Ole debattiert & Simon wettet
Shownotes
Ole hatte einen Auftritt bei Jasmin Kosubek, die einen großen und damit extrem reichweitenstarken Interview-Kanal auf YouTube betreibt (auch als Podcast zu hören). Dort war er in einer dreistündigen Diskussion mit dem konservativen Neuropsychologen Varnan Chandreswaran. Simon hingegen hat sich in das Rabbit Hole von Sportwetten begeben. Es dämmern unangenehme Zeiten. Und irgendwas mit Peter Thiel.
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00:00:00: Simon David Dressler: Oh mein Gott, you're like starting recording. It's like, oh mein Gott.
00:00:03: Ole Liebl: Oh mein Gott.
00:00:05: Simon David Dressler: Oh mein Gott.
00:00:06: Ole Liebl: Wie stehst du zu Vocal Fry?
00:00:08: Simon David Dressler: Vocal Fry? Was ist das?
00:00:11: Ole Liebl: Du bist Linguist und kennst nicht Vocal Fry. Das ist so Sprachgelder.
00:00:16: Ole Liebl: Nee, dieses, like, I mean, like, das ist Vocal Fry.
00:00:20: Simon David Dressler: Hey Leute, was geht ab?
00:00:22: Ole Liebl: Und manche Leute reagieren da sehr empfindlich drauf, ich inklusive. Ich mag das gar nicht.
00:00:27: Simon David Dressler: Bist du gerade nicht von meiner Männlichkeit, wenn ich so Bro-mäßig spreche.
00:00:31: Ole Liebl: Nee, das ist für mich immer an der Grenze zu ASMR und ASMR ist wirklich das allerletzte. Sorry.
00:00:39: Simon David Dressler: Ich mache nie wieder meinen Mund auf.
00:00:41: Ole Liebl: Gut, ja, danke.
00:00:44: Simon David Dressler: Podcast gecancelt, Leute.
00:00:47: Ole Liebl: Gecancelt wegen Vocal Fry.
00:00:48: Simon David Dressler: Gecancelt wegen Woke.
00:00:51: Ole Liebl: Apropos Woke.
00:00:54: Simon David Dressler: Ja, wir haben heute, sind wir schon on air, ja, oder?
00:00:58: Ole Liebl: Ja, ja.
00:00:59: Simon David Dressler: Liebe Leute, willkommen zu Aufrechte Demokraten, Folge 7 oder so.
00:01:04: Simon David Dressler: Wir haben heute zwei sehr woke Themen für euch.
00:01:08: Simon David Dressler: Einmal Oles große Woke-Debatte und Sportwetten.
00:01:12: Simon David Dressler: Ich finde beides einfach tolle woke Themen, die einem auch ein bisschen das Gehirn frittieren.
00:01:19: Ole Liebl: Ja gut, auf geht's.
00:01:21: Simon David Dressler: Lass mal mit deiner Debatte anfangen.
00:01:24: Ole Liebl: Ja gut.
00:01:25: Simon David Dressler: Ich habe sie so zu zwei Dritteln ungefähr gehört. Vielleicht zur Einordnung, willst du erzählen,
00:01:32: Ole Liebl: Wo du zur Debatte warst.
00:01:34: Simon David Dressler: Wo du debated hast, warum du ein Debate-Bro geworden bist?
00:01:38: Ole Liebl: Gerne. Also, es hat sich begeben, dass ich letztes Jahr auf der Buchmesse war,
00:01:45: Ole Liebl: also 24 im März in Leipzig.
00:01:47: Ole Liebl: Und da habe ich gemerkt, dass es durchaus viele Veröffentlichungen gibt,
00:01:52: Ole Liebl: also jetzt Bücher, die jetzt bei der Buchmesse gerade frisch erschienen worden
00:01:58: Ole Liebl: waren, die sich im weitesten Sinne mit Identitätspolitik, mit Wokeness,
00:02:02: Ole Liebl: mit Meinungsfreiheit auseinandergesetzt haben und durchaus sehr kritisch demgegenüber waren.
00:02:07: Ole Liebl: Also, wenn ich es mal so titeln möchte, könnte man sie Anti-Woke-Bücher nennen.
00:02:11: Ole Liebl: Und davon habe ich einige gefunden und dachte mir, irgendwie finde ich es interessant
00:02:14: Ole Liebl: zu sehen, was die schreiben.
00:02:15: Ole Liebl: Weil sie ja sich ja eigentlich gegen eine Politisierung richten,
00:02:19: Ole Liebl: die ich selber durchgemacht habe.
00:02:20: Ole Liebl: Ich würde mich jetzt nicht unbedingt als jetzt so allergrößten Verfechter von
00:02:24: Ole Liebl: Identitätspolitik so bezeichnen. Ich habe da auch durchaus meine Kritik dran.
00:02:27: Ole Liebl: Aber im Großen und Ganzen war das doch in meinen früheren Jahren eine politische
00:02:31: Ole Liebl: Strömung, die sich sehr stark, also auf meine Politisierung eben aufgewirkt hat.
00:02:37: Simon David Dressler: Also du meinst die Wokeness, nicht die Anti-Wokeness?
00:02:39: Ole Liebl: Nee, die Wokeness. Also Identitätspolitik würde ich jetzt mal bezeichnen als
00:02:43: Ole Liebl: eine Form von einer linken Strategie, die eben in den Vordergrund stellt,
00:02:47: Ole Liebl: dass bestimmte Identitäten bestimmte Communities bilden, die bestimmte politische
00:02:51: Ole Liebl: Ansprüche haben, die sie auch sehr effektiv formulieren und nach vorne tragen können.
00:02:54: Ole Liebl: Und dass es für eine linke Emanzipation wichtig ist, die Belange dieser verschiedenen
00:03:00: Ole Liebl: durch Identitäten gebildeten Communities zu berücksichtigen und miteinander
00:03:04: Ole Liebl: zu integrieren. So, dass auch ganz viele, ja, eben...
00:03:11: Ole Liebl: Aktivistischen Gruppen sich um Identitäten bilden, dass Identitäten einen sehr
00:03:16: Ole Liebl: starken Ausgangspunkt bilden, auch für eine Position, die man innerhalb einer
00:03:21: Ole Liebl: Argumentation einnehmen kann,
00:03:23: Ole Liebl: dass man das mit berücksichtigt, wo kommen die Leute her, welche Erfahrungen
00:03:26: Ole Liebl: haben sie Kraft ihrer Identität gemacht. Das hat natürlich immer was Vereinheitlichendes auch.
00:03:30: Ole Liebl: Aber so diese Art und Weise Politik zu betreiben, das hat mich durchaus geprägt.
00:03:33: Ole Liebl: Wie gesagt, nicht kritiklos, aber ja.
00:03:36: Ole Liebl: Und dann dachte ich mir, gut, ich will aber auch mal wissen,
00:03:37: Ole Liebl: was diese Leute, die jetzt so generalisiert gegen Identitätspolitik schießen,
00:03:43: Ole Liebl: gegen Wokeness schießen, was die eigentlich genau schreiben,
00:03:45: Ole Liebl: was ihre Argumente sind,
00:03:46: Ole Liebl: wie sie so umgehen, weil eine innerlinke Kritik an bestimmten aktivistischen
00:03:50: Ole Liebl: Strömungen oder gewissen Weisen Politik zu machen immer nochmal eine andere ist,
00:03:53: Ole Liebl: als wenn es wirklich, sag ich mal, der politische Gegner tut,
00:03:56: Ole Liebl: ob das jetzt in einem sozialdemokratischen Lager steckt, der jetzt das zu radikal
00:04:00: Ole Liebl: findet oder wirklich in einem konservativen,
00:04:03: Ole Liebl: liberalen, rechten Lager.
00:04:04: Ole Liebl: Das muss man alles unterscheiden, weil die ja verschiedene Einschläge haben,
00:04:07: Ole Liebl: wo was ist. also die Libertären oder Liberalen haben eine ganz andere Kritik an.
00:04:12: Ole Liebl: Also Identitätspolitik, die sich vor allem darauf bezieht, zum Beispiel,
00:04:15: Ole Liebl: dass man dann sagt, okay, ich als queerer Mensch mache bestimmte Erfahrungen,
00:04:21: Ole Liebl: die andere nicht machen können und deswegen ist mein Standpunkt einer,
00:04:25: Ole Liebl: der sich aus einer Erfahrung speist, die andere nicht machen und deswegen ist
00:04:28: Ole Liebl: es wichtig, dass ich gehört werde.
00:04:30: Ole Liebl: Deswegen ist es vielleicht auch ein Punkt, dass andere Leute das nicht unbedingt
00:04:33: Ole Liebl: verstehen können und trotzdem akzeptieren müssen.
00:04:36: Ole Liebl: Und so, da würden sie sich dagegen richten, jetzt als Liberale zu sagen,
00:04:39: Ole Liebl: ja gut, nur weil du jetzt einen Standpunkt hast, dass ich den überhaupt nicht
00:04:41: Ole Liebl: verstehen kann oder dir da kritiklos zustimmen muss, das geht so nicht.
00:04:44: Ole Liebl: Und dann haben sie eben so eine liberale Debattenkultur, die sie dann hochhalten.
00:04:48: Ole Liebl: Aber bei den Konservativen ist es wirklich, oder bei den Rechten,
00:04:51: Ole Liebl: dass da manche Ansätze von Gleichheit oder Gleichberechtigung einfach total
00:04:55: Ole Liebl: dem entgegenstehen, was sie als Rechte unter Umständen für Gesellschaftsbilder
00:04:59: Ole Liebl: haben, wo eine Hierarchisierung viel wichtiger ist und eine klare Über- und Unterordnung.
00:05:04: Ole Liebl: Und dann habe ich diese Bücher halt eben gekauft das war vielleicht so,
00:05:08: Ole Liebl: keine Ahnung zehn Stück oder so etwas und dachte mir ja gut,
00:05:11: Ole Liebl: aber das ist jetzt ja nicht das Jahr,
00:05:12: Ole Liebl: wo die Anti-Woken ist zugeschlagen ist und habe geschaut, was in den letzten
00:05:15: Ole Liebl: Jahren rausgekommen ist, also in den vergangenen vier, also 2020 bis 2024 und habe uns,
00:05:20: Ole Liebl: ungefähr 30 Bücher mir dann gekauft, ich habe ein Video auch dazu gemacht,
00:05:25: Ole Liebl: das ist ziemlich viral gegangen, weil ich habe einfach diesen Stapel dann hochgestapelt,
00:05:27: Ole Liebl: hochgestapelt und der hörte gar nicht mehr auf an Anti-Woken-Büchern und habe
00:05:31: Ole Liebl: gesagt, die lese ich jetzt einfach alle.
00:05:32: Ole Liebl: Und dann habe ich die auch alle gelesen, über das Jahr 2024 verteilt.
00:05:37: Ole Liebl: Das war teilweise belustigend, teilweise erschreckend, teilweise wahnsinnig
00:05:41: Ole Liebl: langweilig oder belangloslich und ergreifend.
00:05:44: Ole Liebl: Aber ich habe es eben durchgearbeitet und in meinem Podcast und hier noch die
00:05:47: Ole Liebl: Quellen, habe ich dann in der zweiten Folge auch meine Ergebnisse so ein bisschen
00:05:51: Ole Liebl: zusammengefasst und mitgeteilt.
00:05:52: Ole Liebl: Und wurde aber auch dann eingeladen, als dieses Video so rund ging, von Jasmin Kozobek.
00:05:59: Ole Liebl: Jasmin Kozobek eben hat einen sehr großen Interviewkanal, der,
00:06:02: Ole Liebl: wie ich auch in der letzten Folge schon gesagt habe, eben vor allem konservative,
00:06:07: Ole Liebl: rechte, libertäre interviewt und ich war die erste offen linke Person,
00:06:14: Ole Liebl: die halt bei ihr im Podcast war, weil das immer verneint worden ist von linker
00:06:18: Ole Liebl: Seite aus, weil sie eben da politisch nicht passt und ich habe mich zu diesen
00:06:22: Ole Liebl: Anti-Walk-Büchern ausfragen lassen.
00:06:24: Ole Liebl: Teil dieser Anti-Woke-Bücher war auch ein Buch von Manan Chentesferen,
00:06:28: Ole Liebl: das ist ein konservativer Neuropsychologe, der das Buch Gefangen in der Opferrolle
00:06:32: Ole Liebl: gespielt hat und sein Hauptansatz als Psychologe ist ja immer,
00:06:35: Ole Liebl: Menschen dazu zu befähigen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seiner
00:06:38: Ole Liebl: Meinung nach ist Wokeness eines, was Leute in einer Opferrolle eben gefangen hält.
00:06:43: Ole Liebl: Dass sie das verhindert, dass Leute ihre Potenziale entfalten können,
00:06:48: Ole Liebl: die wenig resilient macht, sondern hypersensibel auf alles Mögliche.
00:06:52: Ole Liebl: Und daraus leitet er seine Argumentation ab und würde auch sagen,
00:06:56: Ole Liebl: dass Wokeness eine Form von narzisstischem.
00:07:00: Ole Liebl: Grundgefühl immer mitgibt, weil Leute kreisen nur noch um sich selbst und ihre,
00:07:04: Ole Liebl: Ansprüche und ihre Verletzlichkeiten und damit würde ein Opfer Narzissmus betrieben,
00:07:08: Ole Liebl: der zu kritisieren sei und das Buch habe ich eben auch gelesen,
00:07:12: Ole Liebl: und es begab sich eben, dass Warnan dann einen Vortrag gehalten hat,
00:07:17: Ole Liebl: wo er über Anti-Wokeness so gesprochen hat, also auch über die Inhalte seines
00:07:21: Ole Liebl: Buches und diesen Vortrag habe ich mir dann vorgenommen, um ihn,
00:07:26: Ole Liebl: argumentativ, was heißt auseinanderzunehmen, aber zumindest in einigen wichtigen
00:07:30: Ole Liebl: Punkten zu entgegnen, weil ich glaube, dass da was falsch gelaufen ist.
00:07:34: Ole Liebl: Und er meldete sich dann bei mir und sagte, ja, hey, das ist aber das erste
00:07:38: Ole Liebl: Mal, dass hier wirklich auf einer inhaltlichen Ebene kritisiert worden ist.
00:07:41: Ole Liebl: Normalerweise werde ich dann immer einfach für doof gehalten und dann kommt
00:07:44: Ole Liebl: aber auch nicht viel hinterher. Und dann war ich so, okay, keine Ahnung.
00:07:47: Ole Liebl: Und dann hatte er gefragt, ob ich auf jeden Fall nicht was zusammen,
00:07:50: Ole Liebl: so eine Art Debatte machen wollen.
00:07:52: Ole Liebl: Und dann kamen wir relativ schnell auf die Idee, dass es schon gut wäre,
00:07:54: Ole Liebl: wenn die auch moderiert wäre. und kam dann auf Jasmin Kuzubek aus dem einfachen
00:07:58: Ole Liebl: Grund, dass wir beide bereits bei Jasmin zu Gast waren und sie sicherlich Lust darauf hätte.
00:08:03: Ole Liebl: Also haben wir sie angeschrieben und sie hatte sofort zugesagt und so kam das
00:08:07: Ole Liebl: Gespräch dann zustande.
00:08:08: Ole Liebl: Es ist das erste Mal, dass bei Jasmin zwei Gäste zeitgleich waren,
00:08:12: Ole Liebl: die auch eben diskutiert haben miteinander und auch mit drei Stunden,
00:08:16: Ole Liebl: die diese Debatte dauert, ist es wahrscheinlich einer der längsten Videos,
00:08:20: Ole Liebl: die Jasmin je hochgeladen hat. Also es war für uns alle so eine kleine Premiere.
00:08:24: Ole Liebl: Ich war noch nie in so einer Form von Für- und Gegenräte, war dann auch nicht oder nur unfreiwillig.
00:08:30: Ole Liebl: Und Jasmin eben auch noch nicht. Und dann haben wir das einfach mal gemacht.
00:08:34: Simon David Dressler: Also die Idee kam nicht von Jasmin?
00:08:36: Ole Liebl: Die Idee kam nicht von Jasmin, sondern von uns. Aus der Interaktion,
00:08:40: Ole Liebl: die wir so, das war jetzt so die Genese, sage ich jetzt mal.
00:08:43: Simon David Dressler: Ja, interessant. An dieser Stelle vielleicht schon mal eine kleine Preview.
00:08:49: Simon David Dressler: Jasmin ist anscheinend nach eurem Gespräch auf den Geschmack gekommen und hat
00:08:54: Simon David Dressler: mich für Ende November auch für eine solche Debatte
00:08:57: Simon David Dressler: gebucht auf ihrem Kanal mit einem Gast, den ich hier wahrscheinlich noch nicht
00:09:02: Simon David Dressler: verraten darf und mit ein paar Themen, die ich hier wahrscheinlich auch noch nicht verrate,
00:09:07: Simon David Dressler: vor allem, weil die noch nicht feststehen, aber ich freue mich sehr und wie
00:09:11: Simon David Dressler: war so dein Eindruck von der Debatte an sich, also hattest du das Gefühl,
00:09:15: Simon David Dressler: das ist ein produktiver, ein Ort, an dem man
00:09:20: Simon David Dressler: vielleicht produktiv ist irgendwie doof, aber eine sinnvolle Debatte führen kann?
00:09:23: Ole Liebl: Also es ist ja oft so, dass diese Diskursformate, was ich ja auch am Anfang
00:09:28: Ole Liebl: von dem Format mit Jasmin auch klar mache,
00:09:31: Ole Liebl: dass die oft nicht daran interessiert sind, irgendeine Form von Austausch oder
00:09:35: Ole Liebl: Verständnis zu eröffnen, sondern dass es wirklich nur darum geht,
00:09:38: Ole Liebl: ein einigermaßen spektakuläres Desaster zu produzieren, wo halt Leute mit sehr
00:09:43: Ole Liebl: verschiedenen Meinungen zusammenkommen,
00:09:45: Ole Liebl: dann sich gegenseitig versuchen runterzumachen und das war's dann.
00:09:48: Ole Liebl: Da wird wenig zugehört, da geht es sehr, sehr polemisch zu und ich glaube nicht,
00:09:54: Ole Liebl: dass diese Debatten irgendwas bringen.
00:09:55: Ole Liebl: Ich meine, wir haben es jetzt halt gesehen, wenn man das ein bisschen weiter
00:09:58: Ole Liebl: dreht, diese Logik, wo es dann hingehen kann,
00:10:01: Ole Liebl: wenn dann eben bei Jubilee irgendwie 25 Faschos, also teilweise wirklich ausgewachsene
00:10:05: Ole Liebl: White Supremacy-Leute in einem Stuhlkreis sitzen und ihre Meinungen in die Welt
00:10:11: Ole Liebl: posauen und von Millionen Leuten gesehen werden, ohne dass es hier wirklich...
00:10:14: Ole Liebl: Ja, um irgendwas geht, weil ich meine, diese US-amerikanischen Debate-Formate,
00:10:18: Ole Liebl: die entspringen ja auch nochmal aus so einer Debattenkultur,
00:10:21: Ole Liebl: wo es sehr viel auch um Rhetorik geht, sehr viel um ja, Leute nieder.
00:10:28: Ole Liebl: Labern, möglichst nur in die Schwachstellen reingeht, statt mal zu fragen,
00:10:31: Ole Liebl: so, hey, was meinst du jetzt eigentlich damit, können wir, also es gibt auch
00:10:34: Ole Liebl: Leute, die das bei Jubilä machen, aber die sind deutlich in der Minderzahl,
00:10:38: Ole Liebl: und ja, in der Regel findet da einfach nicht viel statt, so und die Leute,
00:10:42: Ole Liebl: die das wollen, klippen dann eh ihre Videos zurecht, dann hat man da seine paar Statements,
00:10:46: Ole Liebl: die haut man auf TikTok und dann sind diese Meinungen so in der Welt raus mit
00:10:50: Ole Liebl: einer professionellen Kamera in einem Format, was man weiterhin wiedererkennt
00:10:53: Ole Liebl: und das finde ich wahnsinnig sinnlos.
00:10:56: Simon David Dressler: Ich meine, das war ja mit dem, also die letzte große virale Jubilee-Debatte
00:11:00: Simon David Dressler: war ja, glaube ich, die mit Mehdi Hassan mit den 25 ich weiß nicht,
00:11:06: Simon David Dressler: wie das gebrandet wurde, aber als irgendwie sehr Conservatives,
00:11:09: Ole Liebl: Glaube ich.
00:11:10: Simon David Dressler: Very Conservatives oder Far-Right, nee, Far-Right Republicans.
00:11:12: Ole Liebl: Aber die haben das, glaube ich, später nochmal umbenannt, wenn ich mich recht entsinne.
00:11:15: Simon David Dressler: Ja, also ich kann mich daran erinnern, dass während, also es war quasi so,
00:11:19: Simon David Dressler: 25 Leute saßen dann in diesem Format in einem Kreis und in der Mitte war ein,
00:11:23: Simon David Dressler: ja, linker bis mittellinks stehender Journalist aus den USA.
00:11:29: Simon David Dressler: Und er meinte dann irgendwann selber, nach einer Weile von der Debatte meinte er so, ja,
00:11:36: Simon David Dressler: er dachte, er sitzt hier mit irgendwie far-right Republicans und der Typ,
00:11:42: Simon David Dressler: mit dem er quasi vorher geredet hatte, also der letzte Gesprächspartner hat
00:11:46: Simon David Dressler: halt offen gesagt, er ist ein Faschist.
00:11:48: Simon David Dressler: Und dann hatte dieser Journalist sich so umgeschaut und war so,
00:11:52: Simon David Dressler: okay, ich dachte, ich spreche hier mit
00:11:54: Simon David Dressler: sehr konservativen Leuten und nicht mit offenen Faschisten, weil diese Leute
00:11:57: Simon David Dressler: sich halt in dieser Sendung, die wahrscheinlich jetzt von 10,
00:12:01: Simon David Dressler: 15 Millionen Leuten geschaut wurde, sich offen als Faschisten bezeichnen.
00:12:06: Simon David Dressler: Also das ist der Stand der Debatte. Und dann aus diesen zweieinhalb Stunden
00:12:10: Simon David Dressler: Video haben die Leute dann halt ihre Clips rausgemacht. Und...
00:12:14: Simon David Dressler: Vielleicht noch ganz kurz für mich, hast du die ganze Sendung da geschaut mit diesen 25?
00:12:19: Ole Liebl: Ich habe es nicht ganz geschafft, weil es einfach, es ist brutal.
00:12:23: Simon David Dressler: Ich habe es ganz geschaut und die letzte These, die dann da quasi in den Raum
00:12:28: Simon David Dressler: gestellt wird und vertreten wird oder eben nicht vertreten wird von den Teilnehmenden, ist die These,
00:12:36: Simon David Dressler: dass Israel im Gazastreifen eine ethnische Säuberung betreibt.
00:12:40: Simon David Dressler: Und dieser Journalist sagt halt quasi, ja, das passiert.
00:12:44: Simon David Dressler: Und dann ist so eine junge, weiße, blonde Frau quasi in die Mitte getreten,
00:12:51: Simon David Dressler: um mit ihm zu diskutieren.
00:12:52: Simon David Dressler: Und man dachte sich so, okay, das sind irgendwie sehr rechte bis offene rechtsextreme
00:12:58: Simon David Dressler: Leute. Was haben die jetzt für Thesen über Israel?
00:12:59: Simon David Dressler: Die sind ja tendenziell eher israelfreundlich.
00:13:03: Simon David Dressler: Und dann hat sie so am Anfang direkt klargestellt, ja, sie stimmt ihm zu.
00:13:07: Simon David Dressler: Also sie hat da überhaupt gar keinen Dissens, dass Israel da ethnische Säuberung betreibt.
00:13:14: Simon David Dressler: Und dann war auch der Journalist Mehdi Hassan so kurz verwirrt und hat gefragt,
00:13:19: Simon David Dressler: okay, aber über was reden wir denn jetzt?
00:13:21: Simon David Dressler: Also warum willst du mit mir über dieses Thema diskutieren, wenn wir hier überhaupt
00:13:24: Simon David Dressler: kein Dissens haben? Und dann meinte diese junge Frau so, ja, aber
00:13:29: Simon David Dressler: Was glaubst du denn, warum Donald Trump das zulässt? Also warum lässt er sich
00:13:33: Simon David Dressler: denn so von Israel an der Nase herumführen? Also in deren Sicht...
00:13:36: Ole Liebl: Also so auf jüdische Weltverschwörungen zieht er das wahrscheinlich ab.
00:13:39: Simon David Dressler: Und dann hat man so richtig in den Augen von dem Journalisten gesehen,
00:13:42: Simon David Dressler: wie er so merkt, auf was für einen Horror er sich hier eingelassen hat.
00:13:47: Simon David Dressler: Dass es eben nicht, sag ich mal, Rechte sind,
00:13:51: Simon David Dressler: die sagen, ja, Israel ist unser stärkster Verbündeter und wir müssen die unterstützen
00:13:55: Simon David Dressler: und die führen einen legitimen Verteidigungskrieg, Sondern,
00:13:58: Simon David Dressler: dass die Person ihm gegenüber auch sehr starke Anti-Israel-Positionen vertritt,
00:14:05: Simon David Dressler: aber aus einer wirklich rechtsextremen,
00:14:09: Simon David Dressler: eigentlich narzisstischen oder im Kern nationalsozialistischen jüdische Weltverschwörung.
00:14:15: Simon David Dressler: Der Staat Israel ist quasi die Krake, die alle anderen kontrolliert und führt
00:14:19: Simon David Dressler: auch Donald Trump am Nasenring durch die Manege.
00:14:21: Simon David Dressler: Und das war so ein unfassbarer Moment, wo man so gemerkt hat,
00:14:26: Simon David Dressler: wie diese Debatte außer Kontrolle geraten ist.
00:14:28: Ole Liebl: Aber ich finde, an dieser Debatte kann man ganz viele Punkte feststellen,
00:14:32: Ole Liebl: warum solche Debatten nicht funktionieren.
00:14:34: Ole Liebl: Sie sind von ihrer ganzen Grundstruktur nicht auf Verständnis angelegt,
00:14:37: Ole Liebl: sondern nur auf Konfrontation.
00:14:39: Ole Liebl: Sie sind zeitlich sehr stark begrenzt. Bei Jubilee kann man natürlich sagen,
00:14:42: Ole Liebl: es dauert zwei Stunden oder zweieinhalb Stunden diese Debatte,
00:14:44: Ole Liebl: aber natürlich sind es 20 Leute.
00:14:45: Ole Liebl: Ob man jetzt zwei Stunden lang mit 20 Leuten hat oder wie in Deutschland bei
00:14:49: Ole Liebl: den meisten Formaten zusammengekattet, 45 Minuten mit vier ist ja auch ein bisschen egal.
00:14:54: Ole Liebl: Deswegen, also es gibt eine sehr klare zeitliche Begrenzung,
00:14:57: Ole Liebl: die ein tieferes Verständnis verhindert.
00:15:01: Ole Liebl: Und wenn dann noch dazu kommt, dass die Leute noch nicht mal in der Problembeschreibung
00:15:05: Ole Liebl: zusammenkommen, also unabhängig von welchen Maßnahmen sich daraus ableiten lassen,
00:15:09: Ole Liebl: wo man politische Hebel ansetzen kann und so weiter, noch nicht mal bei dieser
00:15:13: Ole Liebl: Problembeschreibung zusammenkommen.
00:15:14: Ole Liebl: Weil die Problembeschreibung eben bei ihr ist, ja, es gibt irgendwie eine jüdische
00:15:18: Ole Liebl: Weltverschwörung und bei ihm ist ja gut, ist erstmal das Problem,
00:15:20: Ole Liebl: ein Staat verrichtet einen Genozid.
00:15:23: Ole Liebl: Also es sind sehr unterschiedliche Problemebenen.
00:15:25: Simon David Dressler: Ja, ja, ja.
00:15:27: Ole Liebl: Weil sie setzt es einfach noch ein Stück tiefer an irgendwie.
00:15:32: Ole Liebl: Und dann bringen solche Debatten einfach überhaupt nichts.
00:15:36: Ole Liebl: Deswegen bin ich da eigentlich tendenziell eher dagegen, dass man das so ausrichtet.
00:15:40: Ole Liebl: Also wenn man das anders machen möchte, dann muss man Menschen reduzieren.
00:15:43: Ole Liebl: Also einfach, es dürfen nicht so viele Leute an der Diskussion beteiligt sein.
00:15:46: Ole Liebl: Sie muss länger sein, weil du kannst nicht so komplexe politische Sachverhalte
00:15:50: Ole Liebl: in fünf Minuten durchdiskutieren.
00:15:51: Ole Liebl: Das geht einfach nicht. Und man muss zumindest so sehr noch eine Überschneidung
00:15:56: Ole Liebl: mit einer Realitätswahrnehmung haben, dass die Problembeschreibung wenigstens möglich ist.
00:16:02: Ole Liebl: Und diese Voraussetzungen waren für mich bei Jasmin Kozebeck mit Warnern gegeben. reden.
00:16:09: Ole Liebl: Es ist ein Format, wo wir nur zu zweit waren. Es ist ein Format,
00:16:11: Ole Liebl: wo wir eine sehr offene Zeit beschränken konnten. Wir hatten ja anfangs gesagt,
00:16:15: Ole Liebl: eineinhalb Stunden, jetzt sind es drei geworden.
00:16:16: Ole Liebl: Also da merkt man auch, Jasmin ist total offen, auch wirklich es so lange laufen
00:16:21: Ole Liebl: zu lassen, wie es sein muss.
00:16:22: Ole Liebl: Sie muss uns trotzdem noch abbürgen, aber dass wir trotzdem pro These mal wirklich
00:16:26: Ole Liebl: mal über einen einzigen Standpunkt, mal 25 Minuten ungestört reden konnten.
00:16:31: Ole Liebl: Das gibt es überhaupt nicht in der deutschen oder auch US-amerikanischen Debattenlandschaft.
00:16:36: Ole Liebl: Wäre mir zumindest nicht bekannt.
00:16:38: Ole Liebl: Und Dann ist es eben so, dass ich Warnerns Punkte sehr gut kannte,
00:16:41: Ole Liebl: weil ich mich einfach mit ihm beschäftigt habe.
00:16:43: Ole Liebl: Er kannte meine Kritik an seinen Punkten, er kannte meine Positionen über Social Media und so.
00:16:47: Ole Liebl: Wir haben uns relativ intensiv mit der Gegenseite beschäftigt.
00:16:51: Ole Liebl: Also sowohl direkt, ich mit Warnern, er mit mir, als auch jetzt mal biografisch.
00:16:55: Ole Liebl: Also ich mit den anderen Büchern und er, der er früher selber mal in linken
00:16:58: Ole Liebl: Kreisen war und deswegen auch diese ganzen Theorien und Einstellungen und so
00:17:01: Ole Liebl: weiter aus erster Hand kannte.
00:17:03: Ole Liebl: Und da sehe ich, dass diese ganzen, also diese drei Punkte, die ich glaube,
00:17:08: Ole Liebl: dass sie eine Debatte verunmöglichen, hier erfüllt waren und deswegen bin ich
00:17:11: Ole Liebl: da auch reingegangen. Und wie ich finde,
00:17:14: Ole Liebl: auch mit einem sehr guten Gefühl auch wieder rausgegangen. Ich habe jetzt ja
00:17:17: Ole Liebl: geschaut, wie so die Kommentare waren.
00:17:19: Ole Liebl: Das Video wurde jetzt, also das kam am letzten Sonntag raus,
00:17:22: Ole Liebl: also jetzt genau vor einer Woche, 120.000 Mal gesehen.
00:17:24: Ole Liebl: Für ein Video von drei Stunden Länge finde ich das ziemlich ordentlich, muss ich sagen.
00:17:28: Simon David Dressler: Ziemlich krass, ja.
00:17:29: Ole Liebl: Weil, klar, also hat auch nicht jede Person Zeit zu. Ich denke,
00:17:32: Ole Liebl: dass die meisten solche Sachen dann auch als Podcast hören oder so, ein bisschen nebenbei.
00:17:37: Ole Liebl: Und die Kommentare sind ja überragend positiv.
00:17:40: Ole Liebl: Also nicht, dass ich jetzt sagen würde, ja, die Güte eines Videos hängt nur von,
00:17:45: Ole Liebl: dem Zuspruch der Kommentarspalte ab, so schlimm ist es jetzt noch nicht,
00:17:49: Ole Liebl: aber dass Menschen, die wirklich auch eine ganz andere Meinung haben als ich,
00:17:52: Ole Liebl: trotzdem einfach sehr anerkennend sind,
00:17:54: Ole Liebl: dass diese Debatte in dieser Ruhe und in dieser Ausführlichkeit geführt wird,
00:17:59: Ole Liebl: das erkennt man ja heutzutage einfach an, weil unabhängig davon,
00:18:03: Ole Liebl: wo man jetzt politisch steht, die Leute sehen ja diese Debattenformate und sie
00:18:07: Ole Liebl: sehen, dass sie nicht funktionieren oder wenn sie es vielleicht nicht richtig
00:18:11: Ole Liebl: erfassen, so spüren sie es doch, würde ich behaupten.
00:18:13: Simon David Dressler: Ja, genau. Weil irgendwas... Also, dass es halt einfach maximal destruktiv oder unkonstruktiv ist.
00:18:18: Ole Liebl: Man geht einfach nicht raus und denkt, aha, jetzt habe ich wirklich was gelernt.
00:18:21: Ole Liebl: Das macht man einfach nie.
00:18:22: Ole Liebl: Und ich maße mir an, dass bei der Diskussion mit Jasmin es durchaus ein paar
00:18:27: Ole Liebl: Momente gab, wo Menschen, die auch von der anderen Seite kommen können,
00:18:30: Ole Liebl: sagen, aha, okay, daher kommt das also.
00:18:33: Ole Liebl: Deswegen geht das jetzt gar nicht so sehr, dass man jetzt sagt,
00:18:35: Ole Liebl: wir müssen jetzt unbedingt auf den Konsens oder so kommen, sondern mir geht
00:18:37: Ole Liebl: es immer und immer wieder um, das sage ich auch in dem Interview oder in diesem
00:18:41: Ole Liebl: Format, immer wieder um Verständnis.
00:18:43: Ole Liebl: Wir müssen die andere Seite verstehen. Das heißt nicht, dass wir sie verstehen
00:18:46: Ole Liebl: müssen im Sinne von, ah ja, die können halt nicht anders und man muss alles hinnehmen.
00:18:49: Ole Liebl: Also es gibt ja auch dieses Verständnis, was dann einfach nur sagt,
00:18:53: Ole Liebl: oh Gott, ja, ich habe jetzt seine Motive verstanden und jetzt muss ich ihn nicht
00:18:57: Ole Liebl: mehr dafür verurteilen.
00:18:58: Ole Liebl: Ich bin so verständig, sondern wirklich ja, dieses Perspektiven.
00:19:02: Ole Liebl: Genau, eine Perspektive zu wechseln, um vielleicht die eigene Position zu schärfen,
00:19:07: Ole Liebl: um besser dagegen argumentieren zu können, um vielleicht auch in Bewegung zu
00:19:10: Ole Liebl: kommen, um sich zu verändern.
00:19:11: Ole Liebl: Das kann ja alles möglich sein, aber ja.
00:19:15: Simon David Dressler: Und war, um jetzt mal von den Voraussetzungen quasi wegzugehen,
00:19:21: Simon David Dressler: in hindsight, im Rückblick, fandest du das Gespräch, denn hat das die Erwartungen so erfüllt,
00:19:28: Ole Liebl: Die du daran hattest?
00:19:32: Ole Liebl: Ja, ich würde schon sagen, ich muss auch sagen, dass ich mich sehr intensiv
00:19:35: Ole Liebl: auf das Gespräch vorbereitet habe.
00:19:37: Ole Liebl: Also ich habe ja wirklich so ein iPad vor mir liegen, wo ich dann,
00:19:41: Ole Liebl: keine Ahnung, 15 Seiten Notizen hatte, um einfach die ganzen Zahlen und Studien zu haben.
00:19:45: Ole Liebl: Das war dann jetzt nicht, der hat einfach nur mit seinem Gehirn gearbeitet,
00:19:47: Ole Liebl: was ich auch sehr beachtlich finde.
00:19:49: Ole Liebl: Ich finde schon, dass aber solche Debatten mit einer gewissen Vorbereitung für
00:19:52: Ole Liebl: mich auf jeden Fall flüssiger laufen, dann kann ich das schneller irgendwie
00:19:54: Ole Liebl: abspulen und bin dann auch entspannter und kann sofort auch lockerer in so ein
00:19:59: Ole Liebl: Gespräch reingehen, was ich auch wichtig finde.
00:20:01: Ole Liebl: Und ich denke schon, dass ich die meisten Punkte, die ich machen wollte,
00:20:06: Ole Liebl: sehr, sehr klar gemacht habe.
00:20:07: Ole Liebl: Ich wusste natürlich, dass auch bestimmte Themen kommen, also gerade Gruppenvergewaltigung
00:20:10: Ole Liebl: und Messerstecher, das würde auf jeden Fall kommen.
00:20:15: Ole Liebl: Und es kam ja auch, da extra nochmal Sachen rauszusuchen und mich ein bisschen
00:20:19: Ole Liebl: vorzubereiten, damit eben nicht das passiert, was bei Ben Ungeskriptet und Wolfgang
00:20:25: Ole Liebl: passiert ist. also Wolfgang M.
00:20:26: Ole Liebl: Schmidt, der dann ja in der letzten Dreiviertelstunde nur noch über Messerangriffe
00:20:30: Ole Liebl: reden musste oder dazu gedrängt wurde, ohne sich entsprechend vorbereitet zu haben.
00:20:34: Ole Liebl: Und da wollte ich nicht so reinkommen in diese Falle.
00:20:37: Ole Liebl: Weil natürlich verwarnern ist es schon so ein bisschen in Anführungsstrichen
00:20:39: Ole Liebl: Heimspiel, weil Jasmin kennt ihr Publikum und deswegen ist es schon naheliegender,
00:20:46: Ole Liebl: dass bestimmte Themen hochkommen und nicht, dass ihnen jetzt so sehr die Gegenfrage
00:20:50: Ole Liebl: gestellt wurde, obwohl natürlich Jasmin schon sehr neutral moderiert hat.
00:20:55: Ole Liebl: Und auch ihn durchaus immer wieder auf Unzulänglichkeiten, auch seine Argumentation hingewiesen hat.
00:21:00: Simon David Dressler: Ja.
00:21:01: Ole Liebl: Also war eine sehr faire Moderation, wie ich finde.
00:21:04: Simon David Dressler: Also für mich als Außenstehenden, ich fand es auch sehr interessant.
00:21:10: Simon David Dressler: Ich fand die Debatte sehr...
00:21:11: Ole Liebl: Also bevor du deine Einschätzung gibst, also natürlich, wenn du mich jetzt fragst,
00:21:13: Ole Liebl: wie ich die Debatte fand, also natürlich glaube ich, dass ich die besseren Argumente
00:21:16: Ole Liebl: hätte, sonst hätte ich nichts gebracht.
00:21:18: Ole Liebl: Viel von dem, was er gesagt hat, wusste ich auch schon und konnte entsprechend
00:21:21: Ole Liebl: oder habe meine Position bereits entsprechend angepasst.
00:21:24: Ole Liebl: Also ich glaube nicht, dass es für mich so viel in Bewegung geraten ist,
00:21:27: Ole Liebl: aber darum geht es ja gar nicht. Diese ganzen Debatten sind ja immer auch ein bisschen performativ.
00:21:30: Ole Liebl: Ich mache das ja nicht für mich. Ich kenne diese Argumente, ich kann mich auch
00:21:32: Ole Liebl: so mit Warnern austauschen, aber ich mache das ja für andere,
00:21:35: Ole Liebl: die sich vielleicht in ähnlichen Konstellationen befinden und Warnern eben auch.
00:21:39: Ole Liebl: Also das muss man vielleicht dazu sagen, deswegen kann ich jetzt nicht sagen,
00:21:41: Ole Liebl: wer hat das gewonnen oder so, ob es überhaupt darum geht, sondern für mich ist
00:21:44: Ole Liebl: die Frage, konnte ich Verständnis schaffen mit ihm und ich glaube, wir konnten das.
00:21:49: Simon David Dressler: Was ich immer so ein bisschen als den Elefanten im Raum betrachtet habe,
00:21:54: Simon David Dressler: während ich es gehört habe, ich habe wie gesagt so ungefähr zwei Drittel von
00:21:57: Simon David Dressler: der Debatte mehr angehört, war die Ökonomie.
00:22:01: Simon David Dressler: Habt ihr das in der letzten Stunde noch angesprochen?
00:22:05: Ole Liebl: Nein, haben wir nicht und das ist auch eine Kritik, die ich sehr ernst nehme und auch annehmen muss.
00:22:10: Ole Liebl: Und das hat für mich damit zu tun, dass wir, wie ich finde, weniger gesprochen
00:22:16: Ole Liebl: haben über die politischen Maßnahmen, die zu ergreifen sind,
00:22:19: Ole Liebl: um diese Probleme zu beheben.
00:22:20: Ole Liebl: Für mich ist erstmal wichtig anzuerkennen, so dass, wenn ich bei einem Publikum
00:22:24: Ole Liebl: sitze, wie bei dem von Jasmin, wo ich einfach davon ausgehe,
00:22:27: Ole Liebl: es ist tendenziell ein konservativeres,
00:22:29: Ole Liebl: rechteres, libertäreres Publikum und so weiter, dass viele Probleme,
00:22:33: Ole Liebl: die ich in linken Kreisen sehe, gar nicht als solche anerkannt werden.
00:22:37: Ole Liebl: Also ich bin ja wirklich grundlegend hingegangen, musste erstmal darüber diskutieren,
00:22:43: Ole Liebl: ob es überhaupt so etwas wie eine strukturelle sexistische oder rassistische Diskriminierung gibt.
00:22:48: Ole Liebl: Was die Ursachen davon sind und wie das auch mit materiellen Verhältnissen zusammenhängt
00:22:53: Ole Liebl: und welche Rolle eben kapitalistische Gefüge und Herrschaftsverhältnisse spielen.
00:22:57: Ole Liebl: Das konnte ich alles nicht reinbringen, weil es erstmal darum geht,
00:23:00: Ole Liebl: so ganz profund festzustellen, dieses Problem existiert.
00:23:03: Ole Liebl: Und erst dann können wir weitergehen und von mir aus auch in eine Kapitalismuskritik reingehen.
00:23:08: Ole Liebl: Aber das konnte ich in diesem Gespräch so nicht leisten, weil man auf einer
00:23:11: Ole Liebl: ganz anderen Ebene erstmal angesetzt hat. Das blieb symptomatisch.
00:23:15: Simon David Dressler: Aber kann man die strukturellen Diskriminierungen von verschiedenen Gruppen
00:23:23: Simon David Dressler: dann nicht vielleicht einfach nur über den Kapitalismus erklären?
00:23:27: Ole Liebl: Also ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das geht. Also ich finde manchmal
00:23:30: Ole Liebl: hat das so ein bisschen dieser Hauptwiderspruch-Nebenwiderspruchs-Vibes,
00:23:34: Ole Liebl: dass man einfach sagt, ja gut, wenn der Kapitalismus besiegt ist oder man praktisch
00:23:39: Ole Liebl: alles darauf bezogen hat,
00:23:40: Ole Liebl: dann ist auch eine weitere Kritik nicht mehr nötig, dann ist es in Gänze irgendwie
00:23:43: Ole Liebl: erklärt oder der Hebel ist klar.
00:23:45: Ole Liebl: Da habe ich eine dezidiert andere Meinung zu, weil natürlich patriarchale und
00:23:51: Ole Liebl: rassistische Ideologien auch eine gewisse Eigendynamik entfalten können,
00:23:55: Ole Liebl: die auch sehr stark werden kann, die sich verflechten kann und sehr wirkmächtig werden kann,
00:24:00: Ole Liebl: wenn sie auf ökonomische Strukturen trifft und sich mit ihnen verbindet, weil es sich eben lohnt,
00:24:05: Ole Liebl: zum Beispiel Leute rassistisch oder sexistisch klein zu halten,
00:24:09: Ole Liebl: damit man zum Beispiel weniger oder bessere Lohntrückerei betreiben kann,
00:24:13: Ole Liebl: um niedrigere Löhne zu bezahlen.
00:24:14: Ole Liebl: Also es lohnt sich, dass Frauen beispielsweise für ihre Schwangerschaft oder
00:24:18: Ole Liebl: ihre mögliche Schwangerschaft diskriminiert werden oder dass halt irgendwelche
00:24:22: Ole Liebl: Betriebe mit absoluten Niedrigstlöhnern Leute eben zu sich holen,
00:24:27: Ole Liebl: die überhaupt kein Deutsch sprechen,
00:24:28: Ole Liebl: jede Form von Gewerkschaftsbildung verhindern und so weiter.
00:24:31: Ole Liebl: Da ist man natürlich gut dran, wenn ein Staat sehr wenig dafür tut,
00:24:34: Ole Liebl: dass diese Leute entsprechend integriert werden.
00:24:36: Ole Liebl: Also das lohnt sich von vielen Seiten und trotzdem glaube ich aber.
00:24:41: Ole Liebl: Dass es nicht ausreicht, um eine rassistische oder sexistische Ideologie in
00:24:44: Ole Liebl: Gänze zu erklären und auch ihre Wirkmacht und wo sie hingehen kann.
00:24:49: Ole Liebl: Wir merken ja immer wieder, wie auch diskriminierende Ideologien plötzlich sich
00:24:52: Ole Liebl: gegen Kapitalinteressen wenden.
00:24:54: Ole Liebl: Gerade beim Rassismus sieht man das ja ganz gut, weil wenn man jetzt plötzlich
00:24:57: Ole Liebl: sagt, wir machen jetzt die Mauern richtig zu und hier kommt überhaupt niemand
00:24:59: Ole Liebl: mehr rein, dann ist das für Unternehmen, wie zum Beispiel bei der Deutschen
00:25:01: Ole Liebl: Post oder sowas, die ja massiv bei ZustellerInnen, also auf einer migrantischen
00:25:06: Ole Liebl: Workforce irgendwie basieren, ein riesiges Problem.
00:25:08: Ole Liebl: Und die kommen dann und sagen, ja, wir sind eine große Familie und kommen mit
00:25:11: Ole Liebl: dieser Rhetorik und so, das ist sie natürlich nur bis zum gewissen Graderecht,
00:25:15: Ole Liebl: also die Familie besteht aus Leuten, die gar nichts zu sagen haben und sehr
00:25:17: Ole Liebl: wenig verdienen oder jetzt nicht
00:25:19: Ole Liebl: die Post dabei, jetzt Post-Zusteller-Betriebe, wo man auch merkt, okay,
00:25:24: Ole Liebl: also Rassismus darf nicht zu sehr über die Stränge schlagen,
00:25:27: Ole Liebl: aber er tut es bisweilen und das ist auch ein Problem und das kann man nicht
00:25:29: Ole Liebl: nur erklären, wenn man sagt, Rassismus ist nur durch Kapitalismus zu erklären
00:25:33: Ole Liebl: oder aufzulösen, weil dann könnte man nicht erklären, was da passiert.
00:25:38: Ole Liebl: Und genau, also noch ein Satz, genau auf dieser Ebene finde ich es deswegen
00:25:42: Ole Liebl: auch völlig legitim, dass man,
00:25:44: Ole Liebl: jetzt haben wir jetzt bei Sexismus und Rassismus bleiben, weil das die Hauptthemen
00:25:46: Ole Liebl: waren in unserem Gespräch eben,
00:25:49: Ole Liebl: dass man hier erstmal nur auf dieser ideologischen Ebene verbleibt und sagt,
00:25:53: Ole Liebl: es gibt diese Diskriminierung und die wirkt sich auf, in diesem Fall Frauen,
00:25:58: Ole Liebl: Queers oder rassifizierte Personen ganz real aus und das ist schon mal Wichtiges
00:26:02: Ole Liebl: überhaupt festzuhalten.
00:26:02: Simon David Dressler: Ja, ich glaube, da haben wir gar nicht so viel Dissens.
00:26:07: Simon David Dressler: Ich glaube nur, dass, also zum Beispiel jetzt das Beispiel mit den Unternehmen,
00:26:12: Simon David Dressler: das ist ja immer die Frage,
00:26:14: Simon David Dressler: also zum Beispiel, die sich auch jemand wie Friedrich Merz stellt,
00:26:17: Simon David Dressler: wie rassistisch kann er sein, jetzt im Nachgang von seinem Stadtbildkommentar,
00:26:22: Simon David Dressler: wie rassistisch kann er sein, ohne dass er das deutsche Kapital verschreckt.
00:26:25: Simon David Dressler: Also das deutsche Kapital, die deutschen Unternehmen, die, wie du schon beschrieben hast,
00:26:31: Simon David Dressler: auch zum Beispiel Lieferunternehmen oder auch Unternehmen wie Uber oder so,
00:26:37: Simon David Dressler: setzen ja ganz massiv darauf, dass sie eben eine migrantische Workforce haben.
00:26:41: Simon David Dressler: Der größtenteils migrantische Workforce.
00:26:44: Simon David Dressler: Und diese Unternehmen haben ja durchaus Angst,
00:26:48: Simon David Dressler: dass zum Beispiel der AfD-Höcke-Flügel irgendwann tatsächlich an die Macht kommt
00:26:54: Simon David Dressler: in Deutschland oder demokratische Macht übernimmt und dann ernst macht.
00:26:59: Simon David Dressler: Und dann halt nicht nur sagt, okay, wir treten jetzt aus dem Euro aus,
00:27:02: Simon David Dressler: was ja mal AfD-Position war, mittlerweile nicht mehr so ganz,
00:27:07: Simon David Dressler: aber dass sie zum Beispiel eben auch ernst machen mit, wir lassen wirklich niemanden mehr rein.
00:27:12: Simon David Dressler: Und das wäre eine Katastrophe für die deutsche Industrie, für das deutsche Kapital.
00:27:18: Simon David Dressler: Und jemand wie Friedrich Merz ist ja dann im Prinzip auf so einem,
00:27:21: Simon David Dressler: er muss so eine Gratwanderung machen zwischen
00:27:26: Simon David Dressler: Er ist schon rassistisch und er sagt schon rassistische Sachen,
00:27:30: Simon David Dressler: um eben sein Ziel zu erreichen, von wegen AfD-WählerInnen zurückzuholen,
00:27:36: Simon David Dressler: indem er ihnen sagt, hey,
00:27:37: Simon David Dressler: ihr müsst nicht die AfD wählen, wir sind eine weitere rechtskonservative,
00:27:44: Simon David Dressler: Migrationsfeindliche Partei, wir als Union, ihr könnt uns auch wählen.
00:27:48: Simon David Dressler: Aber dass er dann gleichzeitig ein paar Tage später dieses Statement vorliest,
00:27:53: Simon David Dressler: wo er, glaube ich, in Großbritannien auf Auslandsbesuch war,
00:27:56: Simon David Dressler: wo er sagt, wo er wirklich vorliest, um nicht irgendwie vom Kurs abzukommen,
00:28:02: Simon David Dressler: wo er sagt, ja, es ist total wichtig,
00:28:04: Simon David Dressler: Ausländer, ja, die müssen auch arbeiten und wir haben ja demografische Probleme
00:28:07: Simon David Dressler: und das ist total wichtig, irgendwie Arbeitsmarktintegration und so weiter und
00:28:10: Simon David Dressler: so fort für den Wirtschaftsstandort.
00:28:12: Simon David Dressler: Also der ist da ja immer auf dieser Gratwanderung unterwegs.
00:28:18: Simon David Dressler: Und deshalb würde ich vielleicht sagen, weil du gesagt hast,
00:28:21: Simon David Dressler: der Rassismus darf nicht über die Stränge schlagen,
00:28:23: Simon David Dressler: Vielleicht kann man das nochmal anders fassen, indem man halt sagt,
00:28:27: Simon David Dressler: der Rassismus, der muss eine ökonomische Verwertung weiterhin zulassen.
00:28:33: Simon David Dressler: Also Rassismus ist total, also aus deren Sicht, von jemandem wie Friedrich Merz,
00:28:38: Simon David Dressler: aus der Sicht von so einem konservativ-rechten Mainstream,
00:28:42: Simon David Dressler: ist Rassismus total in Ordnung, solange diese Menschen weiterhin ökonomisch
00:28:47: Simon David Dressler: ausgebeutet werden können oder ökonomisch verwertet werden können.
00:28:50: Simon David Dressler: Zum Beispiel im Dritten Reich gab es auch eine sehr große Eingemeindung von
00:28:58: Simon David Dressler: nichtdeutschen Arbeitskräften in die deutsche Industrie über Zwangsarbeit und
00:29:03: Simon David Dressler: das war ein wahnsinnig rassistisches,
00:29:07: Simon David Dressler: menschenfeindliches, menschenvernichtendes System, aber die ökonomische Verwertung,
00:29:12: Simon David Dressler: nicht aufgehört.
00:29:14: Ole Liebl: Genau, aber es ist ja, ich finde, da kann man wirklich sehr viele Bezüge aufmachen,
00:29:19: Ole Liebl: weil es muss eine rassistische Ideologie geben,
00:29:22: Ole Liebl: die ja legitimiert, dass man Gewalt an bestimmten Menschen so verüben kann,
00:29:26: Ole Liebl: wie sie verübt wurde, dass man sie entweder jetzt in Zwangsarbeit schickt oder
00:29:29: Ole Liebl: wie in moderneren Verhältnissen halt zu sehr unwürdigen Bedingungen oder unwürdigen Löhnen arbeiten lässt.
00:29:36: Ole Liebl: Dass Leute das machen, ist eben dadurch zu rechtfertigen, dass man auch einen
00:29:41: Ole Liebl: Rassismus hoffähig macht unverbreitet.
00:29:44: Ole Liebl: Gleichzeitig ist es eben so, dass dieser Rassismus dann eben ganz manifeste
00:29:48: Ole Liebl: Vorteile gibt, also ihn auch stabilisiert, aber eben auch so sehr stärken kann,
00:29:53: Ole Liebl: dass seine Eigendynamik sich wieder gegen diese Kapitalinteressen richtet.
00:29:57: Ole Liebl: Also das ist von Anfang an, glaube ich, als Spannungsverhältnis angelegt und
00:30:01: Ole Liebl: wenn man es als solches begreift, kommt man echt auch relativ weit.
00:30:05: Ole Liebl: Manchmal ist es einfach nur das eine im anderen irgendwie aufzulösen.
00:30:08: Ole Liebl: Das finde ich irgendwie manchmal so ein bisschen zu gewollt.
00:30:12: Ole Liebl: Also man kann es nicht genau abtrennen, das ist ja was, was oft identitätspolitisch
00:30:15: Ole Liebl: gemacht wird, also dass man sagt, ja, der Kapitalismus ist irgendwie da,
00:30:18: Ole Liebl: so wie das bei Fridays for Future manchmal einfach ist, dass man jetzt nicht
00:30:21: Ole Liebl: kapitalistische Dynamiken als solche benennt und auch gewisse kapitalistische Zwänge.
00:30:27: Ole Liebl: Wirklich ganz konkret beschreibt, was das bedeutet, sondern man sagt immer so,
00:30:31: Ole Liebl: ja, das System will es nicht.
00:30:33: Ole Liebl: Das ist ja auch oft so irgendwie das Patriarchat, der Rassismus,
00:30:37: Ole Liebl: das ist mir dann zu abgelöst und zu losgelöst, Da versteht man meiner Ansicht
00:30:40: Ole Liebl: nach auch relativ wenig, selbst wenn man historisch arbeitet.
00:30:43: Ole Liebl: Also ob man jetzt historisch das Patriarchat beschreibt oder den Sexismus,
00:30:47: Ole Liebl: kommt man nicht weiter ohne Ökonomie.
00:30:49: Ole Liebl: Aber wenn man jetzt nur die Ökonomie so versucht, auf alles zu beziehen,
00:30:52: Ole Liebl: finde ich, geht auch was verloren.
00:30:55: Simon David Dressler: Also ich hatte eine Stelle, um nochmal auf deine Debatte zurückzukommen,
00:30:59: Simon David Dressler: ich hatte eine Stelle, die mir im Kopf geblieben ist, wo es um Männlichkeitsvorstellungen
00:31:04: Simon David Dressler: ging, also wie Männer in einer Studie,
00:31:08: Simon David Dressler: also Warner hat das zitiert, diese Studie,
00:31:11: Simon David Dressler: wo es darum ging, wie Männer mit
00:31:14: Simon David Dressler: ihrer Männlichkeitsrolle hadern und auch Depressionen entwickeln und so.
00:31:19: Simon David Dressler: Und dann hat er so in einem Nebensatz irgendwie erwähnt, dass sie zum Beispiel,
00:31:24: Simon David Dressler: wenn sie irgendwie Angst haben, gefeuert zu werden oder gefeuert wurden oder so.
00:31:28: Simon David Dressler: Also es ging irgendwie um, ich weiß nicht mehr genau, welches Arbeitsmarktargument
00:31:33: Simon David Dressler: er gemacht hat, aber es ging irgendwie, er hat den Status innerhalb der Lohnarbeit
00:31:39: Simon David Dressler: mit der Depression verknüpft.
00:31:41: Simon David Dressler: Und dann die Lösung, die er quasi angeboten hat, er eben als Neuropsychologe,
00:31:48: Simon David Dressler: war dann, dass er direkt danach von so Verhaltenstherapie gesprochen hat.
00:31:53: Simon David Dressler: Und da würde ich dann halt sagen, also in so eine Argumentation könnte man eigentlich gut reinkommen,
00:32:03: Simon David Dressler: Oder reingrätschen, indem man halt sagt, okay, was ist denn das aber eigentlich für ein System,
00:32:08: Simon David Dressler: wo die Leute durch ihre Abhängigkeit von Lohnarbeit in so prekäre Situationen gedrängt werden,
00:32:21: Simon David Dressler: indem sie dann überhaupt erst in der Position sind, so Probleme mit ihrer Männlichkeit
00:32:26: Simon David Dressler: und Unsicherheit und so weiter und ich kann nicht für mich sorgen und vielleicht
00:32:30: Simon David Dressler: auch nicht für meine Familie oder für wen auch immer.
00:32:33: Simon David Dressler: Also, dass man das einfach wegtherapieren kann.
00:32:37: Ole Liebl: Das gibt total Sinn. Also ich finde, da kann man absolut dran ansetzen.
00:32:43: Ole Liebl: Aber wenn du dann auf diese Schiene gehst, dann bist du nicht mehr bei der Problembeschreibung,
00:32:49: Ole Liebl: sondern du bist schon bei den politischen Maßnahmen.
00:32:53: Ole Liebl: Also er schlägt dann vor Therapie und dann kannst du sagen, nein,
00:32:55: Ole Liebl: so kann es nicht gehen aus verschiedenen Gründen. Leute werden immer irgendwie
00:32:58: Ole Liebl: Ablust gemacht. Warum haben wir diese Abhängigkeitsverhältnisse und so weiter.
00:33:01: Ole Liebl: Aber dann würdest du ja, wenn du jetzt nicht, gegen die Vorannahme weiter argumentierst,
00:33:05: Ole Liebl: diese Prämisse ja mit unterstützen, dass es erstmal so ist, dass Männer eben,
00:33:11: Ole Liebl: wenn sie ihre Arbeit verlieren, in eine Depression fallen.
00:33:13: Ole Liebl: Und da würde ich schon sagen, also das kann ich schon nicht so einfach so akzeptieren,
00:33:16: Ole Liebl: das kann ich nicht als naturgegeben hinnehmen, so sind Männer halt,
00:33:19: Ole Liebl: sondern da würde ich schon sagen, hier hat schon eine geschlechtliche Zurichtung
00:33:22: Ole Liebl: stattgefunden, die nicht naturgegeben ist.
00:33:24: Ole Liebl: Also ich setze einen Punkt früher an, das macht das jetzt nicht,
00:33:27: Ole Liebl: das Argument nicht besser oder valider, sondern da sind wir wirklich auf,
00:33:31: Ole Liebl: diesen beiden Ebenen vielleicht beharre ich da auch so ein bisschen stark drauf
00:33:35: Ole Liebl: auf dieser Unterscheidung zwischen Problembeschreibung und Lösungsebene,
00:33:42: Ole Liebl: weil mir das während dieser Diskussion so wirklich ein bisschen wie Schuppen
00:33:45: Ole Liebl: von den Augen gefallen ist, als es dann um die Ausländerkriminalität geht,
00:33:50: Ole Liebl: ging, gerade um sexualisierte Straftaten oder sexuelle Straftaten und dann eben
00:33:54: Ole Liebl: gesagt wurde ja, in der Linken wird das nie benannt oder es darf nicht gesagt
00:33:57: Ole Liebl: werden und dann dachte ich mir so, stimmt das? Und dann dachte ich mir.
00:34:02: Ole Liebl: Ja, ich glaube schon. Ich glaube schon, dass es in linken Kreisen,
00:34:07: Ole Liebl: wie ich finde, aus guten Gründen in einer rassistischen Gesellschaft sehr,
00:34:10: Ole Liebl: sehr große Hemmungen gibt, allzu stark zu besprechen,
00:34:13: Ole Liebl: dass es eine Überrepräsentation von Nicht-Deutschen in der polizeilichen Kriminalstatistik geht.
00:34:20: Ole Liebl: Das erstmal so zu benennen und dann von dort ausgehend die Ursachen so zu sehen,
00:34:25: Ole Liebl: sondern das wird irgendwie gar nicht gesagt und dann wird aber trotzdem über,
00:34:28: Ole Liebl: Bekämpfung von Rassismus,
00:34:30: Ole Liebl: Aufwertung von sozioökonomischen Strukturen, die ich alle für richtig und wichtig
00:34:32: Ole Liebl: halte und glaube auch, dass sie
00:34:34: Ole Liebl: sinnvoll sind um eine Kriminalität zu reduzieren aber dass dieser Fakt,
00:34:38: Ole Liebl: dass nun mal statistisch gesehen wesentlich öfter nicht deutsche Menschen straffällig
00:34:43: Ole Liebl: werden, das wird dann schon auch nicht so wirklich benannt da gibt es eine Hemmung,
00:34:47: Ole Liebl: wie ich finde, ich kann sie verstehen aber damit trotzdem auch umzugehen das
00:34:50: Ole Liebl: finde ich, habe ich irgendwie erst mal angenommen.
00:34:52: Ole Liebl: Und da habe ich gemerkt, okay, es gibt wirklich diese zwei Ebenen,
00:34:54: Ole Liebl: die sich total unterscheiden, die man auch echt trennen muss,
00:34:57: Ole Liebl: um in ein Gespräch zu kommen.
00:34:58: Ole Liebl: Also ich bin jetzt auch gerade dabei, übrigens nochmal, ich habe jetzt dann
00:35:02: Ole Liebl: im Nachgang des Gesprächs auch mit einer Statistikerin gesprochen,
00:35:05: Ole Liebl: die wertet mir gerade die Zahlen aus, dass ich wirklich mal schaue,
00:35:07: Ole Liebl: wenn ich jetzt eine polizeiliche Kriminalstatistik habe und dann einfach sehe,
00:35:11: Ole Liebl: okay, es gibt eine ungefähr zweieinhalbfache Überrepräsentation von nichtdeutschen
00:35:16: Ole Liebl: Sexualstraftätern gegenüber den Deutschen.
00:35:18: Ole Liebl: Wie kommt die zustande? dann wird ja oft eben, wie ich finde,
00:35:21: Ole Liebl: auch korrekterweise gesagt, die Altersstruktur von Nichtdeutschen ist anders,
00:35:26: Ole Liebl: nämlich die sind jünger im Schnitt und sie sind männlicher.
00:35:29: Ole Liebl: Und beides, Jungsein und Männlichsein, sind Punkte, die verstärkt zu Sexualstraftaten
00:35:33: Ole Liebl: führen. Das kann man über alle Bevölkerungsgruppen so ziemlich hinweg sagen.
00:35:36: Ole Liebl: Und dann einfach die Frage zu stellen, okay, wenn wir diese beiden demografischen
00:35:39: Ole Liebl: Faktoren rausrechnen, was bleibt denn dann übrig?
00:35:42: Ole Liebl: Das würde mich einfach interessieren, weil ich das so einfach nicht,
00:35:44: Ole Liebl: ich sehe es nirgendwo und das ist ein Defizit.
00:35:48: Simon David Dressler: Kam da ja schon, also hast du da schon Ergebnisse von deiner Zusammenarbeit mit der Statistikerin?
00:35:54: Ole Liebl: Nee, das wird jetzt, während wir es aufnehmen an dem Wochenende,
00:35:57: Ole Liebl: setze sich an die Zahlen.
00:35:59: Ole Liebl: Also ich werde in den Tagen nochmal gucken, wie ich das verwurste in einem TikTok.
00:36:02: Ole Liebl: Schauen wir mal, vielleicht ist an einem Dienstag schon was raus,
00:36:04: Ole Liebl: aber zumindest an Zahlen.
00:36:05: Ole Liebl: Aber also jetzt, wenn die Folge hier erscheint, aber für ein TikTok muss ich
00:36:10: Ole Liebl: mir nochmal ein bisschen Zeit nehmen, weil ich finde, das ist ein sehr sensibles
00:36:12: Ole Liebl: Thema und das muss man auch entsprechend vorbereiten. hier kann ich das besprechen
00:36:16: Ole Liebl: und kann ein bisschen das einbetten und auch sagen, wo diese Überlegung herkommt.
00:36:21: Ole Liebl: Auf Social Media muss ich immer davon ausgehen, dass Leute dann mit zwei Minuten
00:36:24: Ole Liebl: Informationen konfrontiert werden und überhaupt nicht wissen,
00:36:26: Ole Liebl: aus welcher Position heraus ich eigentlich spreche und warum ich dieses Thema
00:36:29: Ole Liebl: auch überhaupt anbringe.
00:36:32: Ole Liebl: Und das muss, finde ich, sehr, sehr präzise geframed werden.
00:36:35: Ole Liebl: Jetzt sind wir aber schon fast 40 Minuten bei dieser Diskussion und ich würde
00:36:40: Ole Liebl: gerne so langsam auf das Thema Sportbetten kommen.
00:36:44: Ole Liebl: Als du mir das Thema gesagt hast, war ich so, okay, ich habe in meinem Leben,
00:36:47: Ole Liebl: noch keine offizielle Wette abgeschlossen im Wettbüro.
00:36:50: Ole Liebl: Und ich sind wirklich zwei,
00:36:53: Ole Liebl: Dinge, die sich, also ich meine, okay, ich habe jetzt gerade drei Tonnen Holz
00:36:57: Ole Liebl: gemacht, irgendwie vom Nachbarn aus dem Hof hier neben mein Haus geschleppt,
00:37:02: Ole Liebl: also ich bin durchaus in einer körperlichen Verfassung, möchte ich mal sagen.
00:37:06: Simon David Dressler: Ja, das klingt schon sehr männlich. Also Holz hacken und Holz aufschichten und
00:37:11: Simon David Dressler: so, das klingt schon toll.
00:37:14: Simon David Dressler: Also ich würde auch gerne auf den Ausgang von dieser sportlichen Betätigung
00:37:18: Simon David Dressler: würde ich jetzt gerne wetten.
00:37:19: Simon David Dressler: Und es gibt wahrscheinlich, es gibt eine Seite, es gibt mehrere Seiten,
00:37:23: Simon David Dressler: die mir das wahrscheinlich ermöglichen, dass ich auf das Ergebnis von dem Holz
00:37:27: Simon David Dressler: hacken von Ole Liebel mit Ethereum oder Bitcoin wetten kann. Okay, stopp.
00:37:33: Ole Liebl: Welche Seiten sind das und warum nur Bitcoin und Ethereum?
00:37:36: Ole Liebl: Okay, dann müssen wir wirklich jetzt, du musst mich jetzt wahrscheinlich wie
00:37:40: Ole Liebl: die ZuschauerInnen von Anfang an abholen, also ganz bei null.
00:37:45: Simon David Dressler: Also, ich bin vor ein paar Tagen, also erstmal, ich habe vor sechs Tagen meine
00:37:50: Simon David Dressler: Masterarbeit abgegeben, das heißt, dieses Thema ist rum, rum, rum, rum.
00:37:54: Ole Liebl: Ich habe keine Wetten darauf abgeschlossen.
00:37:57: Simon David Dressler: Man kann ab jetzt Wetten auf meine Note abschließen. Nein, Spaß, kann man nicht.
00:38:03: Simon David Dressler: Und ich bin im Nachgang dann in so ein kleines emotionales Tief gefallen,
00:38:09: Simon David Dressler: weil ich auf einmal nicht mehr so viel zu tun hatte.
00:38:12: Simon David Dressler: Also ich habe die letzten eineinhalb Monate jeden Tag mindestens acht bis zehn
00:38:18: Simon David Dressler: Stunden mich mit dieser Arbeit beschäftigt. Und dann war die fertig und dann
00:38:21: Simon David Dressler: hatte ich auf einmal sehr viel Zeit diese Woche.
00:38:24: Simon David Dressler: Und ich habe mir so oft ausgemalt, was ich mit dieser ganzen Zeit anfangen werde,
00:38:28: Simon David Dressler: wenn ich mal wieder Zeit habe.
00:38:29: Simon David Dressler: Und dann hatte ich sie auf einmal und dann wusste ich gar nicht mehr,
00:38:34: Simon David Dressler: wo ich anfangen soll. Und im Endeffekt habe ich dann gar nichts gemacht.
00:38:36: Simon David Dressler: Und dementsprechend konnte ich in so ein paar Rabbit-Holes fallen.
00:38:40: Simon David Dressler: Und ein Rabbit-Hole, in das ich gefallen bin, war über ein YouTube-Video.
00:38:44: Simon David Dressler: Ich weiß leider nicht mehr, wie der Kanal hieß. ich glaube, Coffee Silla oder
00:38:50: Simon David Dressler: so, der hat ein Video gemacht über Sportwetten in den USA.
00:38:54: Simon David Dressler: Und das war mir in diesem Ausmaß nicht klar, was das für ein Ding ist.
00:39:01: Simon David Dressler: Sportwetten waren die allermeiste Zeit in den USA in allen Bundesstaaten verboten,
00:39:07: Simon David Dressler: bis auf einen Bundesstaat, nämlich Nevada, wo Las Vegas ist.
00:39:11: Simon David Dressler: Und Las Vegas hat eine relativ faszinierende Geschichte,
00:39:15: Simon David Dressler: dass es quasi der einzige Bundesstaat lange war, wo überhaupt so Sachen wie
00:39:19: Simon David Dressler: Glücksspiel erlaubt war, was mit der Entstehung von Las Vegas als Mecca des
00:39:26: Simon David Dressler: Glücksspiels zu tun hatte. Da will ich jetzt gar nicht drauf eingehen.
00:39:29: Simon David Dressler: Aber 2018 hat während der ersten Trump-Präsidentschaft der Supreme Court eine
00:39:35: Simon David Dressler: Grundsatzentscheidung getroffen, nämlich dass Sportwetten nicht per se legal sind.
00:39:41: Simon David Dressler: Und im Nachgang zu dieser Supreme Court Entscheidung haben mittlerweile 37 der
00:39:47: Simon David Dressler: 50 US-Bundesstaaten Glücksspiel legalisiert.
00:39:51: Simon David Dressler: Und das war 2018 so.
00:39:54: Simon David Dressler: Seitdem ist das Geschäft mit Sportwetten in den USA explodiert.
00:40:00: Simon David Dressler: Also anders kann man es gar nicht nennen. Ich habe hier Zahlen über den Umsatz
00:40:04: Simon David Dressler: von Wettanbietern. Und ich werde jetzt einfach mal so den Jahren nach vorlesen.
00:40:09: Simon David Dressler: 2017 gab es de facto kein Online-Sportwetten in den USA.
00:40:14: Simon David Dressler: Es gab wirklich 0,0. Also der Umsatz war 0.
00:40:18: Simon David Dressler: Es gab nicht Online-Umsatz von Wettanbietern. Das war bei 5 Milliarden Dollar jährlich.
00:40:26: Simon David Dressler: 2018 wurde das eben ausgeweitet auf potentially alle Bundesstaaten.
00:40:33: Simon David Dressler: Da war es dann so, dass der Umsatz, der nicht online erwirtschaftet wurde,
00:40:40: Simon David Dressler: ist ungefähr bei 5 Milliarden Dollar geblieben.
00:40:43: Simon David Dressler: Online wurde ein Umsatz erwirtschaftet von 0,8 Milliarden. Ein Jahr später,
00:40:49: Simon David Dressler: 2019, 5,4 Milliarden online, 2020 17,3 Milliarden,
00:40:57: Simon David Dressler: 2021 50,3 Milliarden, 2022
00:41:03: Simon David Dressler: 86,1. Na gut. 2023 113,8 Milliarden Dollar.
00:41:10: Ole Liebl: Okay, das ist krass.
00:41:11: Simon David Dressler: Und der Anteil von dem Real, also von quasi nicht-online-Sportwetten umsetzen,
00:41:17: Simon David Dressler: ist fast immer gleich geblieben.
00:41:19: Simon David Dressler: Also der war immer so zwischen 5 und jetzt, 2023, waren es bei so 8, 7 oder 8 Milliarden.
00:41:26: Simon David Dressler: Aber diese Graphen habe ich vor mir, diese Graphen gehen einfach senkrecht nach
00:41:33: Simon David Dressler: oben. Das ist komplett Wahnsinn.
00:41:35: Simon David Dressler: Und vielleicht haben das auch schon einige von euch da draußen an den Kopfhörern
00:41:40: Simon David Dressler: gemerkt, man bekommt immer mal wieder so Werbung, entweder im Kino,
00:41:46: Simon David Dressler: vor dem Film oder auf Social Media von Wettanbietern mit einer absurden Auswahl
00:41:53: Simon David Dressler: von Prominenten. Also wirklich A-Promis.
00:41:56: Simon David Dressler: Also von Dwayne Johnson, Aaron Paul, also Aaron Paul, der Typ aus Breaking Bad,
00:42:02: Simon David Dressler: Kevin Hart, Jamie Foxx. Es ist Wahnsinn.
00:42:06: Simon David Dressler: Und ich habe mich schon länger gefragt, woher kommt das eigentlich?
00:42:09: Simon David Dressler: Woher haben diese ganzen Wettanbieter überhaupt das Geld?
00:42:14: Simon David Dressler: Also wo ist es entstanden?
00:42:17: Simon David Dressler: Und dieses YouTube-Video, was ich vor ein paar Tagen geschaut habe,
00:42:20: Simon David Dressler: hat mir so ein bisschen die Antwort darauf gegeben.
00:42:21: Simon David Dressler: Es war diese Entscheidung vom Supreme Court von vor sieben Jahren,
00:42:25: Simon David Dressler: dass er gesagt hat, gut, wir öffnen dieses Geschäft.
00:42:28: Simon David Dressler: Also wir machen dieses Geschäft jetzt einfach potenziell in allen US-Bundesstaaten legal.
00:42:34: Simon David Dressler: Und dadurch haben diese ganzen Wettanbieter und Apps und Websites eine Schwämme
00:42:41: Simon David Dressler: von Investorengeld bekommen mit einem de facto unendlichen Marketingbudget.
00:42:47: Simon David Dressler: Weil der Markt, den sie erobern, der der zu erobern war, ist eben absurd groß,
00:42:52: Simon David Dressler: wie an diesen Umsatzzahlen, die ich gerade vorgelesen habe, zu sehen ist.
00:42:56: Simon David Dressler: Also sie hatten im Prinzip unendlich viel Marketinggeld von Leuten,
00:42:59: Simon David Dressler: die gesagt haben, wir investieren jetzt einfach rein.
00:43:01: Simon David Dressler: Das ist aber noch nicht alles also das ist schon schlimm genug,
00:43:05: Simon David Dressler: es war dann so dass in dem Artikel, den ich gelesen habe, wo die Umsatzzahlen
00:43:11: Simon David Dressler: vorkamen, die ich gerade vorgelesen habe wurde auch erörtert, wie die
00:43:16: Simon David Dressler: wie zum Beispiel Google Suchanfragen über das Thema, bin ich spielsüchtig in
00:43:22: Simon David Dressler: derselben Weise angestiegen sind, also dass Leute einfach wirklich es ist wirklich
00:43:29: Simon David Dressler: Wahnsinn so
00:43:31: Simon David Dressler: In diesem YouTube-Video, was ich gesehen habe, wurde die neueste,
00:43:36: Simon David Dressler: ich weiß gar nicht, wie man das beschreiben kann,
00:43:41: Simon David Dressler: das neueste Höllengeschöpf dieser Konstellation wurde vorgestellt oder besprochen, nämlich Cheddar.
00:43:50: Simon David Dressler: Cheddar ist ein Service, den gibt es,
00:43:54: Simon David Dressler: der ist noch nicht öffentlich, also der wurde bisher nur angekündigt und der
00:43:58: Simon David Dressler: vermarktet sich im Prinzip als eine Mischung aus, sag ich mal,
00:44:02: Simon David Dressler: klassischem Sportwettenanbieter, TikTok und Tinder.
00:44:06: Ole Liebl: Klingt absolut schlimm.
00:44:08: Simon David Dressler: Es ist...
00:44:09: Ole Liebl: Machen das Leute freiwillig?
00:44:10: Simon David Dressler: Es ist wirklich der absolute Gipfel von einem spekulativen Kapitalismus,
00:44:17: Simon David Dressler: der die Leute wirklich einfach ruinieren will.
00:44:21: Simon David Dressler: Also, da wurden dann auch so Previews gezeigt von diesem Service namens Cheddar,
00:44:26: Simon David Dressler: wo man dann quasi wie in Tinder so ein Stack hat, wo man einfach durchswipet.
00:44:31: Simon David Dressler: Aber das sind halt keine Menschen, sondern Wetten.
00:44:34: Simon David Dressler: Also nicht nur, dass man halt auf das Ergebnis von irgendeinem Footballspiel
00:44:38: Simon David Dressler: wettet, sondern wird dieser Spieler in diesem Spiel eine Knieverletzung haben.
00:44:44: Simon David Dressler: Und dann swipet man halt in die eine Richtung oder in die andere Richtung.
00:44:47: Simon David Dressler: Und das geht einfach durch wie TikTok.
00:44:50: Simon David Dressler: Also das ist dann so Video quasi drunter gelegt und man sieht,
00:44:55: Simon David Dressler: vielleicht auch irgendwie KI generiert, auf was man wettet. Und das ist so eine...
00:45:00: Simon David Dressler: Also wenn ich das Wort Dystopie irgendwie fassen müsste, dann wäre es,
00:45:04: Simon David Dressler: dann käme es dem ziemlich nah.
00:45:05: Simon David Dressler: Vor allem in den USA, wo die Haushaltsverschuldung halt so absurde Höhen angenommen hat.
00:45:13: Ole Liebl: Also jetzt die private Haushalt.
00:45:15: Simon David Dressler: Genau, also quasi pro Haushalt. Dass es so grotesk ist,
00:45:18: Simon David Dressler: dass die Leute einfach überhaupt schon so nicht mehr über die Runden kommen,
00:45:21: Simon David Dressler: ohne dass sie irgendwie Credit Card Debt, also Kreditkartenschulden anhäufen,
00:45:26: Simon David Dressler: was in den USA halt sowieso schon absurd einfach ist, weil das Kreditkartensystem
00:45:30: Simon David Dressler: da anders geregelt ist als in Deutschland,
00:45:33: Simon David Dressler: wo die Kreditkarten halt so funktionieren, dass man sich nicht wirklich darüber verschulden kann.
00:45:39: Simon David Dressler: Und in den USA ist das alles einfach ein bisschen mehr darauf ausgelegt,
00:45:44: Simon David Dressler: dass sich die Leute verschulden.
00:45:46: Ole Liebl: Achso, ich wusste das gar nicht.
00:45:48: Simon David Dressler: Genau, also es ist so, vielleicht kriege ich es noch zusammen.
00:45:50: Simon David Dressler: In Deutschland ist es ja so, man hat quasi eine Kreditkarte und man gibt dann
00:45:54: Simon David Dressler: über den Monat damit Sachen aus und dann taucht es so in der Banking-App als Minus auf.
00:45:59: Simon David Dressler: Also dann hast du, keine Ahnung, 1.500 Euro Minus.
00:46:03: Simon David Dressler: Und dann am Ende vom Monat rechnet die Bank diese 1.500 Euro von deinem eigentlichen Girokonto ab.
00:46:10: Simon David Dressler: Also sie streckt dir das Geld vor und dann bucht sie es ab.
00:46:13: Simon David Dressler: Und in den USA ist das eben so, dass du dir Kreditkarten holen kannst.
00:46:18: Simon David Dressler: Ich weiß nicht, ob alle so funktionieren, ich gehe einfach mal davon aus,
00:46:22: Simon David Dressler: dass man sagt, okay, du hast einen Kreditrahmen von 3.000 Dollar und die maximale
00:46:29: Simon David Dressler: Abbuchung pro Monat ist 200 Dollar.
00:46:33: Simon David Dressler: Das heißt, diese Leute werden dazu angehalten, dass sie diese goldene,
00:46:39: Simon David Dressler: silberne Platin-Karte, die sie bekommen, benutzen wie bescheuert,
00:46:44: Simon David Dressler: 3.000 Dollar ausgeben, weil das ist der Kreditrahmen und dann werden im nächsten
00:46:49: Simon David Dressler: Monat nur 200 abgebucht.
00:46:51: Ole Liebl: Das ist wild.
00:46:52: Simon David Dressler: Und dadurch, und das machst du jeden Monat.
00:46:55: Ole Liebl: Ja.
00:46:56: Simon David Dressler: Und dadurch wirst du
00:46:59: Simon David Dressler: bekommst du das Gefühl, dass es eigentlich free money ist, was du hier gerade bekommst.
00:47:05: Simon David Dressler: Und genau so landen diese Leute in den USA in den Kreditkartenschulden.
00:47:09: Ole Liebl: I see.
00:47:10: Simon David Dressler: Weil das Kreditkartensystem einfach anders funktioniert. Und weil das alles
00:47:15: Simon David Dressler: noch nicht abgefuckt genug ist,
00:47:17: Simon David Dressler: kommen wir jetzt auf diese beiden Websites, die ich am Anfang schon angeteasert
00:47:20: Simon David Dressler: habe, wo man wahrscheinlich darauf wetten kann, wie viel Holzscheite du in einer Stunde
00:47:25: Simon David Dressler: in deinen Kamin stecken kannst oder wie viel Holzscheite du pro Stunde klein
00:47:31: Simon David Dressler: hacken kannst, nämlich Polymarket und Kalschi.
00:47:35: Simon David Dressler: Sagen dir diese Seiten etwas?
00:47:37: Ole Liebl: Polymarket habe ich, das war doch während auch der US-Wahlkampf wegen der Trump-Wahlkampf.
00:47:42: Ole Liebl: Da haben die ja auch gewettet, wer gewinnt.
00:47:43: Simon David Dressler: Genau. Und das war eigentlich der erste große, der Moment, wo diese Websites
00:47:50: Simon David Dressler: in so ein Public Consciousness irgendwie eingetreten sind.
00:47:54: Simon David Dressler: Kalschi ist nämlich, also ich glaube, ich weiß gar nicht, welche Seite von den
00:47:57: Simon David Dressler: beiden größer ist. Ich kannte Polymarket bevor ich Kalschi kannte.
00:48:02: Simon David Dressler: Aber ich glaube, die nehmen sich wahrscheinlich von den Größen her nicht.
00:48:04: Ole Liebl: Von Kalschi habe ich noch nie gehört. Aber ich finde es sowieso immer so krass,
00:48:06: Ole Liebl: wenn solche Seiten so immens riesig sind.
00:48:08: Ole Liebl: Also auch nicht so irgendwelche versteckten B2B-Firmen, Kunden oder so,
00:48:15: Ole Liebl: sondern wirklich für den normalen Consumer-Market ausgerollt mit Milliarden
00:48:19: Ole Liebl: Backup und du hast noch nie von denen gehört.
00:48:21: Ole Liebl: Das wäre so, als würden manche Leute sagen, ja, kennst du Apple?
00:48:25: Ole Liebl: Und die Leute würden sagen, nein. Also, weißt du, was ich meine? Ja, ja.
00:48:28: Simon David Dressler: Und die Frage, die ich mir dabei immer gestellt habe, warum ist es eigentlich
00:48:33: Simon David Dressler: legal, auf die Ausgänge von politischen Wahlen zu wetten?
00:48:37: Simon David Dressler: Wenn ich Leuten davon erzählt habe, war auch immer die erste Frage,
00:48:40: Simon David Dressler: hä, das ist legal? Man kann auf politische Sachen wetten?
00:48:43: Simon David Dressler: Ich war so immer so, keine Ahnung, also apparently.
00:48:47: Simon David Dressler: Auf Polymarket ist es nämlich so, du wettest mit Ethereum. Also du wettest nicht
00:48:51: Simon David Dressler: mit Geld, sondern du kaufst dir Ethereum.
00:48:54: Simon David Dressler: Das ist eine Kryptowährung, die lustigerweise gegründet oder erfunden wurde von Vitalik Buterin.
00:49:01: Simon David Dressler: Der war mal Stipendiat von der Peter Thiel Foundation.
00:49:06: Ole Liebl: Da kommen sie wieder zusammen.
00:49:08: Simon David Dressler: Da kommen sie wieder alle zusammen. Und das ist natürlich auch so,
00:49:11: Simon David Dressler: dass Peter Thiel 70 Millionen Dollar in Polymarket investiert hat. Klar.
00:49:17: Simon David Dressler: Also natürlich, weil natürlich ist es so.
00:49:20: Simon David Dressler: Und dann habe ich so ein bisschen recherchiert, nachdem ich in dieses Rabbit
00:49:23: Simon David Dressler: Hole gefallen bin, weil das im Prinzip die Erweiterung von diesem schon sowieso
00:49:28: Simon David Dressler: abgefuckten Sportwetten-Business, dass man eigentlich auf alles wetten kann.
00:49:31: Simon David Dressler: Und dann bin ich auf einen fantastischen Artikel im Magazin The Atlantic gestoßen The
00:49:37: Ole Liebl: Atlantic hat so geile Sachen.
00:49:39: Simon David Dressler: Das ist wirklich unfassbar von einem Autor namens Mark Novikov
00:49:44: Simon David Dressler: Mit dem Titel The Company Making a Mockery of State Gambling Bands.
00:49:49: Simon David Dressler: Also geht es darum, um die Firma Kalschi, wie sie das Verbot von Sportwetten weiterhin umgeht.
00:49:58: Simon David Dressler: Es ist ja so, ich habe schon erzählt, 2018 wurde das allgemeine Verbot außer
00:50:03: Simon David Dressler: Nevada vom Supreme Court aufgehoben.
00:50:06: Simon David Dressler: Und seitdem wurde es auf 37 Bundesstaaten ausgeweitet.
00:50:09: Simon David Dressler: Also dass man da Sportwetten machen darf. Das heißt, in ein paar,
00:50:13: Simon David Dressler: in 13, ist es weiterhin verboten.
00:50:15: Simon David Dressler: Und Kalschi umgeht das halt einfach. Und Polymarket wahrscheinlich genauso,
00:50:20: Simon David Dressler: indem sie, und jetzt wird es wirklich absurd, indem sie halt sagen,
00:50:24: Simon David Dressler: wir sind gar kein Wettanbieter, sondern wir sind eine Börse für Futures-Geschäfte.
00:50:31: Ole Liebl: Oh, also ein bisschen so auf Börsen-mäßig. Also sie wollen unter Börsensrecht fallen, oder wie?
00:50:37: Simon David Dressler: Nee, wir wollen unter gar kein Recht fallen. Also das wäre ja noch schöner.
00:50:41: Ole Liebl: Nee, so Future-Geschäfte, ich muss halt immer an so Börsenhandel denken,
00:50:45: Ole Liebl: wovon ich auch überhaupt gar keine Ahnung habe.
00:50:47: Simon David Dressler: Genau, also Futures-Geschäfte sind auch echt, also das heißt,
00:50:51: Simon David Dressler: es ist schwer zu verstehen, es ist ein bisschen abstrakt.
00:50:53: Simon David Dressler: Also vielleicht kann ich das an einem kurzen Beispiel erklären.
00:50:55: Simon David Dressler: Also es ist, man kann sich das ein bisschen schwer vorstellen.
00:50:58: Simon David Dressler: Die meisten, vielleicht haben einige von euch The Big Short geschaut,
00:51:02: Simon David Dressler: den wunderbaren Film über den Finanzcrash 2007, 2008. Und da geht es viel um quasi Future-Märkte.
00:51:10: Simon David Dressler: Future-Märkte sind im Prinzip eine Börsenwette, also ein Börsengeschäft,
00:51:17: Simon David Dressler: aber nicht auf konkrete, sofortige Aktienkurse, sondern auf sogenannte Derivate.
00:51:24: Simon David Dressler: Also das sind quasi Derivat-Produkte, weil man auf die Veränderung von einem Kurs wettet.
00:51:31: Simon David Dressler: Also nicht auf den Kurs, sondern auf die Ableitung von dem Kurs.
00:51:34: Simon David Dressler: Ein Future-Geschäft wäre zum Beispiel so, dass eine Airline,
00:51:38: Simon David Dressler: die sagt, okay, wir brauchen in sechs Monaten so und so viel Liter Kerosin.
00:51:43: Simon David Dressler: Und wenn man sagt, der aktuelle Preis ist, keine Ahnung, 1 Euro pro Liter,
00:51:47: Simon David Dressler: dann könnte diese Airline Angst haben, dass dieser Preis steigt.
00:51:50: Simon David Dressler: Und dann kauft sie an der Börse sogenannte Future-Scheine, dass sie zum Beispiel
00:51:57: Simon David Dressler: sagt, in sechs Monaten kaufen wir von Anbieter XY eine Million Liter Kerosin.
00:52:04: Simon David Dressler: Zu einem Preis von 1,05 Euro pro Liter.
00:52:07: Ole Liebl: Und wenn er niedriger ist, dann haben sie Pech gehabt.
00:52:09: Simon David Dressler: Wenn er höher ist, haben sie Glück gehabt. Genau, ganz genau.
00:52:11: Simon David Dressler: Also im ersten Szenario war es dann so, der Preis steigt, wie die Airline Angst
00:52:17: Simon David Dressler: hatte, zum Beispiel auf, keine Ahnung, 1,50 Euro pro Liter.
00:52:20: Simon David Dressler: Und dann hat die Airline aber eben diesen Future-Schein, der ihnen bescheinigt,
00:52:25: Simon David Dressler: dass sie nach diesen sechs Monaten für 1,05 Euro eine Million Liter kaufen dürfen.
00:52:32: Simon David Dressler: Und sie kann natürlich auch Pech haben. und der Preis sinkt und dann kauft sie
00:52:35: Simon David Dressler: halt über den Marktpreis.
00:52:36: Simon David Dressler: Und in diesem Artikel von The Atlantic wird das dann so ein bisschen hergeleitet,
00:52:40: Simon David Dressler: woher das kommt in den USA,
00:52:42: Simon David Dressler: also dass es daher kam, dass die Getreidefarmer immer zu einem Zeitpunkt im
00:52:46: Simon David Dressler: Jahr ihre Sachen geerntet haben und dann gab es halt zu einem Zeitpunkt sehr viel Angebot.
00:52:52: Simon David Dressler: An den, sag ich mal, Getreidemärkten. Und dann den Rest vom Jahr waren die Preise
00:52:59: Simon David Dressler: sehr hoch, weil das Angebot halt niedrig war.
00:53:01: Simon David Dressler: Und dadurch sind so Mittelsmänner entstanden, die quasi Getreide gekauft und
00:53:05: Simon David Dressler: eingelagert haben, um das Jahr über Getreideangebot zu gewährleisten.
00:53:11: Simon David Dressler: Und daraus sind diese Futures-Märkte entstanden von Farmern,
00:53:16: Simon David Dressler: um zum Beispiel eine Missernte abzusichern.
00:53:19: Simon David Dressler: Das ist sehr komplex, aber es lohnt sich, dass man das in diesem Artikel mal
00:53:23: Simon David Dressler: durchliest und dann geht das so weiter und dann kommt der Artikel auf den Gründer
00:53:30: Simon David Dressler: von Kalschi namens Tarek Mansour zu sprechen und darüber,
00:53:35: Simon David Dressler: dass er 2016 während der ersten, also im Vorfeld der ersten Trump-Präsidentschaft
00:53:40: Simon David Dressler: war er Praktikant bei Goldman Sachs
00:53:44: Simon David Dressler: Und hat dann so im Nachhinein erzählt, dass Leute zu diesem
00:53:50: Simon David Dressler: Investmentbank quasi kommen Vielen Dank.
00:53:52: Simon David Dressler: Oder gekommen sind und gesagt haben, ja, macht mal ein Futures-Geschäft um die
00:54:00: Simon David Dressler: politische Eventualität herum, dass Donald Trump Präsident wird oder dass zum
00:54:06: Simon David Dressler: Beispiel der Brexit passiert.
00:54:06: Ole Liebl: Das war erstmalig bei Trump.
00:54:08: Simon David Dressler: Genau. Dass zum Beispiel man eben gesagt hat, ja, wenn man jetzt eine Firma
00:54:13: Simon David Dressler: ist, die zum Beispiel Windturbinen herstellt, so Offshore Wind Farms, Dann ist man,
00:54:20: Simon David Dressler: wenn Donald Trump 2016, also im Vorfeld dieser Präsidentschaft,
00:54:24: Simon David Dressler: hätte man eben gesagt, okay gut, wir sind dann wahrscheinlich nicht auf seiner netten Seite.
00:54:29: Simon David Dressler: Der wird uns wahrscheinlich nicht mögen, wegen Drill, Baby, Drill und so weiter.
00:54:34: Simon David Dressler: Und wenn man dann quasi als diese Firma darauf wettet, dass Donald Trump Präsident
00:54:40: Simon David Dressler: wird, dann steht man finanziell eben besser da. Und das war der Gedanke dahinter.
00:54:45: Simon David Dressler: Und daraus hat dieser Tarek Mansur die Website oder das Unternehmen Kalshi gegründet.
00:54:52: Simon David Dressler: Kalshi steht auch im Artikel, bedeutet alles auf Arabisch.
00:54:56: Simon David Dressler: Also das ist quasi die Alles-Website, die Alles-Plattform.
00:55:01: Simon David Dressler: Und diese Schön demütig.
00:55:04: Simon David Dressler: Wie die Praktikanten bei Goldman Sachs halt so sind. Und diese Website bietet
00:55:09: Simon David Dressler: im Prinzip jetzt diese Future-Geschäfte auf alles an.
00:55:13: Simon David Dressler: Also du kannst auf dieser Website, ich glaube, dass sie eben auch,
00:55:17: Simon David Dressler: das habe ich noch nachgeschaut, auch mit Krypto funktioniert,
00:55:22: Simon David Dressler: genau wie der Konkurrent Polymarket.
00:55:25: Simon David Dressler: Kannst du eben diese Future-Geschäfte abschließen auf politische Wahlen.
00:55:30: Simon David Dressler: Also zum Beispiel eben, wer wurde im letzten Jahr Präsident?
00:55:32: Simon David Dressler: Das war eine riesige Sache auf Polymarket und auf Kalschi.
00:55:37: Simon David Dressler: Und der eigentliche Punkt von diesem Artikel im Atlantic ist,
00:55:41: Simon David Dressler: dass Kalschi daraus auch den Schluss gezogen hat, hey, warum bieten wir nicht
00:55:47: Simon David Dressler: Future-Geschäfte auf die Ergebnisse von Sportereignissen an?
00:55:52: Simon David Dressler: Und dadurch ist auf einmal Sportwetten in jedem Bundesstaat legal,
00:55:58: Simon David Dressler: weil Kalschi ist kein Wettanbieter, also kein sogenannter Bookmaker,
00:56:04: Simon David Dressler: so heißt es auf Englisch,
00:56:06: Simon David Dressler: wo du quasi du mit dem Buchmacher eine Wette abschließt und er eben profitiert, wenn du verlierst.
00:56:14: Simon David Dressler: Sondern Kalschi ist eigentlich eine Börse für Leute, die miteinander wetten.
00:56:22: Simon David Dressler: Und Kalschi macht dann diesen Gewinn nicht dadurch, dass du verlierst,
00:56:26: Simon David Dressler: sondern durch die, es zwackt sich halt bei jeder Transaktion.
00:56:30: Ole Liebl: Ja, so ein bisschen diese Plattformabgaben,
00:56:32: Ole Liebl: wie man das jetzt auch bei Mitfallgelegenheiten und so weiter kennt.
00:56:34: Simon David Dressler: Genau, es ist im Prinzip der Mittelmann.
00:56:39: Simon David Dressler: Und das ist eben so eine, also die Kernfrage, die in diesem Artikel dann verhandelt
00:56:44: Simon David Dressler: wird, ist, was ist eigentlich der Unterschied zwischen Wetten und Investieren?
00:56:50: Simon David Dressler: Und das war schon immer ja eigentlich eine Frage, wo ist da die Grenze dazwischen?
00:56:56: Simon David Dressler: Insbesondere so durch so eine Finanzialisierung vom Kapitalismus,
00:56:59: Simon David Dressler: also wo die Börsengeschäfte im modernen Kapitalismus nicht mehr nur auf die
00:57:05: Simon David Dressler: konkreten Werte von Unternehmen bezogen waren,
00:57:08: Simon David Dressler: sondern eben auf die Ableitungen davon.
00:57:11: Simon David Dressler: Also die Derivate von den Derivaten auf Future-Geschäfte. Es gibt der große Börsencrash 2008,
00:57:20: Simon David Dressler: bestand ja daraus, dass so Schulden oder Schuldenpakete verkauft und gehandelt
00:57:26: Simon David Dressler: wurden und niemand mehr geschaut hat, was überhaupt in diesen Investmentpaketen drin ist.
00:57:31: Ole Liebl: Ja, also deswegen auch diese alte Vorstellung, dass man sagt,
00:57:34: Ole Liebl: ja, investieren handelt sich ja immer noch dabei, dass es irgendwie um Produktivkräfte
00:57:39: Ole Liebl: gibt, auf die man irgendwie setzt.
00:57:40: Ole Liebl: Das hat sich ja spätestens da also völlig erledigt gehabt. Also diesen Mythos
00:57:45: Ole Liebl: kann man einfach nicht mehr aufrechterhalten, wenn dann einfach riesige Pakete
00:57:48: Ole Liebl: geschnürt werden von irgendwelchen Immobilienkrediten.
00:57:50: Ole Liebl: Also was da noch irgendwas mit Wohlstandssteigerung zu tun hat,
00:57:55: Ole Liebl: wie man das aus liberalen Kreisen ja noch kennt, mag man so bezweifeln.
00:57:59: Simon David Dressler: Das ist eine komplett absurde Allokation von Wert. Und Kalschi treibt das Ganze
00:58:05: Simon David Dressler: eigentlich auf die Spitze, indem sie halt sagt, gut,
00:58:08: Simon David Dressler: Es gibt eigentlich keinen Unterschied zwischen Gambling und Investing,
00:58:12: Simon David Dressler: indem wir einfach alles zu einem Future-Geschäft erklären.
00:58:16: Simon David Dressler: Und deswegen ist Sportwetten jetzt im Prinzip in allen Bundesstaaten legal,
00:58:22: Simon David Dressler: weil du halt nicht wettest, sondern du kaufst eine Investmentoption auf ein Sportereignis.
00:58:32: Simon David Dressler: Und indem Kalschi auch sagt, gut, wir fallen nicht unter diese Sportwettenregulation,
00:58:38: Simon David Dressler: nach denen man 21 sein muss in den USA, um da zu wetten.
00:58:42: Simon David Dressler: Und da fallen wir nicht runter. Also geht das bei uns ab 18.
00:58:45: Simon David Dressler: Also man hat auf einmal noch einen größeren Markt. Das ist so krass.
00:58:49: Ole Liebl: Die wissen ja ganz genau, dass sie jetzt nicht nur einen Sportwettenmarkt abgreifen,
00:58:52: Ole Liebl: sondern eben auch Jugendliche.
00:58:54: Simon David Dressler: Ja, genau. Du Jugendliche, also wirklich, mit 18 bist du halt ein Jugendlicher. Du bist ein Teenager.
00:59:01: Simon David Dressler: Und du bist ein geschäftsfähiger Teenager. Und zusammen mit dieser absurd hohen
00:59:08: Simon David Dressler: durchschnittlichen Haushaltsverschuldung in den USA mit diesem Kreditkartengeschäft,
00:59:14: Simon David Dressler: was ich schon so ein bisschen erklärt habe.
00:59:15: Ole Liebl: Ab wann darf man eine Kreditkarte haben in den USA?
00:59:18: Simon David Dressler: Wahrscheinlich auch 18, würde ich das sagen.
00:59:22: Ole Liebl: Müssen wir nochmal nachgucken, wenn wir nicht schon auspacken.
00:59:24: Simon David Dressler: Und wenn nicht, nimmst du die Kreditkarte von deinen Eltern. Das ist ja auch egal.
00:59:31: Simon David Dressler: An jeder Ecke werden die Leute incentivized, sich einfach möglichst hart zu
00:59:37: Simon David Dressler: verschulden und ihnen wird das möglichst einfach gemacht.
00:59:40: Simon David Dressler: Und das also ich bin wirklich, ich konnte es eigentlich gar nicht fassen,
00:59:44: Simon David Dressler: was das für ein Paralleluniversum ist, was sich da aufmacht,
00:59:48: Simon David Dressler: wenn man sich einmal damit beschäftigt.
00:59:50: Simon David Dressler: Ich habe dann auch so geschaut, wie sieht das in Deutschland eigentlich aus?
00:59:52: Simon David Dressler: Also in Deutschland sind Wetten auf politische Ereignisse illegal und Polymarket
00:59:58: Simon David Dressler: und auch Kalschi dürfen eigentlich nicht in Deutschland operieren.
01:00:02: Simon David Dressler: Es geht aber trotzdem, also man kann auf diese Seiten gehen,
01:00:06: Simon David Dressler: ich empfehle euch, geht da bitte nicht hin, weil
01:00:10: Simon David Dressler: Es ist furchtbar, es ist die Hölle auf Erden, die sich da auftut.
01:00:14: Simon David Dressler: Spielsucht ist allgemein, ist einer der, glaube ich, einer der brutalsten Abhängigkeiten,
01:00:18: Simon David Dressler: die man so entwickeln kann.
01:00:20: Simon David Dressler: Und zusammen mit einer ökonomischen Notlage, mit einer allgemeinen Präkarisierung
01:00:26: Simon David Dressler: von dem ganzen öffentlichen Leben, ist das wirklich ein Brandbeschleuniger, sondern das Gleiche.
01:00:32: Simon David Dressler: In Deutschland, ich habe eine Zahl gefunden, die war wirklich krass,
01:00:36: Simon David Dressler: also 2021 waren 2,3% der Gesamtbevölkerung Deutschlands spielsüchtig.
01:00:42: Ole Liebl: 2,3%?
01:00:44: Simon David Dressler: 2,3% hatten ein gestörtes Spielverhalten. Das ist jeder 40.
01:00:49: Simon David Dressler: Von der Gesamtbevölkerung. Also nicht irgendwie Erwachsene oder Leute zwischen 18 und 60.
01:00:55: Ole Liebl: Man muss immer so in die eigene Familie gucken, weißt du? Jeder 40.
01:00:57: Ole Liebl: 40 Leute kriegst du schon schnell zusammen.
01:00:59: Simon David Dressler: Und da könnte man dann auch mal schauen, gut.
01:01:04: Simon David Dressler: Also mich würde wirklich interessieren, Zählt zum Beispiel so Investieren in
01:01:09: Simon David Dressler: irgendwelche komischen Future-Geschäfte, zählt das als gestörtes Spielverhalten?
01:01:14: Simon David Dressler: Nee, weil es ist ja Investieren, es ist ja kein Wetten.
01:01:18: Simon David Dressler: Und deshalb kann man ja dieser Höllen-Plattform namens Kalschi eigentlich dankbar
01:01:23: Simon David Dressler: sein, dass sie diese Absurdität überhaupt mal expliziert hat.
01:01:29: Simon David Dressler: Von wegen, ja, es ist alles Glücksspiel. Also, indem wir sagen,
01:01:33: Simon David Dressler: es ist ein alles Investment, ist auch alles Glücksspiel.
01:01:37: Simon David Dressler: Und es ist wirklich, also man kann nur hoffen,
01:01:39: Ole Liebl: Also diese Verlogenheit der Trennung ist aufgehoben worden.
01:01:42: Simon David Dressler: Durch diese wahnsinnigen Goldman Sachs Praktikanten.
01:01:47: Simon David Dressler: Und ich will vielleicht schließen, also man kann nur hoffen,
01:01:51: Simon David Dressler: dass dieses Scheißsystem bald den Bach runtergeht.
01:01:55: Simon David Dressler: Weil diese Abgründe des modernen Finanzglücksspiels Kapitalismus.
01:01:59: Ole Liebl: Das kannst du doch wahrscheinlich noch politisch hinkriegen,
01:02:01: Ole Liebl: oder wie soll denn sowas funktionieren? Also ich verstehe dann immer nicht,
01:02:05: Ole Liebl: ja, was bedeutet das? Es geht den Bach runter.
01:02:07: Simon David Dressler: Ich meine jetzt den globalen Kapitalismus, nicht nur das...
01:02:10: Ole Liebl: So. Was für eine hehre Hoffnung, Simon David Ressler.
01:02:15: Simon David Dressler: Ja, aber ich, also, wir arbeiten beide dran.
01:02:18: Ole Liebl: Wir arbeiten schwer, wir arbeiten dran.
01:02:21: Simon David Dressler: Genau, das ist, ich wollte einfach das Rabbit Hole so ein bisschen darstellen.
01:02:25: Ole Liebl: Ich bin dir immer dankbar, dass du dann dich in solche Abgründe begibst,
01:02:28: Ole Liebl: weil ich hätte da überhaupt gar keinen Nerv zu und meine Laune wäre sehr schnell
01:02:32: Ole Liebl: sehr schlecht und deswegen kann ich allen Leuten nur empfehlen,
01:02:35: Ole Liebl: statt zu wetten oder zu investieren, lieber Holz machen.
01:02:41: Simon David Dressler: Lieber Holz hacken. Es ist wirklich das Produkt. Es ist eine ehrliche Arbeit.
01:02:45: Ole Liebl: Man schläft besser. In diesem Sinne, Simon.
01:02:49: Simon David Dressler: In diesem Sinne, ich werde jetzt Wir müssen
01:02:51: Ole Liebl: Langsam zu Ende.
01:02:51: Simon David Dressler: Kommen. Ich werde jetzt mich hinlegen und ein paar Wetten auf deine Holz hacken abschließen.
01:02:57: Ole Liebl: Sehr schön. Liebe Leute, bis morgen.
01:03:01: Simon David Dressler: Bis nächste Woche sorry, bis nächste Woche, adieu
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