebl: 5 pro Tag? Schaffe ich. Ja. Ich habe nur eine Masterarbeit zu schreiben.
00:56:51: Simon David Dressler: Easy.
00:56:52: Ole Liebl: Easy, gut. Mein lieber aufrechter Demokrat, dann verabschiede ich dich.
00:56:59: Simon David Dressler: Ich werde jetzt nicht einer aufrechter Demokrat genannt.
00:57:02: Ole Liebl: Du bist es halt auch einfach.
00:57:04: Simon David Dressler: Dankeschön. Mach's gut, Simon. Bis dann.
00:57:08: Ole Liebl: Bis nächste Woche.
00:57:09: Simon David Dressler: Bis nächste Woche. Tschüss.
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