Die Sache mit den Politik-Talkshows
Shownotes
Es ist Premiere! Ole und Simon sitzen zum ersten Mal in diesem Podcast in EINEM Raum und reden in EIN Mikrophon! OMG! Spürt diese ganz andere Nähe? Oder ist das aufwallende Gefühl die latente Aggressivität, die man verspürt, wenn man auf X, vormals Twitter, mal wieder Clips von Hart aber Fair Sandra Lanz Will Maischklamroth reingespielt bekommt? Kommt mit auf eine Reise durch Simons letzten Talkshow-Auftritt auf … Twitch?! Außerdem diskutieren Ole und Simon, was der Begriff "die vierte Gewalt" denn eigentlich bedeutet.
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00:00:00: Simon David Dressler: Hallo liebe Leute, ich bin heute nicht alleine im Raum und zwar sitzt neben
00:00:05: Simon David Dressler: mir mein Podcast-Partner.
00:00:07: Ole Liebl: Hallo Simon.
00:00:07: Simon David Dressler: Hallo Ole.
00:00:08: Ole Liebl: Wir müssen uns leider ein Mikrofon teilen, das wird vielleicht manchmal ein
00:00:11: Ole Liebl: bisschen hakelig sein, weil wir um ein Mikrofon so ein bisschen rangeln müssen
00:00:14: Ole Liebl: und uns hin und her schieben.
00:00:16: Simon David Dressler: Oder wir gehen einfach ganz nah mit den Sichtern aneinander und dann kann das
00:00:19: Simon David Dressler: Mikrofon an einem Platz bleiben.
00:00:22: Ole Liebl: Wir werden schauen, ob es so
00:00:23: Ole Liebl: funktioniert. Wir wollen trotzdem heute ein bisschen mehr gesprächig sein.
00:00:27: Simon David Dressler: Ja, weil normalerweise sind wir ja ungefähr 500, 600, 700 Kilometer entfernt
00:00:33: Simon David Dressler: und nehmen quasi aus der Ferne auf.
00:00:36: Simon David Dressler: Aber jetzt ist Ole in Berlin und wir kommen gerade von einem Fotoshooting.
00:00:40: Ole Liebl: Das war richtig süß.
00:00:41: Simon David Dressler: Das war richtig cool. Und wenn ihr diese Folge hört, dann seht ihr das dabei
00:00:46: Simon David Dressler: entstandene Foto noch nicht, aber bei der nächsten.
00:00:50: Simon David Dressler: Und es wird auf jeden Fall sehr cool.
00:00:53: Ole Liebl: Wir haben uns für so leichte Gegensätze entschieden, obwohl wir eigentlich gar
00:00:56: Ole Liebl: nicht so gegensätzlich sind für unsere Energy, glaube ich, aber...
00:01:00: Simon David Dressler: Ja, vielleicht könnt ihr ja auf dem Bild die Unterschiede ausmachen.
00:01:03: Simon David Dressler: Das ist ja wie so ein Bild findet die Unterschiede.
00:01:07: Ole Liebl: Also ja, auf der Folge, die jetzt danach folgt, schreibt mal in die Kommentare
00:01:10: Ole Liebl: auf jeden Fall, wie ihr das Bild findet. Würde uns sehr interessieren.
00:01:14: Simon David Dressler: Genau. Und um quasi der besonderen Konstellation heute gerecht zu werden,
00:01:20: Simon David Dressler: weil wir in einem Raum sitzen uns gegenüber, Dachten wir, dass wir heute so
00:01:24: Simon David Dressler: ein bisschen mehr ein Gespräch führen und eigentlich nur ein Thema behandeln,
00:01:31: Simon David Dressler: aber eben quasi über unsere Erfahrungen mit diesem Thema reden. Was ist das Thema, Ole?
00:01:38: Ole Liebl: Das Thema ist Talkshow-Auftritte oder so Rundfunkformate, für die wir schon
00:01:43: Ole Liebl: angefragt worden sind, wenn es so um politische Themen geht und was auch vielleicht
00:01:46: Ole Liebl: die Sinnhaftigkeit oder Unsinnhaftigkeit. Ist das ein Wort?
00:01:50: Ole Liebl: Na egal, auf jeden Fall, ob es überhaupt was bringt.
00:01:52: Simon David Dressler: Ich glaube, Sinnlosigkeit ist der Fachterminus dafür.
00:01:57: Ole Liebl: Ja, da spricht der Linguist.
00:02:00: Simon David Dressler: Apropos Linguist, wenn ihr diese Folge hört, dann ist meine Masterarbeit fertig.
00:02:05: Simon David Dressler: Ich will es nur gesagt haben.
00:02:07: Ole Liebl: Also Simon ist wirklich, ich habe sie gerade gesehen schon mal in Auszügen,
00:02:11: Ole Liebl: sieht es sehr professionell aus. Ich bin wahnsinnig froh.
00:02:14: Simon David Dressler: Natürlich sieht es professionell aus. Ich meine...
00:02:17: Simon David Dressler: Das ist ja Simon David Ressler, der akademisch arbeitet und das passiert.
00:02:21: Ole Liebl: Nee Simon, also ich habe wirklich schon sehr viele Studis gesehen,
00:02:24: Ole Liebl: die wirklich beschissene Arbeiten abgehen, weil sie überhaupt nicht mit Word
00:02:28: Ole Liebl: oder irgendwelchen Schreibprogrammen umgehen können.
00:02:30: Simon David Dressler: Der Profi schreibt natürlich nicht in Word, der Profi schreibt natürlich in Overleaf.
00:02:35: Ole Liebl: Ja, also ich bin ja selber, ich hasse ja Word auch sehr, wirklich, ist ganz schlimm.
00:02:40: Ole Liebl: Ich muss leider von Verlagsseite aus, was meine Buchabgabe geht,
00:02:43: Ole Liebl: dann am Ende alles von meinem Programm. Ich arbeite mit Obsidian,
00:02:46: Ole Liebl: das ist so ein Note-Taking-Tool.
00:02:48: Ole Liebl: Habe dann auch Integration zu meinem Quellprogramm. Und das muss ich dann überführen
00:02:51: Ole Liebl: in Word. Und dann fängt das Chaos an. Also ich habe irgendwie einen Rechner mit 48 GB RAM.
00:02:56: Ole Liebl: Und das Dokument hakelt, obwohl es nur so 200, 300 Seiten hat.
00:02:59: Ole Liebl: Das ist wirklich, ich kann darüber nicht sprechen. Sonst werde ich sehr laut und sehr wütend.
00:03:05: Simon David Dressler: Apropos Buch. Ich habe dein Buch vorbestellt. Habe ich das schon erzählt in der Folge?
00:03:09: Simon David Dressler: Oder in der vorherigen Folge? Nein, ich habe das erzählt, aber ich.
00:03:12: Simon David Dressler: Okay, mir ist nur gerade wieder eingefallen.
00:03:14: Simon David Dressler: Ola hat ein Buch geschrieben, sein zweites und man kann das vorbestellen bei
00:03:17: Simon David Dressler: autorenwelt.de. Kriegt man eigentlich eine signierte Version?
00:03:22: Simon David Dressler: Weil das ist ja oft so bei Autorenwelt.
00:03:24: Ole Liebl: Naja, aber ich habe jetzt gerade eine Mail bekommen von meinem Verlag,
00:03:27: Ole Liebl: dass irgendeine Buchhandlung so eine Signieraktion mit mir macht,
00:03:29: Ole Liebl: aber ich habe es noch nicht so genau durchstiegen.
00:03:33: Ole Liebl: Also ich gebe euch noch Updates.
00:03:35: Simon David Dressler: Okay, genau.
00:03:37: Simon David Dressler: Mein Buch kann man noch nicht vorbestellen, das hat sich noch nicht konkretisiert.
00:03:44: Simon David Dressler: Was ihr tun könnt, ist diesen Podcast bewerten und diesen Podcast folgen auf
00:03:48: Simon David Dressler: den Plattformen, wo ihr so Podcasts hört.
00:03:51: Simon David Dressler: Das würde uns sehr freuen und verratet es euren Freunden.
00:03:54: Simon David Dressler: Ich habe das Gefühl, die laute, bunte Welt da draußen hat noch gar nicht erfahren,
00:04:01: Simon David Dressler: dass Simon David Ressler und Ole Liebel einen Podcast machen.
00:04:03: Simon David Dressler: Und deshalb erzählt das euren Freundinnen und Freunden.
00:04:07: Simon David Dressler: Und es ist natürlich auch so, wir machen keinen Videopodcast.
00:04:10: Simon David Dressler: Und das ist natürlich im Podcast-Game heutzutage auch eher ein Nachteil, würde ich sagen.
00:04:15: Ole Liebl: Ich hatte das bei meinem anderen Podcast schon versucht mit Video,
00:04:18: Ole Liebl: aber ich habe es wieder gelassen.
00:04:19: Ole Liebl: Ich finde es ein bisschen zu aufwendig und du kannst die Videos ja eigentlich
00:04:22: Ole Liebl: nur auf Spotify und YouTube wirklich sehen.
00:04:26: Ole Liebl: Mir ist es ein bisschen too much. Ich meine, wie hören Leute Podcasts?
00:04:29: Ole Liebl: Beim Autofahren, in der U-Bahn sitzen, keine Ahnung, auf dem Rad.
00:04:34: Ole Liebl: Also sie sind irgendwie unterwegs. Ich weiß nicht, wer sich das wirklich richtig
00:04:37: Ole Liebl: anschaut. Und selbst bei YouTube hast du meistens einen Tab offen und machst halt deinen Kram.
00:04:41: Ole Liebl: Aber lass uns nochmal zu dem Thema kommen, weil...
00:04:43: Simon David Dressler: Apropos Video.
00:04:45: Ole Liebl: Genau, Apropos Video. Wir kamen jetzt auf das Thema, um darüber auch zu sprechen,
00:04:49: Ole Liebl: weil du jetzt gerade eingeladen wurdest von der ARD oder auf deren Twitch-Kanal
00:04:55: Ole Liebl: ein Talkshow oder ein Talkformat zu machen.
00:04:59: Ole Liebl: Und da würde ich gerne mal, dass du ein bisschen berichtest,
00:05:01: Ole Liebl: wie das so war und wer da so eingeladen war und was das so sollte.
00:05:04: Simon David Dressler: Genau, ich wurde eingeladen von der ARD quasi, der neue Moderator der neuen
00:05:10: Simon David Dressler: Talkshows zu werden. Nein, natürlich nicht.
00:05:13: Simon David Dressler: Ich wurde eingeladen von der ARD zu einer Politik-Talkshow, die auf Twitch stattfindet.
00:05:20: Simon David Dressler: Für die Leute, die es nicht wissen und euch sei es verziehen,
00:05:23: Simon David Dressler: wenn ihr das noch nicht wusstet, Die ARD hat einen Twitch-Kanal,
00:05:27: Simon David Dressler: wo sie relativ regelmäßige Formate,
00:05:31: Simon David Dressler: betreibt und eins dieser Formate heißt Politik und Wir und das ist im Prinzip
00:05:36: Simon David Dressler: eine Politik-Talkshow, die dann eben auf Twitch gestreamt wird.
00:05:42: Simon David Dressler: Die ARD macht das, glaube ich, definitiv so, um ein junges Publikum zu erreichen,
00:05:48: Simon David Dressler: was halt kein lineares Fernsehen mehr schaut und versucht sich an diese,
00:05:53: Simon David Dressler: Sehgewohnheiten, die junge Leute, naja, mutmaßig so auf Twitch haben, irgendwie anzupassen.
00:05:59: Simon David Dressler: Das Das heißt, das Konzept von der Sendung ist, dass man zwei Gäste hat,
00:06:04: Simon David Dressler: die ins Studio kommen und das ist auch ein richtiges Studio und dann gibt es
00:06:09: Simon David Dressler: eine Moderatorin oder einen Moderator und dann gibt es diese zwei Gäste und
00:06:14: Simon David Dressler: dann werden Gäste zugeschaltet.
00:06:17: Ole Liebl: Ja, und es gibt sehr viele Snacks. Also bei der Talkshow war es wirklich so,
00:06:21: Ole Liebl: Simon und der Gast, der gleich noch kommen wird, die haben sich gegenseitig
00:06:25: Ole Liebl: die Snacks quasi vom Teller gefressen. Salz, Stamm und Trauben.
00:06:29: Simon David Dressler: Es war so, jeder Gast hatte seine eigenen Schälchen.
00:06:33: Ole Liebl: Aber es wirkte nicht so.
00:06:36: Simon David Dressler: Ich war die gesamte Sendung am Essen.
00:06:40: Simon David Dressler: Also ich glaube, es gab keine einzige Einstellung, wo ich nicht irgendwas im
00:06:44: Simon David Dressler: Mund hatte. Also es gab ein Schälchen Käsewürfel, ein Schälchen Weintrauben, rote und grüne.
00:06:50: Simon David Dressler: Es gab Salzstangen, es gab Goldbeeren, es gab Schokolade und das für jeden Gast
00:06:58: Simon David Dressler: und dann für die Moderatorin.
00:06:59: Simon David Dressler: Und die Moderatorin hat Iris nicht angerührt, deshalb habe ich da auch noch gegessen.
00:07:02: Ole Liebl: Also es war auf jeden Fall auch ein kulinarisches Highlight, das mit anzusehen.
00:07:06: Simon David Dressler: Es war eigentlich das Großfressen.
00:07:11: Simon David Dressler: Und genau, dann werden eben im Laufe dieser Sendung, und diese Sendung geht zwei Stunden.
00:07:18: Simon David Dressler: Und da werden, in meinem Fall waren es entweder fünf oder sechs Gästinnen und Gäste zugeschaltet.
00:07:24: Simon David Dressler: Und dann gibt es ja noch den Twitch-Chat.
00:07:27: Simon David Dressler: Den Live-Chat, den die Moderatorin regelmäßig vorgelesen hat.
00:07:32: Ole Liebl: Aber jetzt von der reinen Konstellation, bevor wir jetzt in die Sendung selber
00:07:35: Ole Liebl: gehen. Würdest du sagen, dass dieses Konzept, es gibt zwei Stunden,
00:07:38: Ole Liebl: zwei Gäste mit Moderation, ein paar Leute, die live zugeschaltet werden,
00:07:42: Ole Liebl: plus ein Chat, ist das ein Konzept, was funktionieren kann?
00:07:44: Ole Liebl: Oder würdest du da schon sagen, das geht schon von Anfang an nicht auf?
00:07:48: Ole Liebl: Oder was bräuchte es, damit es funktioniert?
00:07:49: Simon David Dressler: Ja, also bevor wir in das Thema reingehen und ich euch auch mit meinem Gegenüber
00:07:53: Simon David Dressler: in dieser Sendung bekannt mache, wollte ich schon mal eben dieses Konzept erklären,
00:07:58: Simon David Dressler: damit ihr alle schon mal so ein bisschen überfordert werdet,
00:08:01: Simon David Dressler: weil genau das ist diese Sendung.
00:08:03: Simon David Dressler: Diese Sendung ist, würde ich sagen, primär überfordernd vom Inhalt her,
00:08:08: Simon David Dressler: weil zwei Stunden sind echt viel.
00:08:10: Simon David Dressler: Also zwei Stunden ist echt lange. Aber die Gäste, das ist auch sehr viel.
00:08:15: Simon David Dressler: Das heißt, es gibt nämlich einmal, wie gesagt, die Moderatorin,
00:08:17: Simon David Dressler: dann gibt es zwei Gäste im Studio und dann wurden in meinem Fall sechs Leute
00:08:21: Simon David Dressler: hinzugeschaltet. Dann gibt es noch den Twitch-Chat und das sind,
00:08:25: Simon David Dressler: sagen wir mal, insgesamt dann zehn Akteure.
00:08:28: Simon David Dressler: Und zehn Akteure in zwei Stunden und dann, wenn quasi, dass dann noch verschiedene
00:08:33: Simon David Dressler: Themen eben abgehandelt werden, also es gibt schon so eine übergreifende thematische
00:08:37: Simon David Dressler: Frage, aber dann geht man da eben von Thema, also von Unterthema zu Unterthema.
00:08:42: Simon David Dressler: Das ist zu viel. Also das ist einfach zu viel.
00:08:45: Simon David Dressler: Zwei Stunden wäre schon ein ziemlich gutes Format, wenn es wirklich eine Moderatorin
00:08:52: Simon David Dressler: und dann zwei Gäste sind. Und dann könnte man ein Thema wirklich mal.
00:08:57: Simon David Dressler: Ausdiskutieren. Und dann vielleicht auch ohne Plan, dass man die zehn Unterpunkte abhakt.
00:09:04: Simon David Dressler: Sondern man startet mit einer Frage und dann wird das einfach mal ausdiskutiert.
00:09:08: Simon David Dressler: Das könnte funktionieren und ich glaube, dann würde man so einem Erkenntnisinteresse,
00:09:12: Simon David Dressler: so einem, nee, nicht Erkenntnisinteresse, Erkenntnisgewinn irgendwie näher kommen.
00:09:18: Simon David Dressler: Aber das wird durch das Konzept, was ich eben beschrieben habe,
00:09:21: Simon David Dressler: mit eigentlich zehn Akteuren, wird einfach verunmöglicht.
00:09:24: Ole Liebl: Aber jetzt ganz inhaltlich mal gesprochen, also worum ging es denn eigentlich
00:09:27: Ole Liebl: und wer war der Gast und wie war die Moderation?
00:09:30: Simon David Dressler: Genau, gehen wir ans Angemachte. Mein Gegenüber war Roderich Kiesewetter,
00:09:35: Simon David Dressler: Oberst AD, Roderich Kiesewetter von der CDU.
00:09:38: Simon David Dressler: Kiesewetter ist CDU-Abgeordneter und war die längste Zeit seines Lebens bei
00:09:44: Simon David Dressler: der Bundeswehr und war auch, hat er erzählt, in Afghanistan und im Balkan, glaube ich.
00:09:53: Simon David Dressler: Also hat er auch Auslandseinsätze gemacht und er hat ein paar spannende Positionen
00:09:58: Simon David Dressler: zum Thema Wehrpflicht und Aufrüstung.
00:10:00: Ole Liebl: Also er ist auf jeden Fall einer der absoluten Hardliner in der Partei.
00:10:03: Simon David Dressler: Genau, ich wollte es noch nicht so direkt sagen. Ich wollte sofort droppen.
00:10:07: Simon David Dressler: Er ist, würde ich sagen, einer der konsequentesten Militaristen,
00:10:11: Simon David Dressler: die man so in der Deutschen Bundesrepublik sieht.
00:10:14: Simon David Dressler: Momentan finden kann.
00:10:16: Ole Liebl: Und das würde er auch selber nicht bezweifeln.
00:10:17: Simon David Dressler: Das würde er, damit hätte er überhaupt kein Problem. Und ich muss sagen,
00:10:24: Simon David Dressler: mir fällt spontan kein Politiker ein, der mir bei dem Thema Wehrpflicht und
00:10:28: Simon David Dressler: Aufrüstung und so weiter eigentlich ferner liegt von den Positionen her.
00:10:32: Simon David Dressler: Und deshalb habe ich mich sehr auf diese Sendung gefreut und ich habe mich extrem vorbereitet.
00:10:36: Simon David Dressler: Also ich habe mir stundenlang seine Talkshow-Auftritte angeschaut.
00:10:40: Simon David Dressler: Ich habe mir seitenweise Notizen gemacht, die ich mir auch in die Sendung mitgenommen
00:10:43: Simon David Dressler: habe. Also ausgedruckt auf Papier.
00:10:45: Simon David Dressler: Das Problem ist nur, dass diese Notizen nicht unbedingt in diese Sendung gepasst haben.
00:10:51: Simon David Dressler: Und ich habe einfach unterschätzt, wie rigide diese Sendung durchgetaktet war.
00:10:57: Simon David Dressler: Es war so, man konnte eigentlich keinen Gedanken wirklich ausführen.
00:11:02: Ole Liebl: Und ich meine, ich habe ja mit Simon noch telefoniert, als er im Taxi war,
00:11:05: Ole Liebl: zur Sendung hingefahren und so.
00:11:07: Ole Liebl: Und wir sind nochmal Zitate durchgegangen und hat mir nochmal so ein paar Sachen
00:11:10: Ole Liebl: erklärt, die er so rausgefunden hat und was man hätte alles bringen können.
00:11:14: Ole Liebl: Also es war wirklich, es war eine ausgearbeitete Zerstörung auf vier DIN A4
00:11:19: Ole Liebl: Seiten des Ulrich Kiesewetters.
00:11:22: Simon David Dressler: Roderich.
00:11:23: Ole Liebl: Roderich.
00:11:24: Simon David Dressler: So, Ulrich?
00:11:25: Ole Liebl: Nee, Roderich. Ich habe es ein bisschen vernuschelt. Ja, und das kam aber einfach nicht zustande.
00:11:30: Ole Liebl: Also es ist ja nicht nur so, dass dieses Sendeformat so drüber gebügelt hat.
00:11:34: Ole Liebl: Wir haben ja da auch einen Berufspolitiker sitzen, der seit 16 Jahren im Parlament
00:11:37: Ole Liebl: sitzt. Der ist mit allen Wassern gewaschen.
00:11:39: Ole Liebl: Also der kann einen schon wegbügeln,
00:11:42: Simon David Dressler: So rhetorisch.
00:11:43: Ole Liebl: Immer so mit so einer ganz ruhigen, nüchterlichen, sachlichen Vortragsweise und so weiter.
00:11:47: Ole Liebl: Und dann hast du eine Moderatorin plus noch ein Sendekonzept.
00:11:50: Ole Liebl: Und ja, dann ist einfach alles nur noch irgendwie nicht, du kannst nicht diskutieren,
00:11:54: Ole Liebl: du kannst nur noch zerreden,
00:11:56: Ole Liebl: du kannst nicht ausarbeiten, sondern du kannst nur noch irgendwie ja alles verhackstücken
00:12:00: Ole Liebl: und einmal umrühren und sofort zum nächsten Thema gehen. Also es ist wirklich ganz gruselig.
00:12:05: Simon David Dressler: Ja, also ich will das auch nicht so darstellen, als hätte ich mir irgendwie
00:12:10: Simon David Dressler: einen Plan zurechtgelegt und alle anderen sind schuld, dass ich die Sache nicht loswerden konnte.
00:12:15: Simon David Dressler: Ich konnte schon, würde ich sagen, einige Sachen von den Sachen,
00:12:19: Simon David Dressler: die ich von meinen Talking Points, die ich unterbringen wollte,
00:12:21: Simon David Dressler: habe ich untergebracht.
00:12:21: Simon David Dressler: Es gibt ein paar Stellen, mit denen bin ich ziemlich zufrieden,
00:12:24: Simon David Dressler: weil ich eben zum Beispiel Roderich Kiesewetter einfach mal wirklich konkret darauf festnagel.
00:12:29: Simon David Dressler: Glaubt er denn wirklich, dass Deutschland Gefahr läuft, von Russland angegriffen
00:12:34: Simon David Dressler: zu werden? so wie die Ukraine angegriffen wurde. Und er sagt einfach nein.
00:12:37: Simon David Dressler: Und das ist so eine Aussage, die bekommt man in deutschen Talkshows so gut wie nicht zu hören.
00:12:42: Simon David Dressler: Also da geht es immer darum, Deutschland muss sich verteidigen,
00:12:44: Simon David Dressler: Deutschland muss sich aufrüsten.
00:12:46: Simon David Dressler: Ja, okay, wozu denn eigentlich? Ja, wegen Putin. Okay, wie wahrscheinlich ist
00:12:50: Simon David Dressler: es eigentlich, dass Deutschland von Putin wirklich angegriffen wird?
00:12:54: Simon David Dressler: Irgendwie nicht so wirklich. Und das wird auch in diesen ganzen Talkshows,
00:12:58: Simon David Dressler: die sich immer um dieses Thema drehen, nie wirklich mal so ausbuchstabiert,
00:13:02: Simon David Dressler: glauben diese Leute das denn wirklich?
00:13:03: Simon David Dressler: Ist das die Gefahr? Und dann habe ich ihn einfach gefragt, ist das das Szenario,
00:13:07: Simon David Dressler: über das wir hier reden? Und er meinte, nein.
00:13:10: Simon David Dressler: Und das ist auch schon mal so eine Sache, so ein wirkliches Festnageln auf eine Aussage.
00:13:16: Simon David Dressler: Das sollte in deutschen Talkshows einfach viel häufiger mal passieren.
00:13:19: Simon David Dressler: Was aber stattdessen passiert, ist, dass es immer nur um Perspektiven geht.
00:13:24: Simon David Dressler: Jeder Mensch, jeder Gast, der in diese Talkshows kommt, wird dazu eingeladen,
00:13:27: Simon David Dressler: mal seine Perspektive auf irgendein Thema zu teilen und dann ist die einfach im Raum.
00:13:32: Ole Liebl: Und dann sagt die Moderation, ja, danke, das ist aber ein spannender Einblick
00:13:36: Ole Liebl: gewesen, das fand ich wirklich interessant.
00:13:38: Ole Liebl: Was sagst du denn dazu? Dann kommt die nächste Person dran.
00:13:43: Ole Liebl: Also dieser Danke für das Statement, was für eine spannende Perspektive Journalismus,
00:13:48: Ole Liebl: braucht halt kein Mensch. Und ich habe heute nochmal so darüber nachgedacht.
00:13:51: Ole Liebl: Deswegen finde ich es auch erstmal so ein bisschen irrelevant,
00:13:54: Ole Liebl: weil viele politische Talkshows in Deutschland so laufende Talkformate,
00:13:57: Ole Liebl: ob die AfD in diesen Formaten vertreten ist oder nicht.
00:14:02: Ole Liebl: Weil wenn es sowieso nicht wirklich zu einer Diskussion kommt,
00:14:07: Ole Liebl: also einfach nur alle einmal ihr Statement abgeben, halt vor verschiedenen Hintergründen,
00:14:11: Ole Liebl: je nachdem, wie diese Talkshow das Studio eingerichtet hat, ja,
00:14:15: Ole Liebl: dann weiß ich auch nicht. Dann ist es auch ein bisschen egal.
00:14:17: Ole Liebl: Also, ob die AfD jetzt ihre Clips selber produziert und damit eine halbe Million
00:14:21: Ole Liebl: Leute auf TikTok kriegt oder ob die bei Lanz sitzt, ist fast egal.
00:14:25: Ole Liebl: Oder bei Miosga. Ich muss ja sagen, Lanz ist ja fast noch jemand,
00:14:27: Ole Liebl: der hat ab und zu mal helle Momente, der bringt Leute auch schon echt mal ins
00:14:30: Ole Liebl: Schwitzen, aber zum Beispiel Miosga finde ich so ziemlich eines der schlimmsten Talkformate.
00:14:35: Ole Liebl: Weil das, ja, das passiert auf jeden Fall nicht.
00:14:38: Simon David Dressler: Also ich glaube das Problem, ich will das nicht so auf so, oder wir wollen das
00:14:43: Simon David Dressler: beide nicht, dass man das auf so jetzt die Personen schiebt.
00:14:45: Simon David Dressler: Also die Moderatoren sind einfach schlecht. Ich glaube das ist nicht der Punkt, oder?
00:14:49: Ole Liebl: Ja okay, das war jetzt ein bisschen doof von mir formuliert,
00:14:50: Ole Liebl: stimmt vielleicht. Das könnte man jetzt meinen, dass es nur ein personelles
00:14:52: Ole Liebl: Problem wäre, aber es ist glaube ich ein allgemein strukturelles Problem von
00:14:55: Ole Liebl: Talkshows, dass sie überhaupt kein Interesse an dieser Form von Auseinandersetzung und Kritik haben,
00:15:02: Ole Liebl: und Leute mal wirklich präzise Fragen zu stellen.
00:15:06: Ole Liebl: Das geschieht hier und da mal, aber es ist eigentlich nicht das Konzept der
00:15:08: Ole Liebl: Sendung und oft auch durch die zeitliche Begrenzung verunmöglicht.
00:15:12: Ole Liebl: Also da würde ich auch gleich noch was zu sagen.
00:15:14: Simon David Dressler: Ja, also das Problem, wie gesagt, unabhängig von irgendwelchen Moderatoren-Persönlichkeiten,
00:15:19: Simon David Dressler: ich will auch die Sendung, wo ich am Montag oder am Dienstag war.
00:15:24: Simon David Dressler: Das Problem daran ist nicht, also das Problem ist nicht die Moderatorin,
00:15:28: Simon David Dressler: sondern das Problem ist das Sendekonzept.
00:15:30: Simon David Dressler: Das Problem ist das Verständnis, was deutsche Politik-Talkshows von sich selber haben.
00:15:35: Simon David Dressler: Nämlich, dass ihr Job wäre, einfach mal alle Perspektiven aufzubereiten und abzubilden.
00:15:42: Simon David Dressler: Und dann können die ZuschauerInnen sich davon irgendwie was raussuchen.
00:15:45: Simon David Dressler: Und das ist wie so ein bunter, lustiger Blumenstrauß von Meinungen.
00:15:48: Simon David Dressler: Und dann haben wir ja alles dargestellt und das ist ja unsere demokratische
00:15:51: Simon David Dressler: Pflicht als aufrechte Demokraten, alle Perspektiven irgendwie mal darzustellen.
00:15:56: Simon David Dressler: Und ich glaube, dass das halt einfach ein katastrophales Verständnis von Politik
00:16:02: Simon David Dressler: und von auch politischen Diskussionen ist, nach meiner Ansicht.
00:16:07: Simon David Dressler: Ich meine, jetzt bin ich auch schon wieder in so einem Perspektivreden drin,
00:16:09: Simon David Dressler: nach meiner Ansicht, bla bla bla.
00:16:11: Simon David Dressler: Aber es muss doch, es sollte doch einen gewissen Wahrheitsanspruch geben.
00:16:15: Simon David Dressler: Also manche Meinungen...
00:16:17: Simon David Dressler: Manche Ansichten, manche Perspektiven sind einfach wichtiger,
00:16:21: Simon David Dressler: wertiger und wahrhaftiger als andere.
00:16:23: Simon David Dressler: Wenn jemand die ganze Zeit darüber redet, dass Deutschland sich aufrüsten muss,
00:16:27: Simon David Dressler: Deutschland muss wehrhaft werden, aber nie konkret sagt, wofür eigentlich.
00:16:32: Simon David Dressler: Und dann auf die Frage, ja glauben sie denn, dass Deutschland von Russland angegriffen
00:16:35: Simon David Dressler: wird, dann sagt, nee, eigentlich nicht.
00:16:38: Simon David Dressler: Okay, aber dann war die bisherige geteilte Perspektive, dass Deutschland sich
00:16:42: Simon David Dressler: aufrüsten muss, dann war ja da irgendwas nicht wahrhaftig gesprochen.
00:16:46: Simon David Dressler: Sondern dann hat man ja offensichtlich, wollte man ja irgendwas sagen,
00:16:49: Simon David Dressler: was man dann aber nicht laut ausgesprochen hat, nämlich wofür rüstet sich Deutschland auf?
00:16:53: Ole Liebl: Ja, also man hat über Maßnahmen diskutiert und über politische Programme,
00:16:56: Ole Liebl: ohne überhaupt die Problembeschreibung klar zu haben.
00:17:00: Ole Liebl: Also welches Problem es eigentlich zu lösen gilt mit der Aufrüstung oder nicht Aufrüstung?
00:17:05: Simon David Dressler: Genau und das Problem, was da zu lösen gilt, ist nämlich, dass Deutschland ein
00:17:10: Simon David Dressler: kapitalistischer Staat ist, der seine Interessen auf der ganzen Welt eben auch
00:17:15: Simon David Dressler: mit Gewalt durchsetzen will.
00:17:16: Simon David Dressler: Und das fällt mit der USA momentan so ein bisschen weg.
00:17:20: Simon David Dressler: In den letzten Jahrzehnten war es eben so, dass der, sag ich mal,
00:17:24: Simon David Dressler: ja, Gewaltmonopolist auf der Welt war unter den Staaten die USA.
00:17:28: Simon David Dressler: Und die war dann so, hat man ja immer so ein bisschen flapsig gesagt,
00:17:32: Simon David Dressler: irgendwie der Weltpolizist und hat halt die Gewalt in anderen Ländern ausgeübt.
00:17:38: Simon David Dressler: Und die anderen Westeuropäer oder die ganzen anderen Staaten des Westens konnten
00:17:42: Simon David Dressler: sich dann ein bisschen zurücklehnen.
00:17:45: Simon David Dressler: Und das ist das, was Leute meinen, wenn sie sagen, die geopolitische Lage ändert
00:17:48: Simon David Dressler: sich. Weil die ändert sich ja tatsächlich, nur das Problem ist,
00:17:51: Simon David Dressler: oder das, was Deutschland verfolgt, ist eben, dass man seine eigenen imperialen
00:17:56: Simon David Dressler: Interessen auf der ganzen Welt jetzt selber durchsetzen will.
00:17:59: Simon David Dressler: Also dass man sich irgendwelche Handelswege...
00:18:01: Ole Liebl: Was heißt will? Also es bleibt ja nichts anderes übrig, wenn so Weltpolizei,
00:18:04: Ole Liebl: USA zumindest im Sinne einer westlichen Vermaschelung wegfällt?
00:18:08: Simon David Dressler: Also man muss. Man muss, weil man ist ein kapitalistischer Staat und man will
00:18:12: Simon David Dressler: den Wirtschaftsstandort Deutschland...
00:18:15: Simon David Dressler: Aufrechterhalten und vor allem gegen andere kapitalistischen Staaten durchsetzen.
00:18:20: Simon David Dressler: Und ich meine, einen kleinen Vorgeschmack haben wir darauf bekommen vor ein
00:18:22: Simon David Dressler: paar Monaten im Lager der Nationen-Podcast, wo, also wirklich die Mitte der
00:18:27: Simon David Dressler: Mitte, mehr Mainstream geht das eigentlich nicht als Lager der Nationen.
00:18:31: Simon David Dressler: Und da wurde dann darüber geredet, dass man den Jemen irgendwie in die Steinzeit
00:18:35: Simon David Dressler: oder die Houthis in die Steinzeit zurückbomben muss. Also wir als Deutschland.
00:18:39: Simon David Dressler: Und da muss man sich dann halt schon fragen, okay, ist das jetzt quasi die imperiale
00:18:44: Simon David Dressler: Anspruchshaltung, die Deutschland an sich selber hat, dass man in der Weltgeschichte
00:18:48: Simon David Dressler: herumfährt und rumfliegt und irgendwelche Leute in die Steinzeit zurückbombt.
00:18:51: Simon David Dressler: Unter anderem, weil die halt irgendwelche Handelswege, zum Beispiel den Suezkanal
00:18:55: Simon David Dressler: eben blockieren oder die Einfahrt quasi in den Suezkanal von unten.
00:19:00: Simon David Dressler: Wenn man da nicht drüber redet, sondern einfach immer nur diese Perspektive,
00:19:04: Simon David Dressler: ja, Herr Kiesewetter, danke, dass Sie das nochmal geteilt haben,
00:19:07: Simon David Dressler: Sie als Verteidigungspolitiker, dass Sie gesagt haben, Ausrüstung ist wichtig,
00:19:11: Simon David Dressler: Okay, danke, aber wofür denn?
00:19:13: Simon David Dressler: Weil der Krieg, über den der ganze Subtext momentan geht.
00:19:16: Simon David Dressler: Weil dieser Krieg, dieser Angriff von Russland auf Deutschland ist das die Bedrohungslage,
00:19:22: Simon David Dressler: die, wie gesagt, selten ausgesprochen wird, aber die eben bei den Leuten trotzdem ankommt.
00:19:26: Simon David Dressler: Also das ist das, was Leute sagen, sie machen sich Sorgen wegen Putin.
00:19:31: Simon David Dressler: Es ist nicht so, dass Leute wie Roderich Kiesewetter oder Carlo Masala rumlaufen
00:19:35: Simon David Dressler: und sagen, morgen steht der Ivan vor der Tür.
00:19:37: Simon David Dressler: Aber das ist das, was ankommt, weil sie dauernd um den heißen Brei herumreden.
00:19:41: Simon David Dressler: Und das ist eben die Folge davon, wenn man immer nur die Perspektiven einlädt
00:19:46: Simon David Dressler: und ganz viele lustige Perspektiven darstellt, aber eben nicht nachfragt,
00:19:50: Simon David Dressler: ja, Herr Kiesewetter, ist es denn wirklich realistisch, dass das passiert?
00:19:54: Simon David Dressler: Wie ich es gemacht habe. Und dann sagt er nein, weil er auch nicht doof ist.
00:19:59: Simon David Dressler: Und weil er natürlich irgendwie auch einen Blick für die Realität hat.
00:20:02: Simon David Dressler: Und die Realität gibt diese Bedrohungslage einfach nicht her.
00:20:04: Ole Liebl: Und wenn man überlegt, dass diese Talkshows oft das Problem haben,
00:20:09: Ole Liebl: dass sie eine Zeitbegrenzung haben und Menschen sehr schnell ihre Statements runterbeten müssen.
00:20:13: Ole Liebl: Und gerade auf Twitch oder anderen Online-Formaten ist es ja nicht so,
00:20:17: Ole Liebl: dass man jetzt hier wie im linearen Fernsehen mit Sendeplätzen konkurriert,
00:20:21: Ole Liebl: weil eben um 20.15 Uhr läuft das, um 21.30 Uhr läuft das andere und so und dann
00:20:25: Ole Liebl: ist man dann sehr, sehr begrenzt,
00:20:26: Ole Liebl: sondern man könnte ja im Endeffekt unendlich lange diese Sendung laufen lassen.
00:20:30: Ole Liebl: Man muss die eben nicht auf 45 Minuten oder so takten und ich finde,
00:20:36: Ole Liebl: da geht auch ganz viel verloren.
00:20:37: Ole Liebl: Ich war selber mal eingeladen, also ich meine, gut, ich äußere mich halt zu
00:20:40: Ole Liebl: feministischen Themen, deswegen werde ich zu anderen Shows eingeladen,
00:20:43: Ole Liebl: die jetzt nicht so in diesem Sinne politisch sind wie Wehrpflicht,
00:20:46: Ole Liebl: weil ja, es ist halt einfach so ein bisschen hintergründiger,
00:20:49: Ole Liebl: mehr so, ja, wir reden jetzt über Stereotype und bestehende Machtungleichheiten
00:20:53: Ole Liebl: oder so, aber nicht um ganz konkrete politische Maßnahmen oder zumindest wurde
00:20:56: Ole Liebl: ich davon noch nicht eingeladen. Und ich wurde mal gefragt,
00:20:59: Simon David Dressler: Ob ich zu.
00:20:59: Ole Liebl: 13 Fragen slash an Bubble gehen kann.
00:21:03: Ole Liebl: Also abgesehen davon, dass ich diese Form von, wie wir verlassen unsere Bubbles
00:21:09: Ole Liebl: und gehen es aufeinander zu Formate, auch teilweise ein bisschen nutzlos finde,
00:21:13: Ole Liebl: weil es genau das betont, dieses ja vielen Dank für deine Perspektive.
00:21:17: Ole Liebl: Es kommt dann einfach von beiden Seiten und es geht eigentlich selten wirklich
00:21:21: Ole Liebl: um einen Austausch und Zuhören, sondern man betete seine Punkte unter und bei
00:21:25: Ole Liebl: 13 Fragen war das auch so, aber da nicht nur wegen diesem Sendeformat,
00:21:29: Ole Liebl: sondern auch wirklich wegen der Zeitbegrenzung.
00:21:32: Ole Liebl: Wir haben uns da getroffen in dieser Halle, drei Leute auf der einen,
00:21:34: Ole Liebl: drei Leute auf der anderen Seite, wir haben dann irgendwie über Ehe oder so gesprochen.
00:21:37: Ole Liebl: Und wir waren sogar nur fünf Leute, weil eine Person erkrankt ist,
00:21:40: Ole Liebl: was ich immer besser finde, weil dann ist man einfach weniger Menschen,
00:21:43: Ole Liebl: heißt mehr Zeit für Argumente.
00:21:45: Ole Liebl: Und ich war auch mit einem Eherechtler auf einer Seite.
00:21:50: Ole Liebl: Wir hatten beide uns gut Materie irgendwie angelesen und konnten verargumentieren.
00:21:53: Ole Liebl: Und der gesamte Dreh dauerte, wenn ich mich recht entsinne, so zwei Stunden
00:21:56: Ole Liebl: und ein paar gequetschte. oder heißt es noch mit Einzelinterviews am Ende,
00:21:59: Ole Liebl: hat man immer so Statements und so.
00:22:00: Ole Liebl: Ich sag mal, der reine Diskussionspart waren vielleicht eine Stunde 50 oder sowas.
00:22:05: Ole Liebl: Da kann man schon auch Sachen verhandeln, muss man sagen. Ja klar,
00:22:08: Ole Liebl: zu 50 ist tendenziell vielleicht immer noch ein bisschen zu viel,
00:22:11: Ole Liebl: aber da geht schon einiges.
00:22:12: Ole Liebl: Und dann guckt man sich die Sendung am Ende an und die ist, glaube ich,
00:22:14: Ole Liebl: auf 45 oder 50 Minuten runtergeschnitten worden, einfach wegen,
00:22:17: Ole Liebl: weil sie wird irgendwo gesendet.
00:22:19: Ole Liebl: Und ich habe es nicht verstanden. Ich habe auch nicht verstanden,
00:22:21: Ole Liebl: warum man nicht einfach sagen kann, wir...
00:22:24: Ole Liebl: Laden das jetzt hoch als geschnittene Version fürs lineare Fernsehen und gleichzeitig
00:22:27: Ole Liebl: einfach auf YouTube oder weiß Gott wo noch ungeschnitten.
00:22:30: Ole Liebl: Kostet ja nichts. Also es ist ja einfach de facto keine Mehrkosten.
00:22:33: Ole Liebl: Für die Leute, die Bock haben und so ein bisschen so ein Deep Dive haben wollen,
00:22:35: Ole Liebl: hätte man einfach die zwei Stunden ungeschnitten reinhauen können.
00:22:38: Ole Liebl: Klar, es ist ein bisschen mehr Aufwand, wenn du verschiedene Kameras und so
00:22:40: Ole Liebl: weiter hast, aber wenn man wirklich den Ansatz hat, Menschen zu bilden,
00:22:44: Ole Liebl: politische Meinungen abzubilden und zwar nicht nur danke für dein Statement,
00:22:48: Ole Liebl: danke für deine Perspektive, sondern auch wirklich mit der Auseinandersetzung,
00:22:50: Ole Liebl: die damit einhergeht, dann ist das doch eigentlich eine Pflicht von so einem
00:22:53: Ole Liebl: Sender, das mit zu produzieren.
00:22:55: Ole Liebl: Aber es wird einfach nicht gemacht und ich kann es niemals verstehen.
00:22:59: Ole Liebl: Also wie man heute noch solche Streitgespräche, Talkformate oder so produzieren
00:23:03: Ole Liebl: kann und nicht die ungeschnittene Version mit reinstellt. Ich check's nicht.
00:23:07: Simon David Dressler: Ich meine, ich war auch mal bei diesem 13-Fragen-Ding und das war auch,
00:23:10: Simon David Dressler: also ging um die Wehrpflicht und so.
00:23:12: Simon David Dressler: Und ich finde, ja, das hast du schon so ein bisschen angesprochen,
00:23:16: Simon David Dressler: diesen Kompromiss-Fetisch. Also man muss sich bei allem irgendwie einigen.
00:23:22: Ole Liebl: Nee, ich würde nicht sagen unbedingt, dass es um Kompromiss geht.
00:23:25: Ole Liebl: Also Kompromiss, 13 Fragen versucht zwar immer diesen Kompromiss zu finden,
00:23:29: Ole Liebl: aber in den allermeisten Punkten bleiben die Leute sehr stark auf ihren Positionen.
00:23:33: Ole Liebl: Ich habe noch nie erlebt, dass die Leute wirklich in der Mitte treffen,
00:23:35: Ole Liebl: sich die Hand stellen und sagen, ah krass, so habe ich es noch nicht gesehen.
00:23:37: Ole Liebl: Das heißt, man gibt vor, dass man einen inhaltlichen Kompromiss hat.
00:23:40: Simon David Dressler: Aber das ist ja schon das Ziel von der Sendung.
00:23:41: Ole Liebl: Nee, ich glaube, was das Ziel ist, ist nicht unbedingt ein inhaltlicher Kompromiss,
00:23:45: Ole Liebl: sondern genau das, was wir bemängeln. dieses, ja, im Endeffekt ist es halt einfach
00:23:49: Ole Liebl: auch nur eine Meinung und wir verstehen uns ja eigentlich doch irgendwie.
00:23:52: Ole Liebl: Und da aber einfach mal zu sagen, nein, wir verstehen uns nicht und ja,
00:23:56: Ole Liebl: es gibt eine politische Gegnerschaft, die dazu führt, dass die Positionen,
00:24:00: Ole Liebl: die wir vertreten, unüberbrückbar sind.
00:24:02: Ole Liebl: Was nicht heißt, dass man nicht trotzdem eine Kritik auch annehmen kann und
00:24:05: Ole Liebl: äußern kann, also dass man seine Position modifizieren kann.
00:24:08: Ole Liebl: Das finde ich wichtig, aber ich muss nicht unbedingt einen inhaltlichen Kompromiss finden.
00:24:12: Ole Liebl: Und ich muss mich auch nicht mit der Person verstehen darüber und sagen,
00:24:15: Ole Liebl: ach ja, im Endeffekt, wenn der Tag zu Ende geht, dann können wir auch in der
00:24:19: Ole Liebl: Kneipe sitzen und ein Bier trinken.
00:24:20: Ole Liebl: Mit manchen Leuten möchte ich das einfach auch nicht. Und das ist so dieser,
00:24:23: Ole Liebl: da sind wir wieder bei diesem Thema, was auch so Demokratie-Kitsch angeht,
00:24:26: Ole Liebl: dass es davon ausgegangen wird, dass eine Demokratie nur dann irgendwie gut
00:24:29: Ole Liebl: ist, wenn alle Konflikte nicht wirklich Konflikte sind, sondern nur so,
00:24:34: Ole Liebl: naja man hat irgendwie so einen Diskurs, der aber irgendwie im Endeffekt doch
00:24:38: Ole Liebl: nicht ganz so wichtig ist.
00:24:39: Simon David Dressler: Also Diskurs als so ein Selbstzweck. Also nicht, dass man eben über Sachen diskutiert,
00:24:46: Simon David Dressler: nicht um tatsächlich zu irgendeinem Wahrheitsgewinn zu kommen,
00:24:50: Simon David Dressler: sondern einfach nur, dass man
00:24:51: Simon David Dressler: diskutiert und dann können sich alle auf die Schulter klopfen und sagen,
00:24:54: Simon David Dressler: ach toll, jetzt habe ich mir mal alle anderen Perspektiven auch angehört.
00:24:58: Simon David Dressler: Und das ist voll produktiv, dass ich jetzt voll die anderen Perspektiven auch
00:25:02: Simon David Dressler: mal gehört habe. Also voll danke.
00:25:03: Ole Liebl: Ja genau, es geht ja auch um den Feststellung eines Standpunktes.
00:25:06: Ole Liebl: Also wenn jetzt zum Beispiel, wenn du jetzt Ruderich Kiesewetter fragst, hey,
00:25:10: Ole Liebl: ist es überhaupt eine reale Bedrohung, dass Russland angreift,
00:25:13: Ole Liebl: weil du findest, das ist die Perspektive, aus der man sprechen müsste,
00:25:16: Ole Liebl: wenn man solche Bedrohungsszenarien an die Wand wirft.
00:25:19: Ole Liebl: Und er sagt nein, dann hast du offensichtlich einen Widerspruch zwischen,
00:25:21: Ole Liebl: es wird diese Angst geschürt, obwohl er selber gar nicht der Ansicht ist,
00:25:25: Ole Liebl: dass es ein reales Szenario ist. So, auf diesen Hinweis oder auf diese Diskrepanz
00:25:29: Ole Liebl: kann man ja hindeuten und das irgendwie adressieren.
00:25:31: Ole Liebl: Hätte ja auch sein können, dass er sagt, ja, er hält es für sehr realistisch
00:25:33: Ole Liebl: und es gibt ja auch eine Stelle in dem Gespräch, wo er sagt,
00:25:36: Ole Liebl: natürlich gibt es jetzt schon Angriffe auf zivile Infrastrukturen,
00:25:39: Ole Liebl: die von Russland ausgehen,
00:25:41: Ole Liebl: irgendwelche Drohnen, irgendwelche Stromnetze und so weiter und so weiter,
00:25:44: Ole Liebl: also Sabotageakte, Fake News und so weiter.
00:25:46: Ole Liebl: Also da fängt schon an, dass die Bedrohung so ein bisschen greifbarer wird,
00:25:51: Ole Liebl: obwohl es jetzt noch keine militärische
00:25:52: Ole Liebl: Bedrohung ist. Und dann kann man einfach ja auch sagen, okay...
00:25:56: Ole Liebl: Das ist seine Position. Ich teile sie in dieser Bedrohungsanalyse nicht.
00:26:01: Ole Liebl: Wenn man sie so hat, dann kann man vielleicht die Maßnahmen treffen,
00:26:04: Ole Liebl: die du hast, aber ich teile sie nicht.
00:26:06: Ole Liebl: Also, dass man es nicht darum geht, einen Kompromiss zu haben,
00:26:08: Ole Liebl: sondern die Unterschiede, auch die nicht nur auf die Maßnahmen,
00:26:11: Ole Liebl: sondern auf die Problembeschreibungen klar hat.
00:26:13: Ole Liebl: Das kann ja auch ein Ziel sein, dass man Unterschiede ganz klar betont und herausarbeitet
00:26:16: Ole Liebl: gemeinsam. Ich finde, das geht auch in einem demokratischen Diskurs.
00:26:19: Ole Liebl: Aber auch das ist ja wieder nicht der Punkt.
00:26:21: Ole Liebl: Es geht immer nur so um, ja, wo wollen wir denn am Ende hin?
00:26:24: Ole Liebl: Und dann kommt es halt in diesen Kitsch von, ja, am Ende wollen wir doch alle
00:26:27: Ole Liebl: nur zusammensitzen und irgendwie schöne Zeit verbringen und Tee trinken und
00:26:31: Ole Liebl: unsere Ruhe haben und keinen Krieg und in Frieden leben.
00:26:33: Ole Liebl: Toll. Also mit solchen Allerwelts Aussagen ist halt gar nichts gewonnen.
00:26:37: Simon David Dressler: Ich hatte in der Sendung, also in der ARD-Touch-Sendung war eine Person zugeschaltet,
00:26:43: Simon David Dressler: die auch eher der Wehrpflicht, sagen wir mal, zugewandt war.
00:26:47: Ole Liebl: Das fand ich eh total absurd.
00:26:49: Ole Liebl: Die haben am Anfang im Chat gefragt, hey, seid ihr für oder gegen die Wehrpflicht?
00:26:52: Ole Liebl: Und einfach 90% der Leute haben gesagt, Wehrpflicht, nein, danke.
00:26:55: Ole Liebl: Und von den 10 Leuten oder was, die zugeschaltet waren, war einfach exakt neben
00:26:58: Ole Liebl: Simon eine einzige Person, die noch gegen die Wehrpflicht war.
00:27:01: Ole Liebl: Also alle anderen waren einfach so, ja, klar, dafür in der Hand kann man auf
00:27:05: Ole Liebl: jeden Fall Deutschland verteidigen.
00:27:06: Simon David Dressler: Es war wirklich krass. Also ich vertrete die absolute Mehrheitsmeinung in Deutschland.
00:27:10: Simon David Dressler: Nämlich es sind exakt 13% der Menschen in Deutschland bereit,
00:27:15: Simon David Dressler: Deutschland an der Waffe zu verteidigen und der Rest sagt, eher nicht.
00:27:19: Simon David Dressler: Trotzdem bin ich in jeder Sendung,
00:27:20: Simon David Dressler: in der ich bisher war, in der maximalen Minderheit mit meiner Meinung.
00:27:24: Simon David Dressler: Und da kommen wir auch noch gleich drauf zu sprechen, was das eigentlich für
00:27:28: Simon David Dressler: eine Dynamik dahinter ist.
00:27:29: Simon David Dressler: Aber ich wollte jetzt nochmal sagen, die eine Person, die zugeschaltet war,
00:27:33: Simon David Dressler: die auch eben eher für die Wehrpflicht war, die hat dann gesagt,
00:27:36: Simon David Dressler: sie würde Deutschland verteidigen wegen den Werten und wegen den Freiheiten,
00:27:41: Simon David Dressler: die Deutschland bietet und wegen den zivilisatorischen Errungenschaften,
00:27:45: Simon David Dressler: wie zum Beispiel einem Sozialsystem und so weiter.
00:27:47: Simon David Dressler: Und dann habe ich diese Person gefragt, jetzt stell dir doch mal vor,
00:27:50: Simon David Dressler: so rein hypothetisch, es gäbe eine Regierung in Deutschland,
00:27:53: Simon David Dressler: die all diese zivilisatorischen Errungenschaften wieder rückabwickelt,
00:27:57: Simon David Dressler: die extrem repressiv gegenüber beispielsweise palästina-solidarischen Demonstrationen ist,
00:28:04: Simon David Dressler: die den Sozialstaat ganz massiv angreift, die all diese Sachen rückabwickelt.
00:28:10: Simon David Dressler: Die sagt, okay, wir schaffen irgendwelche Pflegestufen ab, wir schmeißen Leute
00:28:15: Simon David Dressler: im Prinzip auf die Straße, wenn sie zu drei Terminen nicht hingehen.
00:28:18: Simon David Dressler: Würdest du denn dann immer noch
00:28:20: Simon David Dressler: diese Sachen an der Waffe verteidigen oder würdest du irgendwann sagen.
00:28:25: Simon David Dressler: Nee, das ist quasi zu viel jetzt. Und dann hat diese Person geantwortet,
00:28:29: Simon David Dressler: sie vertraut auf den Rechtsstaat, dass irgendwelche politischen Eskapaden von
00:28:33: Simon David Dressler: der Exekutive, also von der Regierung zum Beispiel,
00:28:36: Simon David Dressler: wieder vom Rechtsstaat, zum Beispiel von den Gerichten, eingefangen werden.
00:28:40: Simon David Dressler: Und dass das quasi das Gerüst ist. Und dann konnte ich darauf auch gar nicht
00:28:44: Simon David Dressler: mehr antworten, weil die Moderatorin dann wieder das Thema gewechselt hat.
00:28:47: Simon David Dressler: Und ich hätte mir aber gewünscht, dass man das mal ausdiskutiert.
00:28:49: Simon David Dressler: Und dann kam es, wie der Zufall will, dass diese Person mir im Nachhinein geschrieben
00:28:53: Simon David Dressler: hat und gesagt hat nochmal, hey danke, sodass wir da so kurz diskutieren konnten.
00:28:58: Simon David Dressler: Und dann hatte sie noch eine inhaltliche Nachfrage zu einer anderen Sache,
00:29:03: Simon David Dressler: also zu einem Vortrag, den ich bald halte und sie irgendwie die Ankündigung gesehen hatte.
00:29:07: Simon David Dressler: Und dann habe ich das dieser Person beantwortet und habe gefragt,
00:29:10: Simon David Dressler: ja, aber wenn wir jetzt schon mal hier sind, hätte ich noch selber eine Nachfrage
00:29:15: Simon David Dressler: zu dem, was du gesagt hast.
00:29:16: Simon David Dressler: Weil dieses Beispiel, was ich geschildert habe von dieser hypothetischen Regierung,
00:29:19: Simon David Dressler: ist ja nicht hypothetisch. Das ist das, was gerade passiert.
00:29:22: Simon David Dressler: Also das ist ja nicht, du musst dich da irgendwie zu verhalten,
00:29:26: Simon David Dressler: wenn du sagst, das sind die Gründe, wegen denen du dich so stark mit Deutschland
00:29:31: Simon David Dressler: identifizierst, dass du dafür kämpfen, töten und im Zweifelsfall sterben würdest.
00:29:34: Simon David Dressler: Und dann hat diese Person mir geantwortet von wegen, ja, sie sieht es einfach
00:29:38: Simon David Dressler: anders. Und da kommen unsere Perspektiven nicht zusammen.
00:29:40: Simon David Dressler: Aber sie hat sich dann auch nochmal für meine Perspektive bedankt.
00:29:44: Simon David Dressler: Dann habe ich geantwortet, nee, das lasse ich jetzt nicht gelten.
00:29:47: Simon David Dressler: Das sind keine Perspektiven.
00:29:49: Simon David Dressler: Das ist die greifbare Realität. Deutschland ist, die deutschen Regierungen,
00:29:53: Simon David Dressler: die Ampelregierung und die jetzige sind massiv repressiv gegenüber bestimmten
00:29:59: Simon David Dressler: Demonstrationen, die die außenpolitische Linie angreifen.
00:30:02: Simon David Dressler: Das ist soweit so, dass es das UN-Gremium, das UNHCR,
00:30:10: Simon David Dressler: vor ein paar Tagen, lustigerweise, eine Pressemitteilung veröffentlicht hat,
00:30:13: Simon David Dressler: wo gesagt wird, wir warnen die deutsche Regierung davor, so repressiv gegen
00:30:17: Simon David Dressler: palästinersolidarische Demonstrationen vorzugehen.
00:30:20: Ole Liebl: Wenn ich mich rechne, dann war das auch die EU-Menschenrechtskommission,
00:30:22: Ole Liebl: die da eine entsprechende Warnung vor ein paar Monaten schon rausgehauen hat.
00:30:25: Simon David Dressler: Genau, das EU-Gremium war im Sommer und jetzt vor einer Woche ungefähr das UN-Gremium.
00:30:31: Ole Liebl: Und genau eine ähnliche Argumentation könnte man ja auch mit dem Abbau des Sozialstaates
00:30:34: Ole Liebl: führen. Das ist ja nicht, ja, es ist halt eine Perspektive.
00:30:37: Ole Liebl: Ein Sozialstaat besteht aus bestimmten Maßnahmen, die getroffen werden,
00:30:40: Ole Liebl: um zum Beispiel Arbeitslose zu stützen in ihrer Zeit, wo sie keine Arbeit haben
00:30:44: Ole Liebl: oder psychisch Kranke und so weiter.
00:30:46: Ole Liebl: Und wenn die wegfallen, diese Maßnahmen, oder modifiziert werden,
00:30:48: Ole Liebl: dass diese Menschen schlechter stehen, dann ist das keine Perspektive,
00:30:50: Ole Liebl: sondern ganz objektiv feststellbare Politik.
00:30:53: Simon David Dressler: Und das habe ich ja auch gesagt. Und ich habe gesagt, es gibt momentan keinen
00:30:56: Simon David Dressler: hypothetischen, sondern einen realen SPD-Vizekanzler, der sagt,
00:31:00: Simon David Dressler: wir gehen bei der Einschränkung von
00:31:03: Simon David Dressler: den, oder bei der Erhöhung der Bürgergeldsanktionen, gehen wir so weit,
00:31:07: Simon David Dressler: bis wie die Verfassung es zulässt.
00:31:09: Simon David Dressler: Das hat er so gesagt. Das hat Lars Klingbeil Wort für Wort so gesagt.
00:31:12: Ole Liebl: Was ja noch nicht mal stimmt, weil das Bundesverfassungsgericht gesagt hat,
00:31:14: Ole Liebl: dass diese Kürzungen, die jetzt beschlossen worden sind,
00:31:17: Ole Liebl: verfassungswidrig sein. Also das muss auch ausgeurteilt werden,
00:31:20: Ole Liebl: aber sie haben es zumindest angedeutet.
00:31:23: Simon David Dressler: Genau, aber das ist eben die Frage, ob das so passieren wird oder nicht.
00:31:26: Simon David Dressler: Weil die Bundesregierung ist anscheinend der Meinung, dass das rechtens ist.
00:31:29: Simon David Dressler: Selbst wenn das jetzt quasi einkassiert wird, dann gibt es ja immer noch ganz
00:31:33: Simon David Dressler: viele andere Sachen, die total im Rahmen des Rechtsstaats sind.
00:31:36: Simon David Dressler: Also der Rechtsstaat ist sehr permissiv. Also der erlaubt sehr viel.
00:31:40: Simon David Dressler: Und man kann sehr viel Schweinereien im Rahmen des Rechtsstaats machen.
00:31:45: Simon David Dressler: Ich habe in der vergangenen Folge schon erzählt von meiner halben Stunde,
00:31:49: Simon David Dressler: die ich am U-Bahnhof Gesundbrunnen saß und einfach mal beobachtet habe.
00:31:53: Simon David Dressler: Und was man da an Verelendung und an menschlichem Leid sieht,
00:31:57: Simon David Dressler: all das ist innerhalb des Rechtsstaats.
00:31:59: Simon David Dressler: Also das hat der Rechtsstaat nicht verhindert.
00:32:02: Simon David Dressler: Und das wird so weitergehen. Und dann habe ich dieser Person eben gesagt,
00:32:05: Simon David Dressler: ja das ist keine Perspektive.
00:32:07: Simon David Dressler: Der Rechtsstaat ist eigentlich nur ein Gerüst, aber wir reden noch gerade über den Inhalt.
00:32:11: Simon David Dressler: Und seitdem habe ich keine Antwort bekommen. Das finde ich ein bisschen schade.
00:32:13: Simon David Dressler: Aber genau solche Diskussionen sollten in diesen Sendungen erlaubt sein.
00:32:18: Simon David Dressler: Dafür sollte der Rahmen geschaffen werden, dass man wirklich mal schaut,
00:32:22: Simon David Dressler: wer hat Recht? Wer beschreibt gerade die Realität?
00:32:26: Simon David Dressler: Weil das gibt es. Man muss nicht in so einem, ich will jetzt nicht sagen,
00:32:29: Simon David Dressler: postmodernen Allerlei bleiben, wo ja, alle Perspektiven irgendwie gleich werden,
00:32:33: Simon David Dressler: es gibt gar keine Wahrheit.
00:32:34: Simon David Dressler: Bei manchen Sachen gibt es schon Sachen, die sind wahrer als andere.
00:32:37: Simon David Dressler: Und ich würde sagen, auch das Verhältnis zwischen Staat und Bürger,
00:32:40: Simon David Dressler: was ich in dieser Sendung ausgebreitet habe, nämlich, dass der Staat im Zweifelsfall
00:32:45: Simon David Dressler: über die Leichen seiner BürgerInnen geht, um seine Souveränität zu bewahren. Das ist so.
00:32:50: Simon David Dressler: Und das erzählt uns die Geschichte und die Realität, und die Gegenwart. Man muss nur ein paar.
00:32:56: Simon David Dressler: Staaten so nach Osten schauen. Wenn dann jemand sagt, nee, die Perspektive teile ich nicht.
00:33:01: Simon David Dressler: Und das war in dieser Sendung und das war auch schon in anderen Sendungen so.
00:33:04: Simon David Dressler: Dann ist das einfach ein wahnsinniges Konzept von Diskussionen,
00:33:09: Simon David Dressler: weil man dann überhaupt nicht mehr über einen tatsächlichen Beobachtungsgegenstand
00:33:14: Simon David Dressler: diskutiert, sondern, wie gesagt, über Perspektiven und das ist dieser Wahnsinn dabei.
00:33:17: Ole Liebl: Ja, jetzt könnte man natürlich die Frage stellen, aber wer macht es denn anders
00:33:20: Ole Liebl: oder wie könnte man es besser machen? Gibt es Beispiele davon, wie es funktioniert?
00:33:24: Ole Liebl: Ich bin durchaus der Meinung, dass jetzt auch dieser Aufstieg von alternativen Medien und auch,
00:33:32: Ole Liebl: wie wir jetzt auch einen politischen Podcast machen, obwohl wir jetzt natürlich
00:33:35: Ole Liebl: keine Meinungen in diesem Sinne auswischen, dass wir jetzt hier so Streitgespräche
00:33:39: Ole Liebl: oder so führen, dafür sind unsere politischen und weltanschaulichen Haltungen, glaube ich,
00:33:44: Ole Liebl: zu nah beieinander oder in großen Teilen auch deckungsgleich.
00:33:47: Ole Liebl: Aber dass trotzdem diese Sehnsucht nach einer anderen Form der inhaltlichen
00:33:52: Ole Liebl: Auseinandersetzung dazu geführt hat,
00:33:54: Ole Liebl: dass diese Formate so groß geworden sind und dass mittlerweile die politische
00:33:59: Ole Liebl: Kommentatoren-Section in Podcasts so eine bedeutende Reichweite hat,
00:34:05: Ole Liebl: die teilweise weit über das hinausgeht,
00:34:06: Ole Liebl: was jetzt im klassischen öffentlichen Rundfunk und selbst in etablierten Medien so läuft.
00:34:11: Ole Liebl: Und das finde ich einen interessanten Punkt, also ob das immer so gleichzeitig dann
00:34:16: Ole Liebl: realisiert wird, diese Streitkultur in Podcasts dann auch hinzukriegen,
00:34:20: Ole Liebl: das würde ich auch wieder bezweifeln,
00:34:22: Ole Liebl: also da sind wir noch lange nicht irgendwo und oft ist es auch nur so eine Performance,
00:34:25: Ole Liebl: ich kriege das manchmal mit bei so bestimmten alternativ medialen Kanälen,
00:34:28: Ole Liebl: ich habe auch gerade während Corona sehr viel so diese
00:34:32: Ole Liebl: Ken Jebsen, Nachdenkseiten,
00:34:36: Ole Liebl: Infrarot, keine Ahnung wie die alle heißen, diese ganzen verschiedenen Podcasts
00:34:39: Ole Liebl: und so von einer eher, ich sag mal, coronakritischen, teilweise auch sehr rechtsoffenen
00:34:45: Ole Liebl: Szene mir so angeschaut.
00:34:48: Ole Liebl: Und fand das auf der einen Seite auch interessant, weil das Meinungen waren,
00:34:52: Ole Liebl: die gar nicht abgebildet worden sind.
00:34:53: Ole Liebl: Andererseits hat man sich natürlich auch in der Widerständigkeit und in so einer
00:34:58: Ole Liebl: Kontroverse oder Streitkultur in gutes Licht gerückt, obwohl diese Außensetzung
00:35:04: Ole Liebl: ja nirgendwo stattfand.
00:35:05: Ole Liebl: Also alle blieben so ein bisschen in ihren Echokammern und sie haben nicht miteinander geredet.
00:35:10: Ole Liebl: Also, ja, wir sind auf jeden Fall noch nicht bei einem Ausweg.
00:35:13: Ole Liebl: Wir würden spontan auch nicht einfallen, wo in einer Weise eine,
00:35:18: Ole Liebl: also wirklich gegensätzliche Meinungen zusammenkommen mit einer Moderation oder
00:35:22: Ole Liebl: einem Sendungskonzept, würde ich mal sagen,
00:35:27: Ole Liebl: wo das verwirklicht wird, was wir uns hier gerade vielleicht auch wünschen würden,
00:35:29: Ole Liebl: für einen wirklich demokratischen Diskurs.
00:35:31: Ole Liebl: Ich meine, wir haben es ja gewissermaßen jetzt versucht, da wir zum Beispiel
00:35:34: Ole Liebl: bei Jasmin Kuzubek waren.
00:35:36: Ole Liebl: Ich hatte ja jetzt mein erstes Streitgespräch, was ich auch schon letzte Woche angekündigt habe.
00:35:39: Ole Liebl: Da werden wir dann sprechen, wenn es rauskommt. Wahrscheinlich am 2.11.
00:35:44: Ole Liebl: Ist es momentan so grob angekündigt. Wir werden sehen, ob das dann gesendet
00:35:48: Ole Liebl: wird oder vielleicht auch noch eine Woche verschoben.
00:35:50: Ole Liebl: Und es ist ein Versuch, es irgendwie besser zu machen. Aber so richtig sehe
00:35:55: Ole Liebl: ich es nicht am Horizont, dass diese Formate irgendwo wirklich stattfinden.
00:35:58: Simon David Dressler: Die Frage ist ja, ob Formate mit Meinungen wie den unseren oder jetzt zum Beispiel
00:36:04: Simon David Dressler: eben wie Anfang dieser Woche meiner Meinung zum Thema Wehrpflicht und Staat.
00:36:08: Simon David Dressler: Die Frage ist ja, soll so eine Meinung überhaupt adäquat in jetzt zum Beispiel
00:36:14: Simon David Dressler: dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk dargestellt werden und so einen Raum bekommen?
00:36:19: Simon David Dressler: Und ich würde da halt sagen, nicht wirklich, weil, und da gehen wir jetzt so
00:36:23: Simon David Dressler: ein bisschen mehr rein, wie sich diese JournalistInnen eigentlich,
00:36:27: Simon David Dressler: wie die so ihre Rolle im Staat sehen.
00:36:30: Simon David Dressler: Und ich habe dann die letzten Tage so ein bisschen mal drüber nachgedacht.
00:36:34: Simon David Dressler: Die vergangenen Krisen, wenn wir da mal so durchgehen, Corona,
00:36:38: Simon David Dressler: Ukraine, dann vielleicht daran angeschlossen, die Wehrpflicht, der Gaza-Krieg.
00:36:42: Simon David Dressler: Da gab es ja sehr viele Menschen, die der medialen Berichterstattung eine gewisse
00:36:47: Simon David Dressler: Einförmigkeit unterstellt haben.
00:36:50: Simon David Dressler: In dem Sinne, dass die Meinungen innerhalb der Bevölkerung deutlich diverser
00:36:55: Simon David Dressler: waren als die Meinungen, die in Leitmedien dargestellt wurden.
00:36:59: Ole Liebl: Ja, das sagt man ja immer so ein bisschen, die öffentliche Meinung ist nicht
00:37:03: Ole Liebl: die veröffentlichte Meinung.
00:37:04: Simon David Dressler: Genau, also da gab es ja dieses Buch dann auch von Richard David Precht und
00:37:07: Simon David Dressler: Harald Welser namens Die vierte Gewalt, wo sie das so ein bisschen im Kontext
00:37:12: Simon David Dressler: von dem damals noch nicht so lange andauernden Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie erörtern.
00:37:18: Simon David Dressler: Und das Buch ist relativ interessant, also ich habe auch schon andere Bücher
00:37:23: Simon David Dressler: von Richard David Precht gelesen und das ist, glaube ich, einer der Besseren.
00:37:27: Simon David Dressler: Das trifft es aber ziemlich gut, dass es eben eine Diskrepanz gibt zwischen
00:37:31: Simon David Dressler: dem Meinungsspektrum, was so in der Bevölkerung vorliegt und dem,
00:37:35: Simon David Dressler: wie in zum Beispiel Politik-Talkshows oder in großen Verlagshäusern darüber nachgedacht wird.
00:37:41: Simon David Dressler: Das Problem dabei ist, dass man schnell in so leicht verschwörungstheoretische
00:37:46: Simon David Dressler: Gefilde abdriftet, wenn man da nicht sehr klar argumentiert.
00:37:48: Simon David Dressler: Man kann bei diesen Krisen, die ich jetzt eben gerade aufgezählt habe,
00:37:54: Simon David Dressler: gibt es immer wieder Leute, und du hast auch gerade schon so über Ken Jebsen
00:37:57: Simon David Dressler: und über diese Leute geredet, und man ist da schnell in so einem argumentativen
00:38:03: Simon David Dressler: Gebiet, wo es dann um so einen großen anderen geht.
00:38:05: Simon David Dressler: Also es wird ja nicht so klar oft gesagt, manchmal schon, aber manchmal weniger
00:38:09: Simon David Dressler: klar, als würde so Angela Merkel morgens in den, oder Olaf Scholz oder Friedrich
00:38:14: Simon David Dressler: Merz in den Redaktionsstuben anrufen.
00:38:16: Simon David Dressler: Und sagen, die Meinung ist die folgende, bitte das nicht veröffentlichen.
00:38:21: Simon David Dressler: Oder als würden irgendwelche Politiker konkreten Druck auf die Medien ausüben,
00:38:27: Simon David Dressler: ihr dürft nicht so und so über den Gazekrieg oder über den Ukraine-Krieg berichten.
00:38:31: Simon David Dressler: Und das ist halt, glaube ich, einfach falsch. Ich glaube, die Wahrheit ist viel banaler.
00:38:35: Simon David Dressler: Nämlich die Wahrheit ist, dass diese Journalisten und vor allem eben die in
00:38:39: Simon David Dressler: den höheren Steuerklassen, nämlich die Einflussreicheren, sich als Teil von
00:38:44: Simon David Dressler: diesem Staat imaginieren.
00:38:46: Simon David Dressler: Und dass dieser Begriff die vierte Gewalt tatsächlich in dem Sinne zutrifft,
00:38:53: Simon David Dressler: dass sie sich als Teil von diesem Staat irgendwie sehen. Die sind schon kritisch.
00:38:58: Simon David Dressler: Also die gehen sehr hart manchmal ins Gericht mit der Regierung und mit dem
00:39:01: Simon David Dressler: Kanzler und mit einzelnen PolitikerInnen.
00:39:03: Simon David Dressler: Aber aus der Perspektive, dass sie es eben nicht gut genug machen.
00:39:07: Simon David Dressler: Also sie machen ihren Dienst am Staat und am Volk und am Industriestandort Deutschland
00:39:12: Simon David Dressler: nicht gut genug. Und das ist die Kritik daran.
00:39:14: Ole Liebl: Also es ist weniger eine Frage von, dass jetzt zum Beispiel so Problemlagen
00:39:19: Ole Liebl: unterschiedlich eingeschätzt werden, also zum Beispiel so eine Verelendung der
00:39:23: Ole Liebl: Bevölkerung und so weiter,
00:39:25: Ole Liebl: sondern dass man eigentlich grob mit den Zielen der Regierung mitgeht oder...
00:39:31: Ole Liebl: Also ein Großteil der Regierungs- und Oppositionsparteien, jetzt weniger am
00:39:36: Ole Liebl: ganz linken oder ganz rechten Rand,
00:39:38: Ole Liebl: und so eine Politik der extremen Mitte an sich mitträgt und nur die Maßnahmen
00:39:43: Ole Liebl: kritisiert, die zur Erreichung dieser geteilten Ziele ergriffen worden sind.
00:39:47: Simon David Dressler: Genau. Und das fällt dann eben zum Beispiel beim Thema Wehrpflicht.
00:39:52: Simon David Dressler: Also das ist jetzt gerade wichtig für den Industriestandort Deutschland,
00:39:57: Simon David Dressler: dass man ein eigenes Abschreckungspotenzial hat gegenüber anderen Staaten,
00:40:01: Simon David Dressler: weil die USA zieht sich ja zurück, bla bla bla, fokussiert sich eher so auf
00:40:06: Simon David Dressler: den Indopazifik, auf China und so weiter und trägt da ihre Konkurrenzstreitigkeiten aus.
00:40:11: Simon David Dressler: Und deshalb braucht Deutschland und eben der Wirtschaftsstandort Deutschland
00:40:15: Simon David Dressler: eine eigene militärische Abschreckung gegenüber anderen Staaten,
00:40:19: Simon David Dressler: weil man sich ja sowieso dauernd in Konkurrenz befindet.
00:40:23: Simon David Dressler: Die Staaten befinden sich in einer ewigen kapitalistischen Konkurrenz um Absatzmärkte und so weiter.
00:40:28: Simon David Dressler: Aus der Perspektive stimmt es natürlich, dass Deutschland mit einem großen Militär
00:40:33: Simon David Dressler: die eigenen wirtschaftlichen Vorstellungen auf der Welt deutlich besser durchprügeln kann.
00:40:38: Simon David Dressler: Also das stimmt ja erstmal. Das ist eine Perspektive, die sich weite Teile des
00:40:42: Simon David Dressler: Journalismus einfach zu eigen gemacht haben.
00:40:44: Simon David Dressler: Damit man sich aber immer nochmal so einen liberalen Anstrich geben kann,
00:40:49: Simon David Dressler: von wegen, wir lassen ja aller Meinungen zu,
00:40:51: Simon David Dressler: werden dann eben dann so Leute wie Olo Nymon oder Simon David Rasse eingeladen,
00:40:56: Simon David Dressler: die dann sagen in diesen Sendungen, das finden wir nicht gut oder das ist eben
00:41:01: Simon David Dressler: das Verhältnis von Staat und Bürger.
00:41:02: Ole Liebl: Ja, aber sie müssen in der Minderzahl bleiben. Genau, sie müssen,
00:41:05: Ole Liebl: weil nur so kann ein Feigenblatt funktionieren.
00:41:07: Simon David Dressler: Genau, also wir sind quasi die randständige Meinung und wir werden eben als
00:41:12: Simon David Dressler: Minderheit dargestellt, obwohl wir die absolute Mehrheit in der Bevölkerung
00:41:15: Simon David Dressler: vertreten, meinungstechnisch.
00:41:16: Simon David Dressler: Und wir werden aber sofort auch wieder eingenordert. Also wir werden eingepackt
00:41:20: Simon David Dressler: in ein Sendungskonzept, wie jetzt Anfang der Woche,
00:41:22: Simon David Dressler: von zwei Stunden mit neun anderen Gästen oder acht, die alle eine andere Meinung
00:41:29: Simon David Dressler: vertreten, die alle die Meinung vertreten von wegen, Wehrpflicht und Aufrüstung
00:41:33: Simon David Dressler: ist gut für Deutschland, wir brauchen das, weil bla bla bla.
00:41:35: Ole Liebl: Genau, und dann wird immer nur gefragt, ja, unter welchen Umständen würdest du kämpfen?
00:41:39: Ole Liebl: Also es wird überhaupt nicht in Frage gestellt, ob das Kämpfen überhaupt,
00:41:43: Ole Liebl: also warum es überhaupt eine Option ist.
00:41:45: Ole Liebl: Sondern es ist ja bei Ole Nymon, habe ich das auch sehr deutlich gesehen,
00:41:48: Ole Liebl: immer wieder sollte er Szenarien beschreiben, unter denen er bereit wäre zur
00:41:52: Ole Liebl: Waffe zu greifen, was ich ein bisschen abstrus finde aus einer pazifistischen Haltung heraus.
00:41:57: Ole Liebl: Also wenn man jetzt von Staaten ausgeht, die Kriege führen jetzt nicht von irgendwelchen
00:42:01: Ole Liebl: Guerilla-Kämpfen gegen eine faschistische Regierung oder so.
00:42:04: Ole Liebl: Und auf der anderen Seite ist dieses Einnorden eben nicht nur das immer wieder
00:42:09: Ole Liebl: Beharren auf die gleichen Prämissen, sondern eben auch ein Überwältigen mit
00:42:12: Ole Liebl: anderen Meinungen, die keine Mehrheitsmeinungen sind und dann so ein Abkommentieren mit,
00:42:18: Ole Liebl: ja, das ist mir jetzt zu kompliziert, ja, das habe ich irgendwie jetzt nicht
00:42:21: Ole Liebl: so verstanden und dann auf zum nächsten Thema.
00:42:23: Simon David Dressler: Also ich hatte ein ganz absurdes Erlebnis, auch jetzt im Kontext von der ARD-Twitch-Sendung,
00:42:28: Simon David Dressler: dass ich mit einer Person aus der Redaktion ein Vorgespräch geführt habe,
00:42:33: Simon David Dressler: darüber, wie ich vorgestellt werden möchte.
00:42:35: Simon David Dressler: Also es gibt dann so einen einleitenden Satz, der quasi gesagt wird,
00:42:39: Simon David Dressler: wo so meine Position zusammengefasst wird und das war per Telefon,
00:42:43: Simon David Dressler: wo ich dann gesagt habe, ja, ich,
00:42:45: Simon David Dressler: also meine Position ist folgendermaßen, ich lehne es ab, für meinen Staat zu
00:42:49: Simon David Dressler: kämpfen oder ich lehne die Wehrpflicht ab,
00:42:51: Simon David Dressler: weil meine Interessen und die Interessen vom Staat nicht die gleichen sind und
00:42:56: Simon David Dressler: im Kriegsfall sich also sich eigentlich gegenseitig ausschließen.
00:43:00: Simon David Dressler: Und dann hieß es schon so, ach,
00:43:03: Simon David Dressler: Also das ist jetzt aber sehr kompliziert. Können wir das nicht vielleicht drunter
00:43:06: Simon David Dressler: dampfen auf, sie wollen nicht für Deutschland kämpfen und wenn der Krieg kommt,
00:43:10: Simon David Dressler: dann würden sie flüchten.
00:43:11: Simon David Dressler: Ich denke mir so, ja, das ist irgendwie meine Position, aber das ist nicht das,
00:43:15: Simon David Dressler: was ich sagen will. Das ist nicht wirklich meine Position.
00:43:18: Ole Liebl: Aber ich finde es schon dieser Punkt zu sagen, meine Interessen sind nicht die
00:43:22: Ole Liebl: eines Staates und das ist schon zu kompliziert.
00:43:23: Ole Liebl: Auch bei dieser Talkshow selber, das wird ja auch immer wieder gefragt,
00:43:25: Ole Liebl: aber wir sind doch alle der Staat.
00:43:27: Ole Liebl: Und dann denke ich mir so, was ist das für ein Staatsverständnis?
00:43:29: Ole Liebl: Wir sind nicht alle der Staat. Der Staat ist natürlich von uns allen mitgetragen,
00:43:34: Ole Liebl: sowohl finanziell als auch irgendwie so eine gewisse Form von Übereinstimmung.
00:43:38: Ole Liebl: Die Massen stehen jetzt nicht auf der Straße und rebellieren gegen die herrschaftlichen
00:43:43: Ole Liebl: Verwaltungen, die diese Gemeinschaft auch formen und führen.
00:43:48: Ole Liebl: Und gleichzeitig ist es aber trotzdem ein Herrschaftskonstrukt,
00:43:51: Ole Liebl: wo Leute an der Macht sind, die, gerade wie wir aus der linken Perspektive finden,
00:43:55: Ole Liebl: auch weite Teile der Bevölkerung Schaden tun
00:43:58: Ole Liebl: und in einem Zustand halten, in dem sie nicht sein müssten, weil wir in einem
00:44:02: Ole Liebl: Land leben, was so reich ist, dass es der Bevölkerung in großen Teilen zugutekommen
00:44:06: Ole Liebl: könnte, es aber einfach nicht tut, weil eben diese staatlichen Strukturen mit
00:44:10: Ole Liebl: ihren kapitalistischen Interessen dem entgegenstehen.
00:44:13: Ole Liebl: Und deswegen ist es aus so einer Perspektive überhaupt nicht kompliziert zu
00:44:16: Ole Liebl: sagen, Ja, meine Güte, also die Interessen eines Staates stehen halt nicht den
00:44:20: Ole Liebl: Interessen einer breiten Masse der Bevölkerung. Also sind nicht übereinstimmend.
00:44:23: Ole Liebl: Und das wird aber sofort so abgetan, so nee, der Nachbar und du,
00:44:28: Ole Liebl: wir sind doch alle der Staat. Also was ist das für ein Verständnis?
00:44:31: Simon David Dressler: Es war auch wirklich krass, weil ich wurde dann mit dem Satz,
00:44:35: Simon David Dressler: den ich wollte, auch in die Sendung introduced.
00:44:37: Simon David Dressler: Und dann wurde das aber auch schon direkt quasi abgeschwächt und gesagt,
00:44:40: Simon David Dressler: also da bin ich jetzt auch mal stocken geblieben. Herr Dressa,
00:44:44: Simon David Dressler: können Sie das vielleicht nochmal, also da muss man ja erstmal durchsteigen durch diesen Satz.
00:44:49: Simon David Dressler: Der Satz, ich lehne die Wehrpflicht ab, weil die Interessen von mir und die
00:44:52: Simon David Dressler: Interessen von meinem Staat nicht unbedingt die gleichen sind,
00:44:54: Simon David Dressler: das ist, den Satz sollte man im öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch verstehen.
00:44:58: Simon David Dressler: Und ich finde auch, man sollte ein Bild von den ZuschauerInnen haben,
00:45:01: Simon David Dressler: also dass sie so intelligent sind, dass man diesen Satz noch versteht.
00:45:04: Simon David Dressler: Weil wenn man sich dafür interessiert, wenn man sich diese Sendung anschaut,
00:45:07: Simon David Dressler: wenn man auf Twitch geht und sich diese Sendung anschaut, dass man diesen Satz
00:45:11: Simon David Dressler: versteht, also dass man den Zuschauer nicht für dumm hält.
00:45:14: Simon David Dressler: Also das kann auch nicht so schwer sein. Und die Leute sind doch nicht so doof,
00:45:17: Simon David Dressler: dass sie diesen Satz nicht verstehen können. Also es stimmt ja einfach nicht.
00:45:20: Ole Liebl: Ich bin trotzdem der Meinung, dass man, wenn das immer wieder kommt,
00:45:23: Ole Liebl: sich eine rhetorische Strategie zurechtlegen muss, um Leuten das wirklich zu
00:45:26: Ole Liebl: erklären, als wären sie fünf Jahre alt.
00:45:28: Ole Liebl: Es gibt ja im Internet dieses Ding, das kleine Termin, der GAM5,
00:45:31: Ole Liebl: und das einfach wirklich durchzuziehen.
00:45:33: Ole Liebl: Einfach zu sagen, okay, wir gehen das jetzt in ganz einfachen Hauptsätzen durch,
00:45:37: Ole Liebl: bis es wirklich jeder verstanden hat. So, was ist der Staat?
00:45:41: Ole Liebl: Der Staat ist nicht du und ich. Der Staat besteht aus verschiedenen Ebenen.
00:45:46: Ole Liebl: Guck mal bei den Kommunen, da gibt es doch auch Gemeindebarräte.
00:45:49: Ole Liebl: Guck mal hier beim Land und Kreisräte und weiß Gott was alles.
00:45:51: Ole Liebl: Das ist nicht du und ich, das sind Leute, die sind gewählt. Die Leute haben
00:45:54: Ole Liebl: Interessen, die Leute sitzen da.
00:45:56: Ole Liebl: Da gibt es Lobbyarbeit. Lobby ist nicht du und ich. Lobbyarbeit sind Unternehmen,
00:46:00: Ole Liebl: die kommen dahin, die gehen ins Büro.
00:46:02: Ole Liebl: Also wirklich so richtig, ganz einfache Sätze, um klarzumachen.
00:46:05: Ole Liebl: Ein Staat ist ein bisschen mehr als zwei Leute, die eine Meinung haben. Es ist überraschend.
00:46:10: Simon David Dressler: Ein Staat ist nicht dieser Podcast.
00:46:14: Ole Liebl: Wir heißen aufrechte Demokraten, aber nach dem Staatsverständnis von Twitch... Wir sind nicht gewählt.
00:46:18: Ole Liebl: Wir sind nicht gewählt, aber nach dem Staatsverständnis von Twitch sozusagen, wären wir der Staat.
00:46:23: Ole Liebl: Also der Podcast aufrechte Demokraten, das ist der Staat.
00:46:26: Simon David Dressler: Im Prinzip sind wir ja gewählt von eurer Aufmerksamkeit.
00:46:30: Simon David Dressler: Ihr habt euch, ihr habt uns am freien Markt der digitalen Aufmerksamkeitsökonomie
00:46:36: Simon David Dressler: uns in eine Position gewählt, in der wir glauben, dass wir interessante Sachen
00:46:39: Simon David Dressler: sagen, interessante Sachen genug sagen, um das in einem Podcast zu verfrachten.
00:46:45: Ole Liebl: Und in diesem Sinne würde ich sagen...
00:46:46: Simon David Dressler: Ihr habt mit euren Euroscheinen gewählt.
00:46:50: Ole Liebl: Naja, nee, nicht erstmal nur mit der... Die Aufmerksamkeit kostet ja erstmal nichts.
00:46:53: Simon David Dressler: Stimmt, ihr habt nur euren Daten bezahlt.
00:46:54: Ole Liebl: Genau, Daten und mit eurer Freizeit.
00:46:56: Simon David Dressler: Ja, danke.
00:46:58: Ole Liebl: In diesem Sinne würde ich sagen, können wir als aufrechte Demokraten ja fast mit dem...
00:47:03: Ole Liebl: Mit der Wonne eines Regierungsgefühls hier rausgehen, einer neu gebildeten Koalition.
00:47:08: Simon David Dressler: Genau, wir sind ja in einem Zimmer. Wir können ja wirklich...
00:47:12: Simon David Dressler: Kommen, wir geben uns jetzt mal die Hand.
00:47:13: Ole Liebl: Wir geben uns die Hand. Simon.
00:47:15: Simon David Dressler: Ihr habt es gehört, es wurde eine Koalition gegründet.
00:47:20: Simon David Dressler: Wie nennen wir die?
00:47:23: Ole Liebl: Lila und Weiß. Wir haben die Koalition der Willigen und wir stellen nächste
00:47:27: Ole Liebl: Woche unser Wahlprogramm vor.
00:47:29: Simon David Dressler: Okay, das finden wir sehr gut.
00:47:33: Ole Liebl: Also, Simon, es ist ein bisschen komisch, dich zu verabschieden,
00:47:35: Ole Liebl: weil wenn ich 700 Kilometer von dir entfernt bin und sage Tschüss Simon,
00:47:39: Ole Liebl: dann ist das, aber ich sitze ja dir gegenüber.
00:47:40: Simon David Dressler: Ja.
00:47:41: Ole Liebl: Deswegen sage ich Tschüss ihr,
00:47:42: Simon David Dressler: Die ihr uns gewählt habt. Liebe Wählerschaft, liebe Untertitel,
00:47:47: Simon David Dressler: schaltet auch das nächste Mal ein und das nächste Mal dann mit einem schönen Cover. Ja.
00:47:57: Simon David Dressler: Toll. Liebe Leute, wir freuen uns. Tschüss.
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